Ein Land im Ausnahmezustand

Ein Land im Ausnahmezustand
Der türkische Präsident Erdogan hat seit dem Putschversuch vieles geändert. (Foto: dpa)

Vor zwei Wochen haben Soldaten versucht, dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan mit Gewalt die Macht zu entreißen. Dieser Aufstand, auch  Putschversuch genannt, scheiterte. Viele Menschen sind gestorben oder wurden verletzt. Seitdem ist viel passiert. Wir erklären, was.

Was ist zurzeit in der Türkei los?

Erdogan hat den Ausnahmezustand für drei Monate ausgerufen. In dieser Zeit hat die Regierung mehr Macht. Sie kann zum Beispiel leichter Gesetze einführen und die Rechte und Freiheiten der Bürger einschränken. Viele Menschen befürchten, dass Erdogan seine Macht nun ausweitet, um seine Gegner loszuwerden.

Was ist seit dem Putschversuch passiert?

Journalisten protestieren dagegen, dass die Regierung ihre Kollegen einsperrt. (Foto: dpa)

Journalisten protestieren dagegen, dass die Regierung ihre Kollegen einsperrt. (Foto: dpa)

Die türkische Regierung geht sehr hart gegen die Menschen vor, die angeblich bei dem Putschversuch mitgemacht haben. Aber auch gegen Menschen, die sie für ihre Gegner hält. Es wurden schon mehr als 16.000 Menschen verhaftet. Vor allem Soldaten, aber auch Richter, Anwälte und Journalisten.

Außerdem wurden Zehntausende Lehrer, Professoren und Angestellte von Universitäten, Richter, Soldaten und Polizisten entlassen.  Zeitungen, Radio- und Fernsehsender, private Schulen und Hochschulen wurden geschlossen. Wissenschaftler und Uni-Mitarbeiter dürfen nicht mehr die Türkei verlassen. Außerdem würde Erdogan gern die Todesstrafe wieder einführen. Auf diese Weise möchte er die Unterstützer des Aufstands bestrafen.

Wer ist Fethullah Gülen und was hat er damit zu tun?

Fethullah Gülen (Foto: dpa)

Fethullah Gülen (Foto: dpa)

Erdogan und seine Regierung haben es nicht nur auf Leute abgesehen, die bei dem Putschversuch dabei waren oder sich kritisch  äußern. Es werden auch Menschen verhaftet oder entlassen, weil sie angeblich Verbindungen zu einem Mann haben, den Erdogan als seinen Feind bezeichnet: Fethullah Gülen.

Bis 1999 hat er in der Türkei gelebt, dann ist er in die USA ausgewandert.  Der 75-Jährige ist sehr religiös. Als Geistlicher hat er viele Menschen mit seinen Predigten und Büchern begeistert. Seine Anhänger gründeten Schulen, Unis, Unternehmen, Fernseh- und Radiosender. Früher arbeiteten Erdogan und Gülen eng zusammen. Doch dann haben sie sich zerstritten. Erdogan glaubt, Gülen und seine Anhänger haben den Putschversuch in der Türkei angezettelt. Beweise für diese Behauptung gibt es aber bisher nicht.

Warum demonstrieren Menschen in Deutschland?

In Köln-Deutz findet am Sonntag eine Demonstration statt. (Foto: dpa)

In Köln-Deutz findet am Sonntag eine Demonstration statt. (Foto: dpa)

Am Sonntag soll es in Köln eine große Demonstration von Erdogan-Anhängern geben. Es werden bis zu 30.000 Teilnehmer erwartet. Wie kommt es, dass so viele auf die Straße gehen wollen, obwohl die Türkei doch weit weg ist? In Deutschland leben sehr viele Türken und Menschen mit türkischen Wurzeln, insgesamt ungefähr drei Millionen. Das sind mehr als in jedem anderen Land außerhalb der Türkei.

Sehr viele von ihnen sind türkische Staatsbürger und interessieren sich für die Politik in ihrer Heimat. Sie fühlen sich mit dem Präsidenten verbunden und wollen  ihre Unterstützung zeigen. Doch Erdogan hat in Deutschland und Europa auch viele Kritiker. Viele unterschiedliche Organisationen und Vereine – darunter auch sehr extreme Gruppen – haben angekündigt, gegen Erdogan auf die Straße zu gehen.

Von Kathy Stolzenbach

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