Herzlichen Glückwunsch, Pippi Langstrumpf!

Herzlichen Glückwunsch, Pippi Langstrumpf!
Für Erwachsene ist die Villa Kunterbunt ziemlich langweilig... (Foto: Angela Sommersberg)

Einmal auf Kleiner Onkel reiten. Einmal durch die Räume der Villa Kunterbunt streifen. Einmal auf dem Fußboden Pfefferkuchen backen. Einmal so tun, als wärst du Pippi Langstrumpf. Das kannst du in dem Museum „Junibacken“ in Stockholm, der Hauptstadt von Schweden.

Das Museum haben wir aus einem ganz besonderen Anlass besucht: Pippi, das freche Mädchen mit den vielen Vornamen, feiert in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag. 1945 erschien in Schweden das erste Buch über Pippi Langstrumpf. Vier Jahre später konnte man das Buch auch in Deutschland kaufen.

Lucia (links) und Lovina spielen in der Villa Kunterbunt. (Foto: A. Sommersberg)

Lucia (links) und Lovina spielen in der Villa Kunterbunt. (Foto: A. Sommersberg)

In der kleinen Villa Kunterbunt in Stockholm backen Lucia (5) und ihre Schwester Lovina (3) gerade Plastik-Kuchen in Pippis Küche. Als sie den Kuchen aus dem Ofen nehmen, bieten sie ihrer Mutter ein Stück an. Für Eltern ist die Villa Kunterbunt ein langweiliger Ort: Die Stühle sind zu klein, um mit den langen Beinen gemütlich darauf zu sitzen, die gewundene Treppe ist zu schmal für die breiten Vater-Schultern und in Pippis Schlafzimmer unter dem Dach sind die Schrägen selbst für große Schwestern zu niedrig. Für Kinder aber ist die Villa Kunterbunt der perfekte Ort. Hier kann man toben, rutschen, sich an Kleiner Onkel hochhangeln und über den Fußboden rutschen, um die Pfefferkuchen-Stücke aus dem Teig zu lösen.

Doch in Junibacken steht nicht nur eine Villa Kunterbunt. Hier kannst du auch mit dem Zug durch andere Bücherwelten von Astrid Lindgren fahren: Vorbei an Maditas Hof, an Michels Dorf, an Karlsons Dach, an Nils Däumlings Ratte, an Ronjas Wald und am Kirschtal der Brüder Löwenherz. „Astrid Lindgren hat bei Junibacken ganz viel mitgeplant“, erzählt Jenny Hellldahl, die in dem Museum arbeitet. „Ihr war es wichtig, dass Kinder hier auch viel über Kinderbücher von anderen Schriftstellern erfahren.“ Aber jetzt widmen wir uns ganz dem Geburtstagskind: Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf.

Wer ist Pippi Langstrumpf?

Sie schläft falsch herum im Bett, schneidet Spaghetti mit der Schere, ist ungeheuer stark, legt sich mit Polizisten an und wohnt ohne Eltern in einem großen Haus. Dafür hat sie ihr Pferd Kleiner Onkel  (das sie übrigens auch hochheben kann) und den Affen Herr Nilsson. Pippi Langstrumpf macht, was sie will. Doch Pippi ist auch hilfsbereit, warm und gutmütig. Sie beschützt ihre schüchternen Freunde Tommy und Annika. Und mit den Piratenschätzen ihres Vaters kauft sie den Kindern im Dorf riesige Mengen an Süßigkeiten. „Man muss Pippi einfach mögen“, sagt Jenny Helldahl. Denn Pippi ist nicht nur stark, sondern manchmal auch schwach: Wenn sie ihre tote Mutter oder ihren Piraten-Kapitän-Vater vermisst. Pippi hat also ganz viele verschiedene Eigenschaften – wie ein echtes Kind auch.

Wer hat Pippi erfunden?

Pippi Langstrumpf (Rolf Rettich)

Pippi Langstrumpf (Rolf Rettich)

Das war Karin Lindgren. Was, nicht Astrid?, fragst du dich jetzt. Nein, es war die Tochter von Astrid Lindgren. Die lag eines Tages krank und gelangweilt im Bett und bat ihre Mutter, ihr eine Geschichte von Pippi Langstrumpf zu erzählen. „Den Namen hat Karin erfunden“, sagt Jenny Helldahl. „Aber die Figuren hat sich Astrid ausgedacht.“ Die Geschichte gefiel Karin so gut, dass Astrid sie aufgeschrieben – und Karin zum zehnten Geburtstag geschenkt hat.

Wie kam Pippi ins Bücherregal?

Fast wäre Pippi da gar nicht gelandet. Denn Astrid schenkte die Geschichte nicht nur ihrer Tochter Karin, sondern schickte sie auch an einen Verlag. Astrid arbeitete nämlich selbst mit Büchern und hatte selbst schon zwei veröffentlicht. Doch: Niemand wollte Pippi Langstrumpf drucken. „Die Leute fanden es nicht gut, dass Pippi so aufmüpfig war und sich der Polizei widersetzte“, sagt Jenny Helldahl. Deswegen musste Astrid Pippi ein bisschen netter schreiben. Dann wurde das Buch veröffentlicht –sorgte aber immer noch für heftige Diskussionen. „Früher sollten Bücher helfen, Kinder zu erziehen“, sagt Jenny Helldahl. „Aber Astrid Lindgren hat mit dieser Tradition gebrochen.“ Damit war die schwedische Autorin ein Vorbild für viele andere Schriftsteller auf der ganzen Welt. Übrigens: Die Originalversion von Pippi kannst du heute trotzdem lesen. Die „Ur-Pippi“ ist vor einigen Jahren doch noch gedruckt worden.

Wer war Astrid Lindgren?

Astrid Lindgren (Foto: dpa)

Astrid Lindgren (Foto: dpa)

Astrid Lindgren ist die berühmteste Autorin Schwedens. Sie wurde am 14. November 1907 geboren und starb am 28. Januar 2002. Sie wurde also ganz schön alt: 94 Jahre. Astrid ist auf dem Land aufgewachsen und hatte eine sehr schöne Kindheit. „Diese freie und glückliche Kindheit beschreibt Astrid Lindgren in Büchern wie Madita oder Michel“, sagt Jenny Helldahl. Sie bekam schon mit 19 Jahren ihren ersten Sohn Lasse. Aber weil es früher sehr schwer für alleinerziehende Mütter war, musste sie das Kind zu Pflegeeltern nach Dänemark geben. „Darunter hat sie sehr gelitten“, erzählt Jenny Helldahl. Später konnte sie Lasse zu sich nach Stockholm holen. Sie heiratete Sture Lindgren und bekam noch ein Kind, Karin. Ihr ganzes Leben lang arbeitete Astrid: als Journalistin, Sekretärin, Lektorin und Schriftstellerin. Sie hat 145 Millionen Bücher auf der ganzen Welt verkauft.

Von Angela Sommersberg

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