„Es kribbelt am ganzen Körper“

„Es kribbelt am ganzen Körper“
Wenn Eisschwimmerin Alisa Fatum aus dem Wasser kommt, zieht sie sich zuerst ihre Socken an. Foto: Louisa Gröbler/dpa


1000 Meter schwimmen – und das im Winter draußen in einem See. Alisa Fatum macht das. Sie nimmt sogar an Wettkämpfen teil und schafft die 1000 Meter im Eiswasser in 12 Minuten und 48 Sekunden. Mit dieser Zeit hält sie den Weltrekord im Eisschwimmen.

Alisa Fatum geht in normalen Badesachen in eiskaltes Wasser. Foto: Jan Woitas/dpa

Im März 2019 startete Alisa Fatum bei der Weltmeisterschaft in Russland. Dort holte sie sich den Weltmeister-Titel und die Gold-Medaille. Einmal oder zweimal in der Woche trainiert die 25-Jährige im Kulkwitzer See. Der liegt bei Leipzig im Bundesland Sachsen. Uns hat Alisa Fatum erzählt, wie es sich anfühlt, durch eiskaltes Wasser zu schwimmen.

Interview

Wie sind Sie zum Eisschwimmen gekommen?
Eigentlich war ich Beckenschwimmerin. Das heißt, ich bin in der Schwimmhalle geschwommen. Irgendwann habe ich das Schwimmen im Freiwasser entdeckt. Freiwasser bedeutet, dass man in Seen, Meeren oder Flüssen schwimmt. Über das Internet habe ich herausgefunden: Man kann auch im Winter im Freiwasser schwimmen. Und dann habe ich es einfach mal ausprobiert.

Alisa Fatum ist Eisschwimmerin, sie geht auch im Winter ins Wasser. Foto: Louisa Grübler/dpa

Im Vergleich zum Hallenschwimmen: Was ist beim Eisschwimmen anders?
Natürlich ist die Temperatur anders: Beim Eisschwimmen sollte das Wasser kälter als fünf Grad sein. Da gibt es einige Dinge zu beachten. Anders als in Schwimmhallen können Eisschwimmer und Eisschwimmerinnen nicht von einem Startblock ins Wasser springen. Denn das kann zu einem Schock führen. Deswegen steigen wir über eine Leiter ins Wasser. Am See laufen wir einfach hinein. So kann sich der Körper an das Wasser gewöhnen.

Wie fühlt es sich denn an, in so eisigem Wasser zu schwimmen?
In Russland war das Wasser null Grad kalt. Es kribbelt und sticht dann im ganzen Körper. So als würden Tausende Ameisen über den Körper laufen. Irgendwann sticht es nicht mehr. Die Hände und Füße sind dann so kalt, dass sie sich wie Klumpen anfühlen. Man hofft dann nur noch, ganz schnell ins Ziel zu kommen. Danach fühle ich mich immer leicht und befreit. Die Freude überwiegt dann den Schmerz.

Finden Sie das Hallenschwimmen mittlerweile langweilig?
Für mich ist das Beckenschwimmen immer noch wichtig. Normalerweise gehe ich fünf Mal in der Woche in die Halle. Dort übe ich meine Schnelligkeit und Ausdauer.

Eignet sich jedes Gewässer zum Eisschwimmen?
Man sollte nur in Gewässern schwimmen, die man kennt. Bei einem Fluss kann die Strömung gefährlich werden. Auf jeden Fall sollte man vorher herausfinden, ob das Schwimmen erlaubt ist. Außerdem ist es besser, nicht allein zu schwimmen.

Was sollte man beim Training am See unbedingt beachten?
Um keine Atemnot zu bekommen, sollte man ruhig ins Wasser gehen. Wenn man aus dem Wasser kommt, sollten warme Kleidung und eine Kanne Tee bereit liegen. Am besten liegen die Sachen oben, die man zuerst wieder anzieht. Da die Füße immer sehr kalt sind, liegen meine Socken ganz oben. Die ziehe ich immer als erstes an.

Das Gespräch führte Louisa Grübler (dpa)

Nicht nachmachen!

Eisschwimmerinnen und -schwimmer tragen ganz normale Badekleidung, also einen Badeanzug oder eine Badehose. Das ist eine Regel bei Wettkämpfen. Sie müssen sich sehr gut darauf vorbereiten, im Winter draußen zu schwimmen. Denn sonst kann es gefährlich werden. Für Kinder ist Eisschwimmen nicht geeignet – also bitte nicht nachmachen! Man kann im kalten Wasser nämlich das Gefühl für den eigenen Körper verlieren. Dann merkt man gar nicht, wie man erfriert. Springt man ins Wasser, kann man einen Schock bekommen und das Bewusstsein verlieren. Eisschwimmer sollten sich regelmäßig von einem Arzt untersuchen lassen, ob sie fit sind. (dpa)