Weihnachtsgeschichte Teil 3: Himmlischer Besuch
Der Kinder- und Jugendbuchautor Frank Maria Reifenberg hat für euch eine Weihnachtsgeschichte in vier Teilen geschrieben. Hier lest ihr Teil 3.
„Zuerst sollten wir die Tatorte genau untersuchen“, sagt Tim. Das hat er im Fernsehen schon oft gesehen: Fußspuren untersuchen, Fingerabdrücke sichern, Zeugen befragen.
Sie laufen von einem Haus zum anderen, schauen in den Höfen, neben den Haustüren, fragen Frau Kröhlemeier, die den ganzen Tag am Fenster sitzt, ob ihr etwas aufgefallen ist. Nichts.
„Rollos Schicksal ist besiegelt“, seufzt der Weihnachtswichtel. „Wir müssen dem Wunschzetteldieb eine Falle stellen“, sagt Tim. „Uns auf die Lauer legen und ihn auf frischer Tat erwischen.“ „Aber Rollos Chef kommt doch schon morgen und prüft, ob Rollo eine guter Wichtel ist!“, gibt Rollo zu bedenken. „Ein Wichtel, dem die Wunschzettel abhanden kommen, wird nie befördert!“ „Dann müssen neue Wunschzettel herbei“, sagt Laura. „Wir kennen alle Kinder in der Straße. Wir schreiben neue Wunschzettel, verteilen sie und legen uns auf die Lauer. Wenn der Dieb wieder auftaucht schnappen wir ihn.“ Die Idee ist gut, finden auch Tim und Rollo. Sie schleichen sich in Tims Zimmer und holen den großen Zeichenblock und Tims Briefpapier, das Tante Carola ihm letztes Jahr geschenkt hat, hervor. Hellblaues Briefpapier mit dunkelblauen Blumen! Kein Junge auf der ganzen Welt würde so etwas benutzen, aber jetzt kommt das Zeug gerade richtig.
Neue Wunschzettel
„Ich übernehme die Mädchen und du die Jungs“, schlägt Laura vor. „Das ist am einfachsten.“ „An wen sollen wir schreiben?“, will Tim von Rollo wissen. „Ans Christkind oder an den Weihnachtsmann?“ „Rollo sammelt alle Wunschzettel, egal an wen“, antwortet der Wichtel. Also schreibe ich abwechselnd ans Christkind und den Weihnachtsmann, denkt Tim und legt los, denn Laura hat schon zwei fertig. Schreiben ist nicht so richtig Tims Stärke. „L-i-e-b-er W-e-i …“, murmelt er. „Still“, zischt Laura. „Du bringst mich durcheinander.“ Tim schreibt leise weiter.
„Hast du auch keinen vergessen?“, fragt Laura zum Schluss. „Heinrich, Möhre, Kevin …“, geht Tim noch einmal alles durch. Er kichert. Für Möhre hat er einen Barbie-Camper in Knallpink gewünscht. Tim weiß genau, dass Möhre sich eigentlich eine elektrische Autorennbahn mit drei Loopings wünscht.
Verkehrte Welt
„Rollo, du musst die Wunschzettel nun an den Orten verstecken, wo du sie sonst einsammelst“, befiehlt Tim. „Rollo wird noch verrückt“, sagt der Weihnachtswichtel. „Alles verkehrt herum. Rollo versteckt die Wunschzettel, statt sie zu holen.“
Gerade als sie fertig sind, ertönt über den Köpfen der drei ein Rauschen. Tim glaubt auch ein leises Klingen von Glöckchen zu hören. Etwas rieselt hinab auf seine Schultern. Zuerst denkt Tim, es habe plötzlich angefangen zu schneien, aber es ist ein silberner Staub.
„Ho-Ho-Hooo …“, ertönt eine tiefe Stimme. „Oh nein“, seufzt Rollo. „Der Chef.“ Tim und Laura drehen sich um. Da steht er. „Der … der … W-w-w …“, stottert Tim, aber weiter kommt er nicht.
Frank Maria Reifenberg
