Verzweifelt gesucht: Lehrerinnen und Lehrer

Es fehlt an Lehrkräften in Deutschland. Die Politik hat verschiedene Ideen, wie man das Problem lösen könnte. So richtig gut funktioniert bisher aber keine.
Unterricht fällt aus, AGs können nicht stattfinden, der Schulchor wird gestrichen und so weiter. Vielleicht hast du so etwas an deiner Schule auch schon bemerkt. Denn in Deutschland besteht ein Problem, ein riesengroßes sogar: Es gibt zu wenig Lehrkräfte. Viele Tausend Stellen von Lehrerinnen und Lehrern können derzeit nicht besetzt werden.
Wie kann man das Problem lösen? Darüber machen sich Fachleute gerade jede Menge Gedanken. „Alles, was jetzt passiert, sind kurzfristige Notmaßnahmen“, sagt Heinz-Peter Meidinger. Er ist Chef des Deutschen Lehrerverbands und setzt sich für die Interessen der Lehrerinnen und Lehrer ein. Wenn man sich mit Herrn Meidinger unterhält, benutzt er oft Wörter wie dramatisch oder katastrophal. Er glaubt, dass der Lehrkräftemangel noch etwa 20 Jahre andauern könnte.
Unterrichtszeit reduziert
In manchen Bundesländern versucht man das Problem an einzelnen Schulen dadurch zu lösen, dass man die Unterrichtszeit reduziert: Die Kinder sollen nur noch vier Tage in der Woche zur Schule, der Rest läuft über Homeschooling. Das kennst du bestimmt noch aus der Zeit der Corona-Pandemie. Herr Meidinger hält das für keine gute Idee: „Je weniger Stunden, desto geringer ist der Lernerfolg. Das haben Untersuchungen gezeigt.“
Gleichzeitig gibt es die Idee, dass Lehrkräfte länger arbeiten sollen. „Das wirkt sich kurzfristig vielleicht positiv aus, langfristig wird es aber eher schaden“, sagt der Fachmann. Viele Lehrerinnen und Lehrer können zum Beispiel gar nicht länger arbeiten, weil sie zu Hause selbst Kinder haben.
„Am besten sofort“
In letzter Zeit ist außerdem oft von Quereinsteigern und Quereinsteigerinnen die Rede. Das sind Leute, die zuvor etwas anderes gearbeitet haben und dann in den Lehrberuf wechseln. „Das hat es schon immer gegeben. Aber früher gab es bestimmte Standards“, erklärt Herr Meidinger. Die Leute mussten ein schulnahes Fach studiert haben, etwa Deutsch, Biologie oder Mathematik. Zudem mussten sie eine spezielle Ausbildung in der Schule machen, ein sogenanntes Referendariat. Dabei lernt man, wie man mit Kindern umgeht und ihnen etwas beibringt. Für den Beruf ist das wichtig
Diese Regeln wurden weitgehend abgeschafft. „Man braucht unheimlich viele Leute und zwar am besten sofort“, erklärt der Fachmann. Für eine gute Ausbildung fehle schlichtweg die Zeit. Das hat Auswirkungen auf die Qualität des Unterrichts. Viele Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen hören auch schnell wieder auf, weil sie mit dem Beruf überfordert sind. Das sei aber nicht die Schuld dieser Leute, meint Herr Meidinger. „Die Verhältnisse sind schuld daran“, sagt er.
Von Stefanie Paul (dpa)