An dieser Schule sind Hörgeräte ganz normal
Hören? Das ist doch kein Problem. Für manche Kinder ist es das aber schon. Zum Beispiel, weil sie einmal krank waren. Für Kinder mit Hör-Problemen gibt es spezielle Schulen. So wie die Schule St. Josef.
Tobias und Melvin schauen sich ein bisschen ratlos an. Was an ihrer Schule besonders ist? Die beiden Jungs überlegen und zucken mit den Schultern. Eigentlich gebe es hier doch gar nichts Besonderes, finden die beiden Grundschüler. Doch dann fällt es Melvin ein: “Ja, klar! Wir haben alle etwas mit den Ohren.” Der Junge mit den strubbeligen Haaren dreht den Kopf zur Seite und zeigt auf sein Ohr. Dort ist ein knallig blaues Hörgerät zu sehen.
Ganz verschiedene Hörgeräte
Dann dreht er den Kopf wieder zurück und zeigt auf seinen Kumpel Tobias. “Er hat kein Hörgerät. Er trägt ein CI. Zeig’s doch mal”, sagt der Zehnjährige. Tobias dreht den Kopf und zeigt hinter sein Ohr. Zwischen seinen Haaren kommt ein kleines, schwarzes Gerät zum Vorschein – ein Coch-le-a Im-plan-tat. Das ist ein spezielles Gerät. Es hilft Tobias beim Hören. “Ohne das Gerät wäre ich so gut wie taub”, erklärt der Neunjährige.
Melvin und Tobias gehen zusammen in die Klasse 4a. Ihre Schule ist in der Stadt Schwäbisch Gmünd. Das ist im Bundesland Baden-Württemberg. Sie ist speziell für Kinder, die Probleme mit dem Gehör haben. Die Probleme sind unterschiedlich: Manche Schüler können zum Beispiel nur bestimmte Töne hören. Bei anderen funktioniert nur ein Ohr. Wieder andere hören so gut wie gar nichts.
Niemand wird ausgelacht
An einer anderen Schule würden Melvin und Tobias vielleicht komisch angeschaut. “Aber an unserer Schule sind Hörgeräte etwas ganz Normales. Hier wird deswegen niemand ausgelacht”, sagt Melvin. An seiner alten Schule war das ein bisschen anders.
Gerade hat die Schulglocke geläutet. Deutsch steht jetzt auf dem Stundenplan. Die Lehrerin geht zu ihrem Pult, zieht ein seltsames Gerät hervor und setzt es sich auf den Kopf. Es ist ein Head-Set (gesprochen: hädsett). Es sieht aus wie Kopfhörer mit Mikrofon vor dem Mund. Neben dem Pult steht noch ein langer, schmaler Lautsprecher. “So etwas haben wir in jedem Klassenzimmer”, verrät Tobias.
Die Lehrer sprechen ein bisschen langsamer und sehr deutlich
Der Lautsprecher macht die Stimme der Lehrerin nicht lauter. Aber er sorgt dafür, dass alle Kinder ihre Stimme gleich gut hören können. Egal, wie weit sie von der Lehrerin weg sitzen. “Unsere Lehrer sprechen auch ein bisschen langsamer als sonst. Und sie reden superdeutlich”, sagt Melvin.
An der Schulegeht es nicht nur darum, Deutsch und Mathe zu pauken. Die Schüler üben noch dazu Hören und Sprechen. Denn das eine geht nicht ohne das andere. Um gut sprechen zu können, muss man auch hören können.
Mit dem Hörgerhört hört man ein bisschen anders
Melvin erinnert sich zum Beispiel noch daran, wie es war, als er zum ersten Mal sein Hörgerät benutzte. “Das war einerseits total toll. Aber auch total komisch”, verrät er. Denn plötzlich war da dieser Krach, alles laut und die Geräusche klangen metallisch. Daran musste er sich erst gewöhnen.
Die Schulglocke läutet. Die Stunde ist vorbei. Melvin, Tobias und die acht anderen Schüler packen ihre Sachen zusammen. Als Nächstes steht Musik-Unterricht auf dem Plan. “Au ja”, rufen die beiden und rennen los. Musik ist eines ihrer Lieblings-Fächer.
Von dpa