Wie viele T-Shirts hast du?

Wie viele T-Shirts hast du?
Afrikanische Baumwolle Foto: bonprix/Otto Group/obs

Wie viele T-Shirts hast du im Kleiderschrank? Wie viele davon trägst du regelmäßig? Gibt es welche, die du noch nie angezogen hast? Wenn ja, geht es dir wie sehr vielen Menschen. Eine Greenpeace-Umfrage hat ergeben, dass in Deutschland eine Milliarde Kleidungsstücke ungetragen in den Kleiderschränken liegen. Bis zu 20 Teile sind es im Durchschnitt pro Person. Manche Dinge werden nur ein- oder zweimal getragen, bevor sie wieder entsorgt werden.

Das liegt daran, dass es ständig Angebote und Schnäppchen gibt. Die verlocken uns dazu, mehr zu kaufen, als wir wirklich brauchen. Das ist eines der Themen, mit denen sich die Ausstellung „Fast Fashion. Die Schattenseiten der Mode“ im Rautenstrauch-Joest-Museum beschäftigt, die heute startet. Sarah Caspari ist Lehrerin an der Internationalen Friedensschule in Köln und hat mit Schülern einen Teil der Ausstellung gestaltet. Darin beschäftigen sie sich mit der Produktion von Kleidung. Wir stellen dir den Weg eines T-Shirts vom Anbau der Baumwoll-Pflanze bis zum Geschäft vor.

Frauen ernten am in Sayakrou (Benin) auf einem Feld Baumwolle Foto: Aid by Trade Foundation/dpa

Schritt 1: Baumwolle anbauen

Viele T-Shirts bestehen aus Baumwolle. Die wird vor allem in China und Indien angebaut, aber auch in den USA, Pakistan, Südamerika und Afrika. Sie ist eine sehr anspruchsvolle Pflanze und braucht viel Wasser. Um die Baumwollmenge für ein T-Shirt herzustellen, werden ungefähr 5000 Liter Wasser benötigt. Die Baumwollpflanze muss viel gedüngt werden. Meistens wird sie noch von Hand gepflückt. In ärmeren Ländern arbeiten die Menschen ohne Schutzkleidung. Dann kommen sie zum Beispiel mit Giftstoffen aus den Düngemitteln in Kontakt

Schritt 2: Stoff weben

Die Baumwollfasern müssen zu Garn versponnen werden. Das wird dann zu Stoffen gewebt oder gestrickt. Das erledigen Maschinen in sehr großen Spinnereien und Webereien, zum Beispiel in China oder in der Türkei. Um die Garne zu schützen und stabiler zu machen, werden spezielle Chemikalien genutzt. Diese Giftstoffe landen später im Abwasser. Nur sehr selten werden natürliche Öle verwendet. Ein weiteres Problem: Die Arbeiter in den Webereien werden sehr schlecht bezahlt und haben sehr lange Arbeitstage.

Schritt 3: Färben und Bleichen

Von Natur aus hat der Baumwollstoff die Farbe von einer Eierschale. Für ein weißes T-Shirt wird er gebleicht, für eine andere Farbe entsprechend gefärbt. Oft wird der Stoff noch bedruckt, mit Pailletten bestickt oder weiter behandelt, um ihn zum Beispiel knitterfest zu machen oder ihm einen metallenen Schimmer zu verleihen. Zum Teil werden sogar Schwermetalle dafür verwendet. Da kommt einiges an Chemie zusammen: bis zu ein Kilo steckt in einem Kilo Stoff! Besonders viel steckt in Sport- und Funktionskleidung, in metallisch-glänzenden Stoffen und in Jeansstoffen mit „Used Look“ – die also gebraucht aussehen. Diese Chemie ist nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern kann auch Allergien und Reizungen der Haut auslösen.

Schritt 4: Nähen

Die Stoffe werden zum T-Shirt zusammen genäht. Neben dem Anbau der Baumwolle ist das der arbeitsintensivste Schritt. Viele große Modefirmen lassen ihre Kleidung in armen Ländern in Asien und Osteuropa nähen. Dort müssen die Menschen oft unter schlimmen Bedingungen arbeiten – 16 Stunden am Tag ohne Pausen in fensterlosen Räumen für sehr wenig Geld. Die meiste Kleidung kommt aus China und Bangladesch.

Schritt 5: Transport

Das fertige T-Shirt wird in einem Containerschiff nach Deutschland geschickt. Die Schiffe stoßen jede Menge giftige Stoffe aus und verpesten die Luft und das Wasser. Aber nicht erst das fertige T-Shirt wird um die Welt geschickt: Auf dem Weg vom Anbau der Pflanze bis zum Laden legt ein T-Shirt häufig 50 000 Kilometer zurück.
Ein Weg könnte so aussehen: Die Baumwollpflanze wird in Indien angebaut, der Stoff in China gewebt und in Tunesien mit Farbe gefärbt, die aus Polen kommt. In Bulgarien wird der Stoff weiter bearbeitet und knitterfrei gemacht, in Bangladesch werden die einzelnen Stoffteile zusammen genäht. Oft werden noch Knöpfe oder Nieten aus den USA oder aus China geschickt. Und schließlich wird das fertige T-Shirt nach Deutschland transportiert.

So kaufst du bewusster ein:

1 T-Shirts kaufen, die aus Bio-Baumwolle bestehen.
Bei ihrem Anbau werden keine chemischen Stoffe eingesetzt. Dadurch wird auch die Umwelt geschützt.

2 Mit der Nase einkaufen gehen.
Die Chemikalien kannst du an der Kleidung noch riechen. Auch Hinweise im Etikett wie „separat waschen“ oder „kann abfärben“ deuten darauf hin, dass sehr viel Farbe benutzt wurde.

3 Vor dem Kauf solltest du dich fragen: Brauche ich das wirklich?
Oder kaufe ich bloß aus Langeweile oder Frust ein?

4 In Secondhand-Geschäften kaufen.
Dadurch werden die Sachen mehrfach genutzt. Außerdem sind Schadstoffe oder überflüssige Farbe oft schon heraus gewaschen.

5 Kleidung länger nutzen
Alte T-Shirts zum Sport oder zum Schlafen anziehen.

6 Teile neu kombinieren oder umgestalten
Aus einer langen Hose wird eine kurze, ein altes T-Shirt wird zur Handyhülle.

7 Weniger kaufen
… dafür bewusst bei Firmen, die fair gehandelte Kleidung anbieten. (kst)

Info: „Fast Fashion. Die Schattenseiten der Mode“, 12.Oktober bis 24.Februar 2019, Rautenstrauch-Joest-Museum, Cäcilienstraße 29-33, 50667 Köln. Workshops und Führungen für Kinder unter
www.museenkoeln.de/rjm

Von Kathy Stolzenbach