„Aschenputtel” kurz und knapp

Aschenputtel wird von ihren bösen Stiefschwestern wie eine Magd behandelt. (Foto: dpa)
Aschenputtel wird von ihren bösen Stiefschwestern wie eine Magd behandelt. (Foto: dpa)

Wie in vielen Märchen der Brüdern Grimm, gibt es auch in „Aschenputtel” eine böse Stiefmutter. In dieser Geschichte hat sie auch noch zwei richtig gemeine Töchter. Aber lest hier die ganze Geschichte.

Aschenputtel

Das Märchen beginnt damit, dass die Frau von einem reichen Mann stirbt. Bevor sie die Augen schließt, holt sie ihre einzige Tochter an ihr Krankenbett und sagt ihr: „Liebes Kind, bleib fromm und gut, so wird dir der liebe Gott immer beistehen, und ich will vom Himmel auf dich herabblicken und will um dich sein.”

Genau das macht das Mädchen. Sie bleibt fromm und gut und besucht jeden Tag das Grab ihrer Mutter. Schon bald nach deren Tod nimmt sich ihr ehemaliger Ehemann und Vater des Kindes eine neue Frau. Die hat zwei Töchter, die wunderschön, aber auch sehr gemein und garstig sind. Sie behandeln ihre Stiefschwester wie eine Küchenmagd. Sie nehmen ihr alle schönen Kleider weg und ziehen ihr einen grauen Kittel und Holzpantoffel an. Das Mädchen muss jeden Tag hart in der Küche arbeiten. Ihre Stiefschwestern mobben sie und schütten ihr Erbsen und Linsen in die Asche. Bis spät in die Nacht muss das Mädchen die Erbsen und Linsen aus der Asche suchen. Auch schlafen muss das Mädchen in der Küche, direkt neben dem Herd in der Asche. Weil das Mädchen deswegen immer dreckig aussieht, wird es von ihren Stiefschwestern Aschenputtel genannt.

Als der Vater eines Tages auf Reisen geht, fragt er die drei Mädchen, was er ihnen mitbringen solle. Schöne Kleider und Edelsteine wünschen sich die Töchter von der Stiefmutter. „Vater, das erste Reis, das Euch auf Eurem Heimweg an den Hut stößt, das brecht für mich ab”, sagt Aschenputtel. Der Vater bringt ihr dein Reiskorn mit. Aschenputtel pflanzt es am Grab ihrer Mutter. Ein wunderschöner Baum wächste daraus. Auf dem Baum sitzt ein weißer Vogel. Und der wirft herab, was auch immer Aschenputtel sich wünscht.

Als der König ein Fest ankündigt, das drei Tage und Nächte dauern soll, gibt es viel Aufregung im Haus von Aschenputtel. Zu dem Fest sollen nämlich alle Jungfrauen des Landes kommen, damit sich der Prinz eine Frau aussuchen kann. Aschenputtel will mit auf das Fest und fragt ihre Stiefmutter: „Da habe ich dir eine Schüssel Linsen in die Asche geschüttet, wenn du die Linsen in zwei Stunden wieder ausgelesen hast, so sollst du mitgehen”, sagt die.

Aschenputtel geht in den Garten und ruft die Tauben: „Ihr zahmen Täubchen, ihr Turteltäubchen, all ihr Vöglein unter dem Himmel, kommt und helft mir lesen, die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.” Die Tauben suchen die Linsen aus der Schüssel heraus. Aschenputtel geht voller Freude zur Stiefmutter, doch die erteilt ihr eine Absage: „Nein, Aschenputtel, du hast keine Kleider und kannst nicht tanzen: du wirst nur ausgelacht.” Die Stiefmutter schüttet zwei Teller Linsen in die Asche. Aschenputtel soll auch diese heraussuchen. Dann dürfe sie auch auf das Fest gehen.

Aschenputtel ruft wieder ihr Tauben und die erledigen die Arbeit. Doch als Aschenputtel mit den herausgesuchten Linsen zur Stiefmutter geht, erlaubt diese ihr wieder nicht, mitzukommen: „Es hilft dir alles nichts: du kommst nicht mit, denn du hast keine Kleider und kannst nicht tanzen; wir müßten uns deiner schämen.”

Aschenputtel ist sehr traurig und geht zu dem Baum auf dem Grab ihrer Mutter: „Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich”, sagt sie. Der Vogel wirft ihr ein gold-silbernes Kleid und hübsche Pantoffeln herunter. Aschenputtel geht auf das Fest und alle wundern sich, wer dieses schöne Mädchen ist. Der Prinz möchte den ganzen Abend nur mit ihr tanzen: „Das ist meine Tänzerin”, sagt er. Der Prinz will das Mädchen nach Hause bringen. Aber Aschenputtel entwischt ihm. Als ihr Vater später nach Hause kommt, liegt sie in der Küche und schläft. So ahnt niemand, dass Aschenputtel das schöne Mädchen auf dem Fest war.

Auch am nächsten Tag wünscht sich Aschenputtel ein Kleid von dem Vogel auf dem Baum. Sie bekommt ein noch viel Schöneres als am Abend vorher. Wieder tanzt sie auf dem Fest die ganze Nacht mit dem Prinzen. Wieder entwischt Anschenputtel dem Prinzen am Abend. Wieder ahnt niemand, dass das schönste Mädchen auf dem Fest Aschenputtel ist.

Für den dritten Tag des Festes aber hat sich der Prinz einen Trick ausgedacht: Er bestreicht die Treppe mit schwarzem Pech. Aschenputtels linker Pantoffel bleibt darauf hängen. Mit dem Pantoffel will der Prinz seine hübsche Tänzerin finden. Dem Mädchen, das in den Pantoffel passt, soll seine Frau werden.

Eine Tochter der Stiefmutter schneidet sich die Zehen ab, damit sie in den Schuh passt. Der Prinz denkt, sie sei das richtige Mädchen und nimmt sie mit auf das Schloss. Als die beiden jedoch am Grab von Aschenputtels Mutter vorbei reiten, rufen zwei Tauben: „Rucke di guck, rucke di guck, Blut ist im Schuck: der Schuck ist zu klein, die rechte Braut sitzt noch daheim.” Der Prinz sieht das Blut im Schuh. Er reitet noch einmal zu der Familie und fragt den reichen Mann, ob er noch eine Tochter habe: „Nur von meiner verstorbenen Frau ist noch ein kleines verbuttetes Aschenputtel da: das kann unmöglich die Braut sein”, sagt der Mann. Doch der Prinz will das Aschenputtel sehen.

Natürlich passt Aschenputtel der Schuh wie angegossen. Der Prinz erkennt seine hübsche Tänzerin. Er weiß, dass sie die Richtige ist. „Rucke di guck, rucke di guck,
kein Blut im Schuck: der Schuck ist nicht zu klein, die rechte Braut, die führt er heim”, gurren die Tauben. Zur Hochzeit wollen sich die Stiefschwestern einschleimen. Doch die Tauben picken beiden jeweils ein Auge aus. Für ihr Bosheit und ihre Falschheit sollen sie ihr Leben lang gestraft sein.

Nacherzählt von Sybille Warnking

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