Warum wird das Preußenjahr gefeiert?

Warum wird das Preußenjahr gefeiert?
Das Schloss Sanssouci in Brandenburg hat der preußische König Friedrich II. selbst entworfen. (Foto: dpa)

Wenn du dir mal eine alte Karte von Europa anguckst, dann siehst du, dass die Grenzen der Länder  ganz anders verliefen. Ja, es gab sogar Staaten, die heute gar nicht mehr existieren. Zum Beispiel Preußen. Gerade machen viele Vereine Veranstaltungen zum Thema Preußen. Denn 1815, also vor 200 Jahren, wurde das Rheinland Teil des Preußischen Reichs. Aber wer waren die Preußen überhaupt? Das erklären wir heute gemeinsam mit Helmut Langhoff vom Preußen-Museum in Wesel.

Wie sah das Preussische Reich aus?

Klicke auf die Grafik,d ann kannst du sie besser sehen. (Grafik: Böhme)

Klicke auf die Grafik,d ann kannst du sie besser erkennen. (Grafik: Böhme)

Die hellgelben Flecken, die du auf der Karte findest, wo heute Deutschland und Polen liegen, stehen für das preußische Gebiet. Der Name „Preußen“ meinte lange nur ein einzelnes Land weit im Osten und kein zusammenhängendes Reich. Einer der Kurfürsten von Brandenburg krönte sich dann selbst zum „König in Preußen“. Das war am 18. Januar 1701. Die preußischen Könige herrschten auch noch über etliche andere Regionen, und alle Bewohner wurden bald Preußen genannt, egal wo sie auch lebten. In den kommenden 150 Jahren wurde Preußen immer größer und wuchs zu einem Staatsgebiet, das auch auf der Landkarte zusammenhing. Berlin war übrigens die Hauptstadt von Preußen – und heute ist sie auch wieder Hauptstadt von Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Preußen endgültig aufgelöst. Deutschland wurde in neue Bundesländer eingeteilt.

Was war typisch für die Preussen?

Preußen war ein ziemlich armes Land, wo jeder schwer arbeiten musste, auch die Kinder – und selbst der König. „Es war damals ganz neu in Europa, dass ein König selbst den ganzen Tag arbeitete und sich um die Staatsgeschäfte kümmerte“, sagt Helmut Langhoff. Der Staat bestand am Anfang aus so vielen verstreuten Landfetzen, dass sehr viele Grenzen verteidigt werden mussten. Einer der preußischen Könige, Friedrich Wilhelm I., vergrößerte deswegen die Armee und sorgte für mehr Disziplin unter den Soldaten. Außerdem entwickelten die Preußen ein neues System für Beamte, die den Staat verwalteten: Es reichte nicht mehr aus, nur adelig geboren zu sein, neu war jetzt, dass die höheren Beamten auch studieren mussten. Preußen war also ziemlich militärisch und bürokratisch. Auf der anderen Seite war es aber auch modern: Es herrschte Religionsfreiheit, jeder konnte seinem Glauben folgen, und alle durften ihre Traditionen und ihre Muttersprache behalten.

Wie ging es den Kindern in Preussen?

„Im Jahr 1717 führte Preußen als einer der ersten Staaten eine Schulpflicht ein“, sagt Helmut Langhoff. Es dauerte aber noch gut hundert Jahre, bis wirklich alle Kinder in die Schulen gehen konnten. Lange fehlte es noch an Gebäuden und an Lehrern, besonders in Gemeinden auf dem Land. Hier wurden die Kinder auch dringend für die Arbeit auf dem Feld oder auf dem Hof gebraucht. Trotzdem war das eine wichtige Änderung. So sah der Schulalltag aus: Ab sechs Jahren gingen die Kinder in die Volksschule, Mädchen und Jungen wurden zusammen unterrichtet – jedoch alle Jahrgänge in einer Klasse. „Ein Lehrer war oft für 50 oder 60 Kinder verantwortlich“, sagt Langhoff. Es gab nur wenige Fächer wie Schreiben, Lesen, Rechnen und Religion.  „Auch, wenn sich das etwas merkwürdig anhört“, sagt Helmut Langhoff, „hatten die Preußen damals das erfolgreichste Schulsystem der Welt.“ Die Arbeit für Kinder unter zehn Jahren haben die Preußen erst 1839 aufgehoben – auch damit waren sie die Ersten.

Was haben die Preussen im Rheinland gemacht?

Im Jahr 1815 bekam das Land Preußen viele neue Gebiete dazu. Damals hatten Preußen, Großbritannien, Österreich und Russland den französischen Herrscher Napoleon besiegt. Bei einer großen Konferenz namens „Wiener Kongress“ trafen sich viele Könige und Regierungschefs und überlegten, wie Europa jetzt aussehen sollte. Eine Änderung war, dass das Rheinland Teil von Preußen wurde. „Die Rheinländer fanden das damals gar nicht toll“, sagt Helmut Langhoff. Fast alle Rheinländer waren katholisch, die meisten Preußen evangelisch. Außerdem waren die Rheinländer reicher, gelassener, freiheitsliebender als die Preußen. Von Militär, Bürokratie und Bevormundung wollten sie nichts wissen. Trotzdem konnten die Rheinländer ihre Religion, ihre Sitten (zum Beispiel Karneval) und sogar ihr eigenes Gerichtswesen behalten. Und die Preußen brachten auch einige gute Veränderungen ins Rheinland – zum Beispiel führten sie auch hier ihre besondere Schulpflicht ein. Zwei bekannte preußische Hinterlassenschaften im Rheinland sind die Friedrich-Wilhelm-Universität in Bonn und der vollendete Kölner Dom in seiner heutigen Gestalt.

Von Angela Sommersberg