Die Ostergeschichte: Wovon erzählt die Bibel?

So stellt die Künstlerin Ute Thönissen die Kreuzigung in „Die Bibel erzählt für Kinder“ dar. (Foto: dpa)
So stellt die Künstlerin Ute Thönissen die Kreuzigung in „Die Bibel erzählt für Kinder“ dar. (Foto: dpa)

Die Ostergeschichte fängt eigentlich nicht erst am Ostersonntag an, sondern eine Woche vorher, am Palmsonntag. Sie beginnt fröhlich, wird dann sehr traurig und endet in einer großen Freude.

Was passiert vor Ostern?

Jesus kam zum wichtigsten Fest der Juden nach Jerusalem. Weil er sehr spannend von Gott erzählte und die Menschen sogar von allerlei Krankheiten heilen konnte, hatte er viele Fans, die ihn jubelnd empfingen und aus Begeisterung mit Palmzweigen wedelten. Daher kommt der Name „Palmsonntag“. Jesus hatte aber auch Feinde unter den Mächtigen in seinem Heimatland Palästina. Das wurde damals vom römischen Kaiser und seinen Soldaten beherrscht.

Wieso musste Jesus sterben?

An Karfreitag erinnern viele Menschen an den Tod Jesu. (Foto: dpa)

An Karfreitag erinnern viele Menschen an den Tod Jesu. (Foto: dpa)

Seine Gegner befürchteten, Jesus könnte ihnen gefährlich werden und einen Aufstand anzetteln. Sie warfen ihm vor, er wolle sich „zum König machen“. Das war Hochverrat, streng verboten und wurde mit dem Tod bestraft. Deshalb wurde Jesus verhaftet, kurz nachdem er mit seinen engsten Freunden ein Festmahl gehalten hatte. Daran denken die Christen bis heute bei der Feier des „letzten Abendmahls“ am Gründonnerstag.

Der hat seinen Namen übrigens nicht von der Farbe grün, sondern vom altdeutschen Wort „greinen“. Es bedeutet „weinen“. Denn die Jünger, die Freunde Jesu, waren natürlich verzweifelt und entsetzt darüber, dass er gefangen genommen und zum Tod verurteilt wurde.

Was ist eine Kreuzigung?

Vor 2000 Jahren, als Jesus lebte, war die Todesstrafe erlaubt. Ihre grausamste Form war die Kreuzigung. Diese Foltermethode wurde nicht nur bei Jesus angewandt, sondern auch bei sehr vielen anderen Verurteilten. Sie wurden mit Armen und Beinen nackt an zwei übereinandergelegte Holzbalken gebunden oder sogar daran festgenagelt. Die Häftlinge, die man zuvor mit Peitschen blutig geschlagen hatte, mussten den Querbalken selbst zum Ort ihrer Hinrichtung schleppen. In Jerusalem lag er außerhalb der Stadt auf einem Hügel namens „Golgatha“ (übersetzt heißt das Schädelstätte). Es dauerte dann manchmal mehrere Tage, bis ein Gekreuzigter starb, und der Todeskampf war unglaublich qualvoll und schmerzhaft.

War Jesus wirklich tot?

Es gibt Leute, die behaupten, Jesus habe noch gelebt, als man ihn vom Kreuz abnahm. Aber das ist ziemlich ausgeschlossen, denn eine so schlimme Folter konnte man nicht überleben. Zusätzlich berichtet die Bibel, dass ein Soldat – um ganz sicherzugehen – das Herz Jesu mit einem Speer durchbohrt habe. Normalerweise ließ man die toten Körper einfach am Kreuz hängen, was alle abschrecken sollte, die das sahen. Bei Jesus wurde aber eine Ausnahme gemacht, so dass seine Familie und seine Freunde ihn begraben durften. Sie wuschen den toten Körper, rieben ihn mit duftenden Salben ein, legten ihn dann aber nicht in einen Sarg, sondern wickelten ihn in ein langes weißes Stück Stoff. In der italienischen Stadt Turin wird ein solches Tuch aufbewahrt. Darauf sind die Umrisse eines Gekreuzigten und sogar sein Gesichtszüge zu sehen. Manche Forscher halten es für das echte Grabtuch Jesu. Wenn das stimmt, zeigt es uns, wie Jesus ausgesehen hat.

Was geschah am Ostersonntag?

Der Name „Ostern“ könnte vom griechischen Wort „Eos“ (Morgenröte) kommen. Die Bibel erzählt nämlich, wie einige Jüngerinnen kurz nach Sonnenaufgang nach dem Grab sehen wollten und es leer fanden. Dann sollen Engel erschienen sein und ihnen gesagt haben, dass Jesus nicht mehr tot sei, sondern auferstanden. Die Frauen liefen sofort los und erzählten es den anderen Jüngern, den Anhängern Jesu. Die wollten es erst nicht glauben. Aber
dann, so sagt die Bibel, erschien ihnen Jesus selbst.

Gibt es dafür Beweise?

Nein. Es gibt auch keine Augenzeugen für die Auferstehung. Niemand war dabei. Nicht einmal die Bibel wagt es, die Auferstehung zu beschreiben. Sicher ist nur: Die Jünger, die vorher ängstlich und todtraurig waren, sind plötzlich wie verwandelt und erzählen allen, sie hätten Jesus lebendig gesehen.

Manche denken, das müsse dann wohl eine Art Zombie gewesen sein. Aber solche Gespenstergestalten sollen uns ja gerade nicht Mut machen, sondern uns Angst einjagen. Die Theologin Margot Käßmann versucht, Kindern die Auferstehung so zu erklären: „Das Leben ist wie eine Straße, die wir entlangwandern. Der Tod aber ist keine Sackgasse. Er ist nur eine Station auf unserem Weg zu Gott.“ Es ist nicht leicht, sich ein Leben nach dem Tod vorzustellen. Aber  wenn wir an Menschen denken, die wir lieb gehabt haben und die gestorben sind, kommt es uns auch vor, dass sie nicht fort sind, sondern dass wir sie lebendig im Herzen tragen.

Von Joachim Frank