Leckerschmecker

Leckerschmecker
Foto: Arton Krasniqi

Ob bei den „Veedelszöch“ oder beim Rosenmontagsumzug: Wenn in Köln Karneval gefeiert wird, dürfen Kamelle nicht fehlen.

Das Wort hast du bestimmt schon einmal gehört: Kamelle nennt man im Kölner Dialekt Bonbons. Dass kleine und große Jecken nicht nur zur Karnevalszeit gerne Kamelle naschen, können die Bonbonmacher Stephan Löhr und Kanika Kaltenberg bestätigen. In ihrem „Kamellebüdchen“ in der Kölner Altstadt stellen sie das ganze Jahr über bunte und fruchtige Bonbons, Lutscher und Zuckerstangen her. „Auf den Namen für unseren Laden sind wir schnell gekommen. Wir sind aus Köln, hier nennt man Bonbons eben Kamelle und ein kleines Geschäft ist ein Büdchen“, erzählt Stephan. Das „Kamellebüdchen“ ist aber nicht nur ein Kiosk, in dem man Süßigkeiten kaufen kann, sondern eine richtige Bonbon-Manufaktur: Hier werden die Kamelle und Lutscher per Hand gemacht. Duda hat Stephan und Kanika besucht und zusammen mit sechs Kindern bei einem Bonbonkurs herausgefunden, wie die Naschereien entstehen.

Foto: Arton Krasniqi

Echte Handarbeit

Ein süßer Duft liegt im „Kamellebüdchen“ in der Luft. „Es riecht nach dem Zucker, den wir gerade aufkochen“, erklärt Kanika, „als Erstes muss er auf 150 Grad erhitzt werden“. Weil das sehr heiß ist, bereiten Stephan und Kanika die honigfarbene Masse aus Zucker, Wasser und Glukose (Zuckersirup) für die Kinder vor. Wenn sie etwas abgekühlt ist, kommt ein Aromastoff für den Geschmack, zum Beispiel Himbeere, hinzu. Heute soll ein weißes Bonbon mit rosa und blauen Streifen am Rand und einem schwarzen Smiley-Gesicht in der Mitte entstehen. Dafür wird noch weiße, rosa, blaue und schwarze Lebensmittelfarbe in je eine Portion der Zuckermasse gegeben.

Foto: Arton Krasniqi

„Bonbonmachen ist eine Sache der Temperatur. Die heiße Masse darf nur so weit abkühlen, dass man sie gut kneten kann, also auf circa 80 bis 90 Grad“, erklärt Stephan. „Beim Kneten sind Muckis gefragt“, sagt Kanika und lacht, „manchmal haben wir abends richtig Muskelkater“.

Foto: Arton Krasniqi

Bonbons und Lollis

Wenn die Masse gut durchgeknetet und geschmeidig ist, werden die verschiedenfarbigen Portionen zu einem Muster angeordnet und zu einer großen Rolle geformt. Die wird an einem Ende vorsichtig immer weiter in die Länge gezogen, bis eine ganz dünne Rolle daraus geworden ist. Sie ist nun nur noch so dick wie ein einzelnes Bonbon. Wenn sie abgekühlt und hart geworden ist, sind die Kinder dran. Mit einem Spatel werden kleine Stücke von der Zuckerstange abgehackt: Fertig sind die Bonbons!

Franka und Pauline beim Bonbonhacken. Foto: Arton Krasniqi

Gleichzeitig entstehen am Nachbartisch Lutscher. Jeweils eine weiße, eine rosa und eine blaue Rolle aus Zuckermasse werden zu einer Stange ineinandergedreht, die anschließend zu einer runden Schnecke gerollt wird. In die wird der Lutscherstiel aus Holz gesteckt. Mit dem Spatel kann man kleine Kerben in die runden Schnecken drücken, sodass ein Herz oder eine Blume daraus wird. Auch die Verpackung darf nicht fehlen: Die fertigen Lollis kommen in durchsichtige Tütchen, die mithilfe einer Maschine zugeklebt wird.

Franka, 9 Jahre (links): „ Ich fand es gut, dass wir erst einmal zuschauen durften. Ich habe schon überlegt, ob ich genug Kraft fürs Kneten habe und war froh, dass wir das nicht machen mussten, sondern direkt die Lutscher formen und die Bonbons hacken durften.“

Pauline, 10 Jahre (rechts): „Vor zwei Jahren habe ich im Frankreich-Urlaub mal eine Bonbonfabrik besucht, aber auf Französisch nicht so gut verstanden, wie das geht. Mir hat gefallen, dass wir selbst Bonbons und Lollis machen durften, das hat schon beim ersten Versuch ziemlich gut geklappt.“

Victoria und Frederic. Foto: Arton Krasniqi

Victoria, 11 Jahre (links): „Beim Lutscherdrehen musste man sich ganz schön beeilen, ehe die Masse zu hart wurde. Sonst hat man da ganz schnell eine Delle drin, wo keine sein soll, oder man sieht am Ende einen Fingerabdruck auf dem Lolli.“

Frederic, 9 Jahre (rechts): „Am spannendsten fand ich, die Lutscher zu machen. Beim Bonbonhacken muss man aufpassen, dass man mit dem Spatel auf die richtige Stelle der Zuckerstange und sich nicht aus Versehen auf die Finger haut.“

Stephan, Justus und Lasse. Foto: Arton Krasniqi

Justus, 12 Jahre (links): „Ich war schon einmal in einer Bonbonmanufaktur in Bremen. Das war super, die war richtig groß. Heute fand ich cool, das ich das auch selbst einmal ausprobieren konnte. Am besten finde ich Lutscher, die sind einfach lecker.“

Lasse, 7 Jahre (rechts): „Beim Lollidrehen hab ich die Runden am besten hinbekommen. Lutscher habe ich am liebsten, mir hat aber alles Spaß gemacht und es ging auch gut nachzumachen. Ich feiere gerne Karneval und freue mich auf die Süßigkeiten.“

Stephan Löhr und Kanika Kaltenberg. Foto: Arton Krasniqi

Zuschauen erlaubt

Im Kamellebüdchen darfst du während der Öffnungszeiten zusehen, wie Bonbons und Lutscher entstehen. Im hinteren Teil des Ladens können Besucher mitverfolgen, wie die Süßigkeiten hergestellt werden. In speziellen Kursen für Kinder kannst du im Kamellebüdchen auch selbst Bonbons hacken, Lutscher drehen und Lollies herstellen. Dafür muss man sich anmelden, die Termine findest du auf der Website. Stephan und Kanika lassen sich ständig neue Bonbonsorten und Motive einfallen, für Karneval haben sie zum Beispiel Kamelle mit einem Clownsgesicht oder dem Schriftzug „Alaaf“ gemacht.

Kamellebüdchen
Auf dem Rothenberg 9a, 50667 Köln
www.kamellebuedchen.de

Von Doreen Reeck