Eine laaange Geschichte

Eine laaange Geschichte
Die zwei Spitzen des Doppelturms sind das Erkennungszeichen des Doms. (Foto: dpa)

Ja, es sind Herbstferien. Trotzdem haben wir eine kleine Rechenaufgabe für dich: Wie viel ist 1880 minus 1248? Warte, wir rechnen auch mal kurz nach. Die Antwort lautet: 632. So lange hat es gedauert, bis der Kölner Dom fertig gebaut war.

Am 15. Oktober 1880 wurde die Fertigstellung der großen Kirche offiziell gefeiert. Auch der deutsche Kaiser kam dafür damals nach Köln. Doch warum hat das überhaupt so lange gedauert? Und noch wichtiger: Wenn der Dom fertig ist – warum hängen dann heute noch Gerüste an dem Gebäude?

Die Kirche Groß St. Martin (Mitte) und der Kölner Dom (ganz rechts). Foto: dpa

Wie ging es los?

Vor einigen Jahrhunderten wurden die Gebeine der Heiligen Drei Könige nach Köln in den Alten Dom gebracht – so wird die Vorgängerkirche vom Kölner Dom genannt. Weil die Knochen der Heiligen für die Christen so wichtig sind, kamen viele Menschen nach Köln, um zu beten. Deswegen wurde vor knapp 800 Jahren beschlossen: Die Gebeine sollen in einer besonders prächtigen Kirche liegen!

Deshalb wurde die alte Kirche nach und nach abgerissen und an ihrer Stelle der neue Kölner Dom gebaut. Im Jahr 1248 legte der Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden den ersten Stein dafür.

Warum gab es einen Baustopp?

Moderne Baukräne mit Motoren, Bagger, Presslufthammer: All diese Technik hatten die Bauarbeiter damals noch nicht. Deswegen dauerte der Bau von so einer riesigen Kirche länger als ein Menschenleben. Trotzdem ging es gut voran: Im Jahr 1322 wurde der Chor geweiht – das ist der Teil der Kirche, in der der Hochaltar und der Schrein der Heiligen Drei Könige stehen. Die Handwerker machten weiter.

Doch dann, etwa 270 Jahre nach der Grundsteinlegung, stoppten die Bauarbeiten. Experten vermuten, dass es kein Geld mehr für den Dombau gab und der Baustil mittlerweile als unmodern galt. Niemand wollte sich mehr für den Dom einsetzen.

Foto: Thilo Schmülgen

Wie wurde weitergebaut?

Gut 300 Jahre lang wurde nicht mehr am Dom gebaut. Doch dann, im 19. Jahrhundert, entdeckten viele Leute die Schönheit der Gebäude und Kunst aus dem Mittelalter wieder. Und sie sagten: Es ist traurig, dass der Dom nicht vollendet ist. Lasst ihn uns weiterbauen! Immer mehr Menschen waren dafür. Im Jahr 1842 begannen die Handwerker der Dombauhütte, den Dom weiter zu bauen.

Kölner Bürger und Menschen aus ganz Deutschland und anderen Ländern gründeten sogar einen Verein und spendeten Geld, damit der Dom fertig gebaut werden konnte. Den Verein gibt es übrigens heute noch.

Der damalige Dombaumeister baute die Kirche nach den Plänen aus dem Mittelalter weiter. Weil es nun aber neue Maschinen gab, ging der Bau viel schneller voran als damals. Im Jahr 1880 war alles fertig. Es gab ein großes Fest, zu dem auch Kaiser Wilhelm I. nach Köln kam.

Der Kölner Dom, der 1945 als einziges Bauwerk aus den Trümmern der Stadt hervorragt. Foto: dpa – Bildfunk

Was wird heute noch gebaut?

Seit 140 Jahren ist der Dom also fertig. Warum arbeiten dann trotzdem noch heute 100 Mitarbeiter aus der Dombauhütte am Kölner Dom? Dafür gibt es mehrere Gründe. Einerseits ist der Dom ein riesiges und sehr filigranes Gebäude. Hier geht immer mal etwas kaputt, das repariert werden muss. Vor allem die schön verzierten Steine leiden unter Wind und Regen, aber auch unter der Kölner Luft mit dem vielen Auto- und Bahnverkehr.

Andererseits gibt es auch heute noch Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg. Viele Bomben wurden damals über der Stadt von Flugzeugen abgeworfen. Zwar ist der Dom zum Glück stehen geblieben, aber trotzdem wurde er an vielen Stellen getroffen.

Eine gute Nachricht zum Schluss: Die Reparaturen am Nordturm sind fast fertig. Das Gerüst, was dort hängt, soll im nächsten Jahr abgebaut werden. Und dann kannst du die beiden Türme endlich für kurze Zeit ohne Gerüst bewundern!

Von Angela Sommersberg

Buchcover. Artwork: Bachem-Verlag

Noch mehr Dom

Willst du noch mehr über den Kölner Dom wissen? Unsere Autorin hat gemeinsam mit Dombaumeister Peter Füssenich und Robert Boecker das Buch „Kölner Dom – Wie geht das?“ geschrieben. Es richtet sich an Kinder ab acht Jahren, ist im Bachem Verlag erschienen und kostet 16,95 Euro.