Ein lebendiger Adventskalender

Ein lebendiger Adventskalender
Foto: Arbeitskreis Altstadt Kaster e.V.

In Kaster, einem Stadtteil von Bedburg im Rhein-Erft-Kreis in der Nähe von Köln, gibt es einen ganz besonderen Adventskalender. Hier in der Altstadt öffnen die Bewohner, Schulen, Kindergärten und Vereine jeden Abend bis zum 24.12. ein anderes Fenster. Dazu wird gesungen und es gibt Kekse, Kinderpunsch und Glühwein. Wir haben mit den Organisatoren des lebendigen Adventskalenders gesprochen.

Foto: Arbeitskreis Altstadt Kaster e.V.

Der lebendige Kalender

Jeden Abend im Advent, wenn um 18 Uhr das Angelus-Läuten der Georgskirche erklingt, öffnet sich ein Fenster in einem Haus in der Altstadt in Kaster. Das Fenster war vorher komplett abgedunkelt und verschlossen. Wenn die Rollläden hochgezogen werden, sieht jeder, dass das Fenster jetzt schön und liebevoll weihnachtlich geschmückt ist.

Foto: Arbeitskreis Altstadt Kaster e.V.

Welches Fenster an welchem Abend enthüllt wird, bleibt vorher aber geheim! Die Besucher müssen durch die Straßen ziehen und suchen. Das ist aber nicht so schwierig, weil es in der Altstadt nur vier Straßen gibt. Jeder ist herzlich eingeladen, dabei zu sehen. Manchmal stehen nur zehn Leute vor dem Weihnachtsfenster, an anderen Abenden mehr als 100. Oft werden dann Lieder gesungen oder weihnachtliche Gedichte vorgetragen.

Familie Aust. Foto: Familie Aust

Die Organisatoren

Sabrina und Simon Aust wohnen mit ihren drei Töchtern Amelie (9), Marie (7) und Lilly (2) in der Altstadt. Dieses Jahr organisiert die Familie ehrenamtlich in Zusammenarbeit mit dem „Arbeitskreis Altstadt Kaster“ die Gestaltung der 24 Adventsfenster. Das ist im Vorfeld ganz schön viel Arbeit. Sabrina und Simon fragen in der ganzen Stadt nach, wer sich in diesem Jahr an der Aktion beteiligen möchte. Sie hören zum Beispiel bei Altenheimen und bei verschiedenen Vereinen nach, bei den Pfadfindern und den Messdienern. Dieses Jahr machen unter anderem wieder die Martinus-Grundschule mit und vier Bedburger Kindergärten. Auch Anwohner können ein Adventsfenster gestalten.

 

Die Tradition

Es gab eine Zeit, in der es in Alt-Kaster keinen lebendigen Adventskalender mehr gab. Familie Aust ist froh, dass das jetzt wieder anders ist. „Es ist einfach eine schöne Sache, auf diese Weise gemeinsam und stimmungsvoll den Advent zu feiern“, findet Organisator Simon Aust. „Es wäre schade, wenn diese Tradition nicht mehr weiter geführt würde.“ Viele Bedburger freuen sich darauf, jetzt im Dezember abends gemeinsam mit Nachbarn und Freunden zusammen zu stehen, zu erzählen, Glühwein zu trinken und Lebkuchen zu essen – und sich so auf Weihnachten einzustimmen.

Amelie. Foto: Familie Aust

Amelie, 9 Jahre

„In der Schule habe ich schon oft mitgebastelt für die Adventsfenster. Das finde ich super. In einem Jahr haben wir zum Beispiel Tannenbäume gezeichnet, ausgeschnitten und ausgeprickelt. Dann haben wir Sterne darauf geklebt und Transparent-Papier dahinter. Die Bäume haben in den Fenstern schön geleuchtet. Dieses Jahr gestalten wir mit unserer Kunstlehrerin die Fenster. Was wir genau basteln, wird aber bis zur Enthüllung nicht verraten. Das muss ein Geheimnis bleiben. Die Duda-Zeitung lesen wir übrigens auch immer in der Schule.“

Besondere Fenster

Am 24. Dezember öffnet sich in Alt-Kaster ein ganz besonderes Türchen: Das Agathator an der Hauptstraße. Das passiert nur einmal im Jahr – nur an Heiligabend um 14 Uhr. An den anderen Tagen im Jahr bleibt das Stadttor geschlossen. Der Altstadt-Verein organisiert die Tor-Öffnung. Zu diesem Ereignis kommt auch der Bürgermeister und eine Band spielt Musik. Um diesen Moment mitzuerleben, kommen viele Besucher zum Agathator. Bei den Adventsfenstern gibt es noch eine Besonderheit: Am Tag des Nikolausmarktes am 2.12. wird in Alt-Kaster kein Fenster geöffnet. Weil an diesem Tag sowieso schon sehr viel Trubel in der Altstadt herrscht.

Nikolausmarkt am 2.12.

Immer am ersten Sonntag im Advent findet in Alt-Kaster der Nikolausmarkt statt. Das Ungewöhnliche: Der Markt befindet sich nicht auf einem Platz oder einer Straße, sondern in den Häusern und Höfen der Anwohner in der Altstadt. Hier gibt es viele Stände mit Kunstwerken, Geschenken, Getränken und Essen. Auf Musik wird tagsüber bewusst verzichtet, um den ursprünglichen Sinn der Adventszeit zu betonen – die Besinnlichkeit. Zum Ausklang kommt dann um 18 Uhr der Nikolaus auf den Marktplatz. Er verteilt Weckmänner an die Kinder.

Von Christina Rinkl