Dario kämpft dafür, dass man schon ab 16 wählen darf
Dario Schramm (16) möchte mit einer Petition erreichen, dass Jugendliche bei der Bundestagswahl schon ab 16 Jahren wählen dürfen. Wir haben mit ihm gesprochen!
Bundestagswahl
An diesem Sonntag, den 24. September, wählen die Menschen in Deutschland einen neuen Bundestag. Dieser wählt dann einige Zeit später den Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin.
Bei der Wahl dürfen aber nur Menschen ihre Stimme abgeben, die mindestens 18 Jahre alt sind. Das ist in allen anderen europäischen Ländern auch der Fall – nur in Österreich dürfen die Menschen schon mit 16 Jahren den Bundeskanzler wählen.
Bei den Kommunalwahlen dürfen Jugendliche in Nordrhein-Westfalen allerdings seit einiger Zeit bereits mit 16 Jahren ihre Stimme abgeben.
Zur Person: Dario Schramm
Dario Schramm ist 16 Jahre alt und besucht die Gesamtschule in Paffrath. Bekannt wurde Dario im Mai diesen Jahres , weil er sich in einer anderen Online-Petition dafür einsetzte, dass die Klausur der Zentrale Englisch-Prüfung der 10. Klasse wiederholt werden sollte. Die Klausur sei zu schwierig gewesen.
Das fanden auch 44.000 andere, die seine Petition unterschrieben haben. Das NRW-Schulministerium entschied daraufhin, dass die am meisten kritisierte Aufgabe aus der Bewertung herausgenommen wurde. Wer wollte, konnte die Englisch-Klausur auch freiwillig nachschreiben.
Dario, Du hast im Internet eine Petition, eine Bitte, gestartet und möchtest, dass Menschen schon ab 16 Jahren zur Bundestagswahl gehen dürfen. Warum?
Ich finde einfach, dass die Menschen, die jetzt 16 oder 17 Jahre alt sind und teilweise schon in ihren Ausbildungsberufen arbeiten, auch auf politischer Ebene ihren Alltag mitbestimmen dürfen sollen. Es ist unfair, dass das nicht geht. Wir sind diejenigen, die politische Entscheidungen in der Zukunft ausbaden oder genießen dürfen. Deshalb sollte jeder mitbestimmen dürfen.
Wie wird das bei Deinen Freunden aufgenommen?
In jeder Altersstufe gibt es Leute, die sagen, dass sich die Jüngeren nicht für Politik interessieren und deshalb nicht mitbestimmen dürfen. Aber es gibt viele Leute in meinem Alter, die sehr wohl ein Verständnis dafür haben, wofür die Parteien stehen und warum es gut ist, wählen zu dürfen.
Welche politischen Themen beschäftigen dich denn ganz besonders?
Ich interessiere mich besonders für Schulpolitik, aber auch generell für soziale Gerechtigkeit oder den Mindestlohn. Das sind ja auch Themen, die Leute in meinem Alter betreffen.
Warum interessierst du dich überhaupt für Politik?
Ich hab auch einige Zeit gebraucht, um es zu merken: Aber ich bin überzeugt, dass wählen gehen das Wichtigste ist, was wir dürfen – wenn wir das Recht dazu haben. Wir lenken damit unser Leben und wir wären blöd, wenn wir diese Chance nicht nutzen und die Zukunft so mit gestalten.
Glaubst du nicht, dass 16- und 17-Jährige noch zu unreif sind, um zur Wahl zu gehen?
Das ist zu pauschalisierend. Ich möchte überhaupt nicht sagen, dass alle zu 100 Prozent mit Politik vertraut sind. Aber auch 16- und 17-Jährige können genauso viel Ahnung von Politik haben wie 18- oder 19-Jährige.
Reicht es dir nicht, dass 16- und 17-Jährige bereits auf kommunaler Ebene mitwählen dürften – also in ihrer Stadt oder Gemeinde?
Ich finde, das ist ein wichtiger Schritt, aber wir sollten mehr gehört werden. Jede Wahl, bei der das Wahlalter abgesenkt wird, ist ein guter Schritt, aber es sollte bei allen Wahlen so sein.
Bei der Bundestagswahl dürfen 16- und 17-Jährige noch nicht mitwählen. Hast du weitere Pläne, wie Du Dich für eine Absenkung des Wahlalters einsetzen willst?
Mein Ziel ist es, das für die nächste Altersgeneration zur Bundestagswahl im Jahr 2021 zu schaffen. Die Petition wird weiterlaufen und ich werde weiterhin versuchen, die Petition zu verbreiten und mit Politikern ins Gespräch zu kommen. Es gibt ja schon einige Parteien, die für die Wahl ab 16 sind. Jetzt ist es das Ziel die anderen mit ins Boot zu bekommen.
Wie kann man sich denn schon als junger Mensch in der Politik engagieren?
An jeder Schule gibt es zum Beispiel die Schülervertretung. Das ist schon ein erster Schritt, an dem man sich beteiligen kann, auch wenn es nur Schulpolitik ist. Ich finde auch, dass Petitionen eine Möglichkeit sind, mit denen man sich beteiligen kann – egal wie alt man ist und auch wenn nicht immer alle Petitionen auch erfolgreich sind.
Das Gespräch führte Jennifer Wagner
