Jede Figur bekommt eine eigene Stimme

Jede Figur bekommt eine eigene Stimme
Ein Buch zum Hören, das findet Jan richtig klasse. Foto: Claudia Irle-Utsch/dpa

Der Schauspieler Jona Mues bereitet sich gründlich vor, wenn er etwas vorlesen möchte. Er überlegt, wie er den gedruckten Text besonders lebendig klingen lassen kann

Leonard Federspiel ist ein wenig blass, vielleicht auch ein bisschen schüchtern. So taugt er eigentlich nicht zum Helden. Dennoch soll der Elfjährige der Retter eines unsichtbaren Reiches werden. Seine Geschichte erzählt die Autorin Tania Messner in „Sansaria – Träume der Finsternis“. Die Abenteuer von Leonard kann man lesen oder anhören. Denn es gibt sie als Buch mit 366 Seiten und als 647 Minuten langes Hörbuch.

Der Schauspieler Jona Mues hat schon viele Hörbücher eingelesen. Er überlegt sich für jede Figur eine andere Stimme. Foto: Arek Glebocki/Theater Koblenz/dpa

Der Schauspieler Jona Mues hat den ersten Band der „Sansaria“-Reihe im Tonstudio eingelesen. Dafür brauchte er ungefähr eine Woche. „Pro Tag schaffen wir ungefähr 100 bis 120 Minuten des später fertigen Hörbuchs“, sagt er. Wichtig ist, dass der Hörbuch-Sprecher seinen Text bestens kennt. Dafür muss er sich gut vorbereiten.

Vier Probeläufe

Viermal liest Jona Mues das ganze Buch, bevor er für die Aufnahme bereit ist. „Beim ersten Mal lese ich das Buch einfach komplett durch“, berichtet er. Beim zweiten Lesen macht er kleine Zeichen in den Text. So markiert er, wo er Pausen beim Sprechen machen möchte. Er notiert sich auch, wenn er besonders laut oder ganz leise, langsam oder schnell erzählen will.

Viele gute Bücher bekommt man auch als Hörbuch Foto: Sven Hoppe/dpa

Der nächste Arbeitsschritt ist für Jona Mues besonders wichtig: Jetzt nämlich denkt er sich verschiedene Stimmen aus. „Ich versuche, jeder Figur eine eigene Stimme zu geben“, sagt er. Wie diese Stimme klingt, hängt auch von der Beschreibung der Figuren im Buch ab. Winzig kleine Gestalten sprechen zum Beispiel eher piepsig. Große, starke Wesen bekommen mehr Tiefe. Wenn Jona Mues all diese Vorarbeiten abgeschlossen hat, dann liest er das Buch ein weiteres Mal laut durch – und zwar so, wie es sich später als Hörbuch anhören soll.

Aufwärmen ist wichtig

Bei „Sansaria“ ist ihm das vielstimmige Lesen besonders gut gelungen. Das findet jedenfalls die Kinderjury vom Deutschen Hörbuchpreis. Sie hat dieses Kinderhörbuch zum besten des Jahres 2023 gekürt. Man merke, dass Jona Mues das Einlesen richtig Spaß gemacht habe, fanden die Kinder. Kein Wunder: Der Schauspieler liebt solche Geschichten: Er ist ein Fan von Fantasy und Science Fiction. Hätte ihm „Sansaria“ nicht gefallen, dann hätte er das Hörbuch auch nicht eingelesen, sagt er.

In der Buchhandlung gibt es nicht nur Bücher zu kaufen, sondern auch Hörbücher. Foto: Claudia Irle-Utsch/dpa

Noch etwas ist Jona Mues wichtig: das Aufwärmen. Sprechen ist schließlich wie Sport, denn die Stimmbänder werden von Stimmmuskeln gesteuert. Gerade jene Figuren, die böse oder düster klingen, belasten die Stimme beim Sprechen besonders. Fürs geschmeidige Sprechen ist eine Tasse Tee gut. Milch eher nicht, sagt Jona Mues: „Dann macht die Stimme Schmatzgeräusche.“

Von Claudia Irle-Utsch (dpa)