Zu Besuch in der KVB-Leitstelle

Etwa 800 000 Menschen sind jeden Tag mit den Kölner Verkehrsbetrieben (abgekürzt KVB) unterwegs. In der Leistelle kümmern sich viele Menschen darum, dass sie alle möglichst pünktlich ankommen. Wir haben für dich die Leitstelle besucht und uns von dem Chef, Paul Timmer, erklären lassen, was hier genau passiert.
Du stehst an der Haltestelle. Dein Blick wandert hin und her: Von der elektronischen Anzeige, auf der steht, dass die Bahn in einer Minute kommen soll. Zum Gleisbett mit den Schienen, den dicken Steinen und Zigarettenstummeln. Zurück zur elektronischen Anzeige. Wo bleibt die Bahn denn? Dass alle Züge pünktlich unterwegs sind – darum kümmert sich bei den Kölner Verkehrs-Betrieben (abgekürzt KVB) die Leitstelle. Jeden Tag, rund um die Uhr, sitzen hier bis zu zehn Mitarbeiter vor vielen Bildschirmen und einer riesengroßen Leinwand und behalten die elf Bahnlinien und den gesamten Busverkehr im Blick.
Wie wird Überprüft?

Wenn es ein Problem gibt, zum Beispiel einen Unfall, arbeiten viele Menschen gleichzeitig an dem Problem. Dann heißt es nämlich: Ganz schnell reagieren. (Foto: Bause)
Wenn du die Leitstelle betrittst, dann fällt dein Blick zuerst auf eine riesengroße Leinwand. Sie besteht aus 48 einzelnen Monitoren und ist insgesamt 21 Meter lang und 3,50 Meter hoch. Das ist etwa so lang wie drei Fußballtore nebeneinander und höher als ein Tor. Die Wand ist in drei Abschnitte eingeteilt: Rechts siehst du auf einer großen Karte das gesamte Straßenbahnnetz und die Bewegung der Züge. In der Mitte erkennst du Videos verschiedener Haltestellen. Die werden von den Kameras aufgenommen, die an allen unterirdischen und vielen oberirdischen Haltestellen sind. Sie helfen den Leuten in der Leitstelle bei der Überprüfung. Auf der linken Karte siehst du das Straßenbahnnetz mit Stromverbindungen. Denn die Mitarbeiter müssen auch wissen, ob der Strom, mit dem die Bahnen fahren, überall funktioniert.
Was ist ein Rückstau?
Auf der rechten Karte mit dem Straßenbahnnetz können die Mitarbeiter sehen, wo welche Bahn gerade lang fährt. Jede Strecke ist in viele kleine Abschnitte unterteilt. In der Nähe der Haltestelle Poststraße ist zum Beispiel gerade ein Bereich weiß – doch dann wird er orange. „Das heißt, dass gerade ein Zug in den Abschnitt eingefahren ist“, sagt Paul Timmer. Ein blauer Abschnitt bedeutet, dass dort gerade zwei Züge hintereinander fahren. Sind jedoch zwei Abschnitte blau, heißt das: Stau. Denn jetzt sind ja vier Züge direkt nacheinander unterwegs. So entsteht ein Rückstau. Das passiert zum Beispiel morgens oder abends, wenn die Linien 3, 4, 16 und 18 kurz hintereinander in die Haltestelle Neumarkt einfahren wollen – und viele Leute ein- und aussteigen. Dann gibt es einen Rückstau und die nächsten Bahnen müssen warten, bis sie in die Haltestelle fahren dürfen. Diese Situation klärt sich oft nach ein paar Minuten von selbst.
Was passiert beim Unfall?
Manchmal gibt es aber auch andere Gründe für einen Stau. Es kann zum Beispiel sein, dass eine Bahn ein technisches Problem hat und in der Haltestelle stehen bleiben muss. Oder dass auf einer Strecke, die über die Straße läuft ein Autounfall passiert ist und der Wagen die Gleise blockiert. Leider gibt es manchmal auch Unfälle, bei denen Fahrradfahrer oder Fußgänger von der Bahn angefahren werden. „In jedem Fall ruft der Bahnfahrer dann in der Leitstelle an“, sagt Paul Timmer. Dann geht es rund: Viele Mitarbeiter arbeiten jetzt gleichzeitig an dem Problem. Sie beruhigen den Straßenbahn-Fahrer, informieren die Polizei, die Stadt Köln, den Krankenwagen oder den Abschleppdienst. Sie tippen auch einen Text für die elektronische Anzeige an der Haltestelle, damit die Fahrgäste informiert sind.
Wie lange dauert es noch?
Die kleine elektronische Tafel an der Haltestelle informiert dich darüber, welche Bahn als nächstes kommt. Manchmal steht dort „2 Minuten“, aber dann dauert es doch noch fünf Minuten bis die Bahn da ist. Das ist aber nicht die Schuld der Leitstelle – sondern der Technik. Es funktioniert nämlich so: Zwischen den Schienen sind in regelmäßigen Abständen kleine blaue Kästen im Boden. Vielleicht hast du die schon mal gesehen. Sie heißen „Meldeempfänger“. Wenn eine Bahn an Rudolfplatz losgefahren und über einen blauen Kasten gefahren ist, weiß der Computer, dass es jetzt im Regelfall drei Minuten bis Neumarkt dauert – und das wird dann angezeigt. Wenn jetzt aber ein Stau ist oder die Bahn zu lange an einer Ampel steht, verzögern sich diese drei Minuten. Das kann der blaue Kasten aber nicht wissen. Und du stehst am Neumarkt – und starrst abwechselnd von der Anzeige auf die Gleise.
Von Angela Sommersberg