Die Rückkehr der Autokinos

Die Rückkehr der Autokinos
Foto: Car Watch, Köln Connection GmbH

Kino ist etwas Tolles! Einen Film auf der großen Leinwand zu erleben, sich in die großen, bequemen Sitze zu fläzen und dabei Popcorn knabbern – das macht das Filmeschauen zu einem richtigen Erlebnis. Aber hattest du schon mal einen Film durch die Windschutzscheibe im Auto angeschaut? Das geht im Autokino – und das ist gerade ziemlich beliebt.

Foto: Car Watch, Köln Connection GmbH

Filme vom Auto aus ansehen

Autokinos gibt es schon ziemlich lange. Das allererste Autokino wurde im Jahr 1933 in den USA eröffnet. Wie du dir sicher schon gedacht hast, schaut man im Autokino einen Film aus seinem eigenen Auto heraus. Das heißt, alle Besucher fahren mit ihren Autos auf einen großen Platz vor einer riesigen Leinwand und parken dort. Den Kinofilm guckst du dann ganz gemütlich mit deinen Eltern von eurem Auto aus an. Aber wie geht das eigentlich? Klar, die Leinwand, auf der der Film gezeigt wird, seht ihr vom Auto aus. Und wie ist es mit dem Ton? Man kann bei so einer großen Veranstaltung unter freiem Himmel nicht einfach große Lautsprecher anbringen wie im normalen Kino oder auf einem Konzert. Denn das könnte für die Umgebung zu laut werden. In frühen Autokinos gab es deswegen Lautsprechersäulen neben jedem Parkplatz für die Autos, damit man den Ton ganz nah hören konnte. Später konnte man sich kleine Lautsprecher direkt innen an die Fensterscheibe des Autos hängen. Heute funktioniert der Ton oft über das eigene Autoradio.

Foto: Car Watch, Köln Connection GmbH

Ein beliebtes Ausflugsziel

Die Autokinos wurden in den USA schnell total beliebt. Vor allem in den 1950er und 1960er Jahren. Das kam deshalb, weil sich zu dieser Zeit fast alle Familien und Bürger in Amerika ein eigenes Auto leisten konnten. Viele herkömmliche Kinos waren außerdem sehr teuer. Autokinos waren wesentlich günstiger, sodass es sich viel mehr Menschen leisten konnten, dorthin zu gehen. Manchmal gab es für Kinder sogar Spielplätze auf dem Gelände. So konnten sie spielen und gleichzeitig einen Film gucken, ist das nicht cool? Aus Amerika kam der Trend Autokino auch schnell nach Deutschland. Hier waren sie zwischen den 60er und 80er Jahren im Trend. Das erste Autokino in Nordrhein-Westfalen eröffnete in Köln-Porz im Jahr 1967. Das Kino gibt es auch noch heute. Seit ungefähr 1984 wurden Autokinos dann nicht mehr so viel besucht. In dieser Zeit wurde nämlich das Privatfernsehen und die Videokassetten eingeführt. Zu Hause sitzen und gemütlich fernsehen und Filme gucken war vorher gar nicht möglich gewesen. Das kann man sich kaum vorstellen, weil es für uns heute so selbstverständlich ist. Da man nun auch zu Hause Filme auf Videokassette anschauen konnte, fuhren die Leute nicht mehr so oft ins Autokino.

Foto: Car Watch, Köln Connection GmbH

Autokinos heute

Das hat sich aber in den letzten Monaten wieder geändert. Auf einmal sind Autokinos wieder richtig im Trend. Der Grund dafür ist das Coronavirus. Veranstaltungen mit vielen Menschen wurden verboten und auch in normale Kinos durfte man nicht gehen. Aber in Autokinos war es relativ leicht, die wichtigen Abstandsregeln und Hygienevorschriften einzuhalten. So konnte man trotz der Einschränkungen einen schönen Ausflug machen. Weil so viele Menschen auf einmal ins Autokino wollten, wurden sogar viele neue Kinos eröffnet. Vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie gab es in Deutschland nur 20 Autokinos. Anfang Juni waren es dann schon 200 Autokinos. Heute läuft einiges ein bisschen einfacher als in den Autokinos von früher. Den Ton zu übertragen, ist zum Beispiel einfacher: Statt mit einem Lautsprecher neben dem Auto, kann man den Ton des Films per Radio übertragen. Dafür müssen die Veranstalter eine bestimmte Radiofrequenz bei der Bundesnetzagentur „reservieren“, damit niemand anders die Frequenz benutzen kann. Besucher im Autokino können diese Frequenz dann in ihrem Autoradio ganz einfach einstellen und den Filmton aus ihrem eigenen Autolautsprecher hören.

Foto: Car Watch, Köln Connection GmbH

Noch mehr Events

Schnell wurde klar, dass in einem Autokino auch andere Events stattfinden können, die sonst verboten sind. Zum Beispiel erhielt die Kölsche Band „Brings“ im April eine Sondergenehmigung für ihr Konzert im Autokino Köln-Porz. Dabei trat die Band auf einer kleinen Bühne vor der Leinwand auf und das ganze wurde mit Kameras für die Besucher auf der Leinwand übertragen. Auch hier kommt der Ton über das eigene Autoradio. Obwohl es ein wenig komisch ist, bei einem Konzert im Auto sitzen zu bleiben und nicht draußen zu tanzen, hatten alle viel Spaß. Anstatt Applaus gibt es am Ende für die Band ein Hup- und Lichtkonzert als Dankeschön. Weil das „Drive-In-Konzert“ so gut ankam, übernahmen auch andere Autokinos das Konzept. Auch die Band „Kasalla“ spielte in Kölner Autokinos. Aber auch Konzerte mit Klassikmusik oder Comedy-Shows finden inzwischen in Autokinos statt. Das ist nicht nur toll für die Besucher, die so auch mal rausgehen und Veranstaltungen besuchen können. Auch für die Veranstalter und Bands sind solche Events wichtig, denn sie verdienen ihr Geld damit und dürfen sonst wegen der Corona-Einschränkungen gar nicht auftreten. Auf diese Weise haben alle etwas davon.

Von Anica Tischler