Panini verdient am Sammelfieber

Panini verdient am Sammelfieber
Hab ich schon alle Spieler zusammen? Das fragen sich viele Kinder kurz vor Fußballturnieren. (Foto: dpa)

Neuer gegen Rooney, Ronaldo gegen Götze: Das große Sammeln und Tauschen hat begonnen. In weniger als vier Wochen startet in Frankreich die Fußball-Europameisterschaft. Doch schon seit Ende März gibt es Panini-Alben und Sticker zu kaufen. Nicht nur Kinder sammeln die Aufkleber. Auch viele Erwachsene machen mit – und geben eine Menge Geld aus.

Ein grosses Geschäft

Für die Firma Panini ist die Sammelleidenschaft ein großes Geschäft. In diesem Jahr noch mehr als sonst: Erstmals sind bei einer EM 24 statt 16 Mannschaften dabei. Also gibt es noch mehr Spieler und noch mehr Sticker. Pro Team gibt es 20 Aufkleber der Spieler sowie Gruppenbilder. Dazu kommen noch Sondersticker mit Bildern der Stadien, des Fußballes und des Pokals. Um ein Heft mit 96 Seiten voll zu bekommen, sind 680 Aufkleber nötig.

Teurer Sammel-Spass

Panini-Fabrik: Sammelbilder am Fließband (Foto: Panini)

Panini-Fabrik: Sammelbilder am Fließband (Foto: Panini)

Jede Tüte mit fünf Aufklebern kostet 70 Cent. Für das Album kommen noch mal zwei Euro dazu. Selbst wenn jemand niemals einen Aufkleber im Tütchen finden würde, den er schon hat: Er müsste 136 Tütchen kaufen und 95 Euro ausgeben. Aber so viel Glück hat niemand. Ein Mathematiker hat ausgerechnet, wie viel Geld jemand tatsächlich ausgeben muss, um das Album voll zu bekommen. Durchschnittlich müsste der Sammler 3733 Sticker kaufen und 522 Euro ausgeben! Günstiger wird es natürlich, wenn sich Fußballfans zusammentun und untereinander tauschen. Oder in Tauschbörsen ihre doppelten Aufkleber gegen die noch fehlenden tauschen.

Werbung an Schulen

Panini hat in Deutschland kostenlos 2500 Sammelalben an Grundschulen geschickt. Das finden viele Politiker, Schuldirektoren, Lehrer und Eltern nicht gut. Denn für Panini ist die Aktion Werbung: Die Kinder wollen schließlich nicht nur ein leeres Album, sondern auch die Aufkleber dazu. Und die müssen sie oder ihre Eltern kaufen. Werbung ist an Schulen aber verboten.

Herstellung

Die Sticker werden in die ganze Welt verschickt. (Foto: Panini)'

Die Sticker werden in die ganze Welt verschickt. (Foto: Panini)’

Die Aufkleber werden in Modena in Norditalien hergestellt. Bis zu acht Millionen Tüten mit jeweils fünf Stickern sind es am Tag. Sie werden in die ganze Welt geschickt. Wie viele Fußballbilder Panini insgesamt produziert und verkauft, verrät die Firma nicht. Spezielle Misch- und Eintüt-Maschinen sorgen dafür, dass in keinem der Pakete zweimal die gleiche Karte ist. Außerdem werden laut Panini alle Sticker gleich oft gedruckt. Es gibt aber Menschen, die das nicht glauben und sagen: Manche Spieler gibt es häufiger als andere.

Die Spieler

Schon im Februar begann Panini damit, die Aufkleber zu drucken. Bis dahin musste die Firma entscheiden, welche Fußballer im Heft erscheinen und welche nicht. Das war also lange bevor die Trainer bekanntgaben, wer mit zur EM fährt. Deshalb tauchen bei den Stickern Spieler auf, die gar nicht am Turnier teilnehmen. Zum Beispiel Ilkay Gündogan, Matthias Ginter oder Eric Durm.

Andere stehen möglicherweise für Deutschland auf dem Rasen  – haben aber keinen Platz im Album: Benedikt Höwedes, Mario Gomez oder Bernd Leno. Am 30. Mai gibt Bundestrainer Joachim Löw bekannt, welche 23 Spieler – 20 Feldspieler und drei Torhüter – mit nach Frankreich fahren. Vier Spieler werden bis dahin noch aus dem vorläufigen Kader gestrichen.

Wie alles begann

So sah ein Panini-Aufkleber 1961 aus. (Foto: Panini)

So sah ein Panini-Aufkleber 1961 aus. (Foto: Panini)

Die Firma Panini wurde 1961 gegründet. Schon vorher hatte die Familie Panini einen Zeitungskiosk in Modena. Dort verkauften die Brüder Fußballsammelbilder, die sie auf einer Reise gefunden hatten. Zwei Bilder kamen in ein Tütchen. Innerhalb kurzer Zeit waren alle verkauft. Also beschlossen die Panini-Brüder, selbst Aufkleber herzustellen. 1961 erschien das erste Sammelalbum mit 90 Klebebildern von italienischen Fußballern. 1964 erfand einer der Brüder eine Maschine, die dafür sorgt, dass es keine doppelten Bilder in einer Tüte gibt. Panini hat seit der WM in Mexiko 1970 und seit der EM in Italien im Jahr 1980 die Rechte für alle Welt- und Europameisterschaften. Die Firma druckt auch Sammelalben zu anderen Themen.

Von Kathy Stolzenbach