„Sprache ist das Allerwichtigste“

„Sprache ist das Allerwichtigste“
Kirsten Boie hat schon viele bekannte Kinderbücher geschrieben. (Foto: dpa)

Kirsten Boie (65) kommt aus Hamburg. Sie hat  etwa 100 Kinder-Bücher veröffentlicht und viele Preise bekommen.  Jetzt hat sie ein kluges Kinderbuch geschrieben, dass die Geschichte von zwei syrischen Kindern auf der Flucht nach Deutschland erzählt. Am 14.3. liest sie Schülern in Köln aus „Bestimmt wird alles gut“ vor. Wir haben mit ihr gesprochen und erfahren, wie das Buch entstanden ist.

In Ihrem neuen Buch „Bestimmt wird alles gut“ erzählen Sie von zwei Flüchtlingskindern aus Syrien. Wie ist die Idee entstanden?

Kirsten Boie: Ich wohne in einem kleinen Ort in der Nähe von Hamburg. Seit 2014 sind bei uns Flüchtlinge und viele Nachbarn kümmern sich um sie. Die beiden Flüchtlingskinder aus dem Buch habe ich durch eine Freundin kennengelernt. Ich habe die Kinder zu Hause in ihrer Wohnung besucht und mich mit ihnen unterhalten. Sie konnten damals schon gut Deutsch. Ich habe sie eigentlich nur gefragt, wie es zu Hause in Syrien war, aber dann haben sie mir auch viel vom Krieg und ihrer Flucht erzählt.

Das Buch ist also eine wahre  Geschichte. Auf der lit.Cologne lesen Sie aus dem Buch, auch andere Autoren machen Veranstaltungen zu Flüchtlingen. Warum ist das wichtig?

Kirsten Boie bei einer Lesung (Foto: dpa)

Kirsten Boie bei einer Lesung (Foto: dpa)

Boie: Gerade für Kinder ist es schwer, sich vorzustellen, was die Flüchtlinge alles auf sich genommen haben. Man hört ja immer nur Sachen im Fernsehen. Gerade gibt es in Deutschland auch viele Leute, die schlecht über  Flüchtlinge sprechen und Sachen sagen wie „Die nehmen uns unsere Jobs und die billigen Wohnungen weg“. Aber den Flüchtlingen ging es zu Hause ja wirklich schlecht. Seine Heimat verlässt man nur, wenn es nicht anders geht. Deswegen ist es gut, auch mal eine wahre Geschichte von Kindern zu hören.

Sind die Lesungen zu Ihrem Buch „Bestimmt wird alles gut“ anders?

Boie: Ja! Die Kinder sind sehr konzentriert und  lassen sich richtig auf die Geschichte ein. In der Fragerunde danach wollen viele auch wissen, wie sie helfen können.

Was antworten Sie dann?

Boie: Dass die deutschen Kinder sich in der Schule um die Flüchtlingskinder kümmern, mit ihnen spielen, ihnen Wörter beibringen oder sie auch mal zu sich nach Hause einladen können. Am wichtigsten ist es jetzt, dass die Flüchtlingskinder hier in Deutschland schnell Freunde finden.

Im Buch steht oben der deutsche Text und unten der arabische. Warum haben Sie das so gemacht?

Boie: Ich wollte nicht nur über diese Menschen erzählen, sondern dass sie die Geschichte auch selbst lesen können. Ich weiß, dass Leute, die mit Flüchtlingen arbeiten, das Buch verwenden. Eine Lehrerin hat mir geschrieben, dass sie das Buch mit ihrer Klasse gelesen hat. Dort gab es einen Jungen aus Syrien, der danach zum ersten Mal aus seiner Vergangenheit erzählt hat. Das ist natürlich toll.

Für das Mädchen in Ihrem Buch ist es schwer, dass sie kein Deutsch kann. Wie wichtig ist es für Flüchtlinge, die Sprache zu lernen?

Boie: Das ist das Allerwichtigste, sonst bleiben diese Menschen immer Fremde. Die Erwachsenen brauchen Deutsch, um zu arbeiten und Geld zu verdienen, die Kinder, um in der Schule mitzukommen und neue Freunde zu finden.

Das Gespräch führte Angela Sommersberg

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