Noten für’s Klima?

Heute startet die Klimakonferenz in Madrid. Lisa Göldner (29), Klima-Expertin bei Greenpeace ist bei der Klimakonferenz in Madrid dabei. Wir haben mit ihr gesprochen.
Jedes Jahr treffen sich die Regierungschefs und -chefinnen aller Länder der Erde zu einer Konferenz über den Klimaschutz. Zwei Wochen lang diskutieren sie dann und suchen nach Lösungen, um die Klimakrise aufzuhalten. Dabei verhandeln sie zum Beispiel über finanzielle Hilfe für ärmere Länder, damit sie sich Klimaschutz leisten können. Es geht aber auch darum, was jedes einzelne Land zu Hause tun muss, um den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid (CO2) zu senken. Und diese Konferenzen gibt es schon seit 1995 – dieses Jahr findet das Treffen zum 25. Mal statt.
Welche Meilensteine gab es in dieser Zeit?
2015 haben zum Beispiel alle Länder einen Vertrag abgeschlossen: das Pariser Klimaabkommen. Das ist der größte Meilenstein aus meiner Sicht. Alle Staaten haben darin versprochen, dass sie alles tun werden, damit sich unser Planet nicht weiter erhitzt und eine katastrophale Klimakrise verhindert wird.
Halten sich die Regierungschefs an ihr Versprechen?
Das große Problem ist, dass sie sich zwar das Ziel gesetzt haben, die Klimakrise aufzuhalten, aber: Alle Staaten der Erde tun gerade noch viel zu wenig, um es zu erreichen. Es gibt sogar einzelne Länder, die gar nicht mehr mitmachen wollen, zum Beispiel die USA. Das ist natürlich für die internationale Klimapolitik ein großes Problem. Aber ich denke, wenn einzelne Länder gar nicht mehr mitmachen wollen, dann müssen sich reiche Länder wie Deutschland und die Europäische Union besonders stark für den Klimaschutz engagieren.
Worum geht es dieses Mal konkret bei der Klimakonferenz in Madrid?
Aktuell diskutieren die Länder über die Spielregeln für das Pariser Klimaabkommen.. Auf einen Großteil der Regeln haben sie sich schon geeinigt. Jetzt geht es beispielsweise um den sogenannten Handel mit Emissionszertifikaten. Das bedeutet: Staaten sollen sich einen bestimmten Ausstoß von CO2 erkaufen dürfen – das Kohlendioxid soll dann dafür in anderen Ländern eingespart werden. Wie genau dieser Handel funktionieren soll, wird jetzt besprochen. Es geht bei der Konferenz aber auch darum, wie wir als Weltgemeinschaft uns noch mehr anstrengen können, um das Klima zu schützen.
Was wünschen Sie sich von der Klimakonferenz?
Ich wünsche mir, dass alle Regierungschefinnen und -chefs auf die Warnungen der Wissenschaft und die Wünsche der Bevölkerung hören – und sich beim Klimaschutz mehr anstrengen. Sie müssen uns das Versprechen geben, bis zur nächsten Klimakonferenz in Großbritannien im Jahr 2020, ihre nationalen Klimaziele nachzubessern.
Glauben Sie, dass das passieren wird?
Ich hoffe es. Ich hoffe sehr, dass die Regierungschefs auf die Wissenschaft hören und auch auf die Wünsche der vielen Schülerinnen und Schüler, die bei FridaysForFuture mitmachen. Ich bin optimistisch, dass es funktionieren kann, dass sich alle Länder mehr anstrengen. Es wird zwar schwierig, aber es kann gelingen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir jetzt alle auf die Straße gehen und uns dafür einsetzen. Eine Zukunft ohne Klimakrise kommt nicht von allein.
Was bedeuten eigentlich die Beschlüsse, die auf der Klimakonferenz gefasst werden, für uns in Deutschland?
An die Ziele, die die Länder vereinbaren, müssen sich alle halten. Unsere Politiker in Deutschland reden momentan viel, handeln aber nicht. Unser CO2-Ausstoß ist in den vergangenen Jahren kaum gesunken. So können wir nicht weiter machen. Für Deutschland bedeuten die internationalen Ziele, dass wir dringend aufhören müssen, Kohle, Erdöl und Erdgas zu verbrennen, und wir müssen die Massentierhaltung stoppen. Stattdessen müssen wir mit Wind und Sonne Energie erzeugen und besser mit unserer Umwelt umgehen.
Hat das konkrete Auswirkungen für ein Kind in Köln?
Definitiv. Wenn Deutschland den Klimaschutz endlich ernst nimmt, wird es in Köln zum Beispiel mehr Busse geben. Es wird sicherer werden, mit dem Fahrrad in die Schule zu fahren. Und e wirs gefördert werden, dass mehr Menschen vegetarisch leben.
Worum wird es auf der nächsten Klimakonferenz im Jahr 2020 gehen?
Im Pariser Abkommen steht, dass die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzt werden soll. Wenn wir so weiter machen wie bisher, wird sich unser Planet aber um mindestens 3 Grad erwärmen. Unsere Anstrengungen reichen also nicht aus – und das wissen auch alle Staaten. Deswegen haben sie die Hausaufgabe bekommen, bis zur Konferenz in Großbritannien ihre einzelnen nationalen Klimaziele zu verbessern.
Das Gespräch führte Jennifer Wagner