Deutsche Wörter reisen um die Welt

Fejerwerk, uber-hot oder prista - manchmal werden deustche Wörter in anderen Ländern komisch geschrieben oder haben eine andere Form angenommen. (Foto: Warnking)
Fejerwerk, uber-hot oder prista - manchmal werden deustche Wörter in anderen Ländern komisch geschrieben oder haben eine andere Form angenommen. Manchmal werden sie einfach so genutzt, wie man das auch in Deutschland macht. (Foto: Warnking)

Im Internet surfen, chillen mit den Freunden, shoppen gehen. Englische Begriffe schleichen sich in unsere alltägliche Sprache ein. Oft merken wir das gar nicht. Auch andere Länder mischen in unserer Sprache mit: Wir benutzen das französische Wort „Garage“  oder gehen zur italienischen „Bank“. Viele Menschen kritisieren das – sie befürchten, dass sich die deutsche Sprache zu sehr verändert und irgendwann gar nicht mehr deutsch klingt. Dabei steht fest: Auch deutsche Wörter sind aus anderen Sprachen nicht mehr wegzudenken.

In welchen Ländern werden welche Wörter genutzt? Klicke auf die Karte! (Grafik: ksta)

In welchen Ländern werden welche Wörter genutzt? Klicke auf die Karte! (Grafik: ksta)

Eingebürgerte Wörter

In andere Länder gewanderte deutsche Wörter nennt man Germanismen. Die gibt es in mehr als 60 Sprachen, die meisten in Russland und den USA. Oft haben deutsche Auswanderer die Wörter in das fremde Land mitgenommen. Sie wurden immer häufiger benutzt und haben sich schließlich eingebürgert.

Seltsame Schreibweise

Wanderwörter in fremden Ländern sehen  manchmal so aus, als hätte sie ein Deutscher mit einem Rechtschreibproblem geschrieben. In Schweden triffst du vielleicht einen „besserwisser“ und ein Japaner spricht beim Kirschwasser von „kirushwassa“. Wenn jemand keine Heimat besitzt, wird er in der Türkei als „haymatlos“ bezeichnet, in Papa-Neuguinea heißt der Priester „prista“. Diese Begriffe werden auch Lehnwörter genannt, erklärt Lutz Kuntzsch von der Gesellschaft für deutsche Sprache. Sie haben zwar häufig dieselbe Bedeutung wie ihr deutsches Vorbild, allerdings hat sich die Rechtschreibung verändert. „Bestimmte deutsche Laute oder Buchstaben wie das „ä“ oder „ü“ gibt es woanders gar nicht. Damit die Menschen die Wörter trotzdem aussprechen können, wurden sie an die fremde Sprache angepasst.“ Manchmal kann sich auch die Bedeutung des Wortes verändern. In vielen Ländern isst man zum Beispiel gerne ein „Butterbrot“, belegt mit Wurst oder Käse. Der einzige Aufstrich, der nie darauf zu finden ist: Butter.

Buchstaben übernommen

Manche Wörter wurden beinahe buchstabengetreu in die fremde Sprache übernommen. Das merkst du zum Beispiel, wenn du in einem ausländischen Restaurant auf die Speisekarte schaust: In Amerika, aber auch in China kannst du „bratwurst“ mit „sauerkraut“ bestellen, in slawischen Ländern gibt es einen leckeren „strudel“. „Die Wörter werden übernommen, wenn es für einen Gegenstand oder Sache in dem fremden Land noch keinen Begriff gibt“, sagt der Sprachexperte Kuntzsch.

Weltweiter Kindergarten

Wenn du in den USA niest, kann dir ein nettes „Gesundheit“ entgegenschallen. Kanadier treffen sich mit Freunden zum „kaffeeklatsching“. Ein Engländer trägt einen „rucksack“, ein Franzose einen „rucksac“, ein Schwede einen „ryggsäkk“. Und überall auf der Welt gibt es Häuser, auf denen das Wort „Kindergarten“ zu lesen ist. Das liegt daran, dass der Pädagoge Friedrich Fröbel 1840 den ersten Kindergarten in Deutschland gegründet hat. Die Idee von einer Kinderbetreuung fanden deutsche Einwanderer in anderen Ländern so gut, dass auch sie Kindergärten ins Leben riefen – und den Namen einfach übernommen haben.

„Uber-cool“ und „uber-hot“

Adjektive wie  „cool“ oder „chillig“ haben wir uns aus dem Englischen geklaut. Doch auch ein deutsches Wort hat sich in die englische Umgangssprache eingeschlichen: Die Vorsilbe „über“. Sie wird als Steigerungsform verwendet. Scheint die Sonne in den USA besonders stark, dann ist es „uber-hot“. Wenn man von etwas beeindruckt ist, heißt es „uber-cool“.

Bekanntes in der Fremde

Ein deutsches Lieblingswort im Ausland hat Lutz Kuntzsch übrigens auch: Das russische „Fejerwerk“. In der Hauptstadt Moskau schaute er sich mit russischsprechenden Freunden die Feier-Tradition am Himmel an – und hörte plötzlich „Fejerwerk, Fejerwerk!“-Rufe. Das hat ihn sehr gefreut: „Es ist immer schön, in fremden Ländern Bekanntes und Vertrautes zu hören.“

Von Franca Quecke