20 Liter auf dem Kopf

20 Liter auf dem Kopf
Foto: Peter Pauls

Kathrina wächst in dem armen Land Malawi auf – Unser Autor hat sie da getroffen.

Nicht weit vom Haus, in dem Kathrina lebt, liegt der Malawi-See. Er würde von Köln bis Berlin reichen – so groß ist er. Den Menschen am Ufer liefert er Wasser und Fisch als Nahrung. Das Land Malawi im südlichen Afrika ist ein Binnenland. Das heißt, es hat keinen Zugang zum Meer. Aber dafür hat Malawi den See. In keinem anderen See auf der Welt gibt es so viele Fischarten. Die Bewohner Malawis nennt man die freundlichsten Menschen Afrikas. Das stimmt. Es kann geschehen, dass du von Fremden zum Mittagessen eingeladen wirst. Kathrina ist 14 Jahre alt und wir haben sie gefragt, wie sie ihre Zeit so verbringt. Das begann mit einer Überraschung.

Foto: Peter Pauls

Der Morgen

Kathrina steht nämlich schon um fünf Uhr morgens auf, kurz vor Sonnenaufgang. Dann macht sie den Platz vor dem kleinen Haus sauber, in dem ihre Familie schläft. Das sind elf Menschen. Du würdest dich wundern, wie schmutzig es über Nacht werden kann. Blätter fallen herab, die Ziegen haben geköttelt, der Wind hat Abfall durch das Dorf geweht. Eine Müllabfuhr gibt es nicht. Nach dem Fegen geht Kathrina zweimal zum See, um Wasser zu holen. Die schweren 20-Liter-Eimer trägt sie auf dem Kopf. Das sieht elegant aus. Aber es ist doch anstrengend. Kathrina ist ins Schwitzen gekommen und geht ein drittes Mal zum See, um sich zu waschen. Dann zieht sie ihre Schuluniform an und macht sich auf den Weg zum Unterricht.

Die Schule

Eine halbe Stunde läuft Kathrina und auf dem Weg trifft sie viele Freundinnen. Sie sind 96 Kinder in einer Klasse. Das ist eine völlig normale Größe und wundert niemanden. Manche Kinder laufen mehr als eine Stunde zur Schule. Niemand beschwert sich darüber. Englisch ist Kathrinas Lieblingsfach. „Das ist eine so schöne Sprache“, sagt sie und auch das Fach Sozialkunde gefällt ihr. Hier wird viel erklärt über das Zusammenleben der Menschen.

Foto: Peter Pauls

Die Mittagspause

Von 12 bis 14 Uhr ist Mittagspause. Kathrina läuft schnell nach Hause. Sie hat nicht gefrühstückt. Die Speisekammer ist zu leer und die neue Ernte noch nicht reif. Aber jetzt gibt es etwas zu essen. Auch das ist nicht selbstverständlich. In den vergangenen Jahren blieb oft der Regen aus und ein Schädling fraß die Ernte weg. Dann gab es nur abends Maisbrei zu essen. Deswegen hilft die Deutsche Welthungerhilfe aus Bonn Kathrinas Familie und anderen Menschen aus Malawi seit einem guten Jahr, Gärten mit vielen verschiedenen Gemüsesorten anzulegen. Dann ist es nicht so schlimm, wenn eine Sache mal nicht so gut wächst.

Der Nachmittag

Schon wieder Schule. Von 14 bis 17 Uhr. Dann gibt es noch Hausaufgaben. Fast 100 Kinder zu unterrichten, ist mühsam für alle. Wenn Kathrina auf dem Heimweg Hunger auf Süßigkeiten hat, stellt sie sich unter einen Mango-Baum und wirft Steine in die Luft. Irgendwann fällt eine der köstlichen Früchte herunter. Doch dann beeilt Kathrina sich, um zu Hause das Tageslicht für ihre Hausaufgaben zu nutzen.

Foto: Peter Pauls

Der Abend

Wenn es Maisbrei gibt, ist die Stimmung gut, obwohl der sehr fad schmeckt. Kathrina kümmert sich um ihre kleinen Brüder Foster (2 Jahre) und Peter (4 Jahre). Meist sind die zwei lieb. Dann schaut sie, was noch im Haushalt gemacht werden muss. Um 20 Uhr wird die Kerze gelöscht und alle gehen zu Bett. Kathrina und ihre Freundinnen müssen, wie überall in Afrika, ihren Teil zum Haushalt beitragen. Der Vater arbeitet in der Stadt, die Mutter auf dem Feld und selbst die Großmutter schleppt Sand, um etwas dazu zu verdienen. Aber Kathrina ist schon eingeschlafen. Um fünf Uhr muss sie ja wieder aufstehen.

Von Peter Pauls