Wenn die Körperpolizei krank ist

Wenn die Körperpolizei krank ist
Im Blut und im Knochenmark können Ärzte sehen, ob ein Stammzellenspender passt. (Foto: dpa)

Vielleicht hast du schon einmal von Blutkrebs gehört. Möglicherweise kennst du ja sogar jemanden, der so eine Krankheit hat. Leider erkranken in Deutschland jedes Jahr viele Kinder und Erwachsene daran. Bei Kindern ist Blutkrebs sogar die häufigste Krebsart. Es gibt aber auch gute Heilungschancen. Zum Welt-Blutkrebs-Tag an diesem Samstag erklären wir dir, was das für eine Krankheit ist.

Was ist Blutkrebs?

Blutkrebs ist eine von vielen verschiedenen Krebsarten. Wenn jemand Krebs hat, dann hat er normalerweise einen bösartigen Tumor. Das ist eine Wucherung, die entsteht, wenn sich kranke Zellen  zu schnell  teilen. Diese Wucherung kann  ähnlich  aussehen wie das Tier Krebs – daher der Name.  Bei Blutkrebs ist es aber etwas anders. Bei dieser Krankheit befinden sich  die  Krebszellen nicht an einer oder an wenigen Stellen im Körper, sondern überall. Nämlich im Blut. In Deutschland bekommen jedes Jahr etwa 900 Kinder Blutkrebs. Die häufigste Form  ist die akute Leukämie. Auch davon gibt es  noch verschiedene Arten. Eine akute Leukämie entwickelt sich generell sehr rasch. „Wichtig zu wissen ist aber, dass Blutkrebs nicht ansteckend ist“, sagt Professor Olaf Witt. Er behandelt  an der Uniklinik Heidelberg Kinder mit Krebs und forscht am Deutschen Krebsforschungszentrum nach neue Behandlungsmöglichkeiten.

Wie entsteht Blutkrebs?

In deinem Blut hast du verschiedene Arten von Zellen.  Sie entstehen alle aus  Blutstammzellen in deinem Knochenmark. Das Knochenmark ist eine weiche Masse in den Hohlräumen deiner Knochen. Die Stammzellen produzieren zunächst Vorläuferzellen. Aus ihnen entwickeln sich  dann die verschiedenen Blutzellen. Die roten Blutkörperchen in deinem Blut transportieren  Sauerstoff. Die Blutplättchen reparieren Verletzungen. Außerdem  hat jeder Mensch auch weiße Blutkörperchen. Normalerweise bekämpfen diese Immunzellen Krankheiten. „Wenn jemand Blutkrebs hat, entstehen in seinem Körper aber Millionen veränderter weißer Blutzellen. Sie sind funktionslos  und nehmen den gesunden Blutzellen den Platz weg“, erklärt Professor Witt. Dadurch können die gesunden Zellen ihre lebenswichtigen Aufgaben nicht mehr erfüllen. „Menschen, die Blutkrebs haben, fühlen sich deshalb oft schlapp und werden leichter krank. Und sie haben  viele stecknadelkopfgroße Blutungen unter der Haut.“

Wie wird behandelt?

Blutkrebs ist eine lebensgefährliche Krankheit. Normalerweise bekommen Patienten dagegen erst  eine Chemotherapie. „Dabei sollen Medikamente helfen, die Krebszellen abzutöten“, sagt Olaf Witt. „Meist hilft die Chemotherapie.“ Wenn nicht, brauchen die Patienten eine Transplantation von Stammzellen. Ihre  kranken Stammzellen werden dann quasi gegen neue ausgetauscht. Die neuen Stammzellen produzieren wieder gesunde Zellen. Die Patienten erhalten sie von einem Spender. Das kann  jemand aus der Familie, aber auch ein fremder Mensch sein.

Ist Blutkrebs heilbar?

Nils hatte Blutkrebs. (Foto: privat)

Nils hatte Blutkrebs. (Foto: privat)

Die Forscher arbeiten daran, noch bessere Behandlungsmöglichkeiten zu  entwickeln. Vor allem für Kinder sind die Heilungschancen aber auch heute schon ziemlich gut. „Bei der häufigsten Art von akuter Leukämie, der akuten lymphatischen Leukämie, können neun von zehn Kindern geheilt werden“, bestätigt Olaf Witt. Auch dem zehnjährigen Nils aus Rheinzabern geht es heute schon viel besser als früher. Bei ihm wurde Blutkrebs festgestellt, als er gerade mal drei Jahre alt war. Im Jahr 2011 hat Nils dann eine Stammzelltransplantation bekommen. Er muss zwar  immer noch behandelt werden – Nils ist  trotzdem ein fröhlicher Junge. Und ein großer Fußballfan obendrein. Vor einiger Zeit erst hat er mit seinen Eltern in Spanien seinen Lieblingsverein besucht: den FC Barcelona.

Das ist die DKMS

Die Organisation Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) hilft dabei, passende Stammzellspender für Blutkrebspatienten zu finden. Zudem unterstützt  sie die Weiterentwicklung von Therapien.
Als möglicher Spender kann sich bei der DKMS jeder registrieren lassen, der zwischen 17 und 55 Jahre alt und gesund ist. Spenden ist ungefährlich.

Von Christina Michaelis