Wie löscht ein Radiergummi Worte?

Wie löscht ein Radiergummi Worte?
Manche Radiergummis haben zwei Seiten. Warum eigentlich? (Foto: dpa)

Er gehört in jedes Mäppchen, auf jeden Schreibtisch, in jedes Klassenzimmer: Ohne Radiergummi wäre der Schulalltag unvorstellbar. Drüberrubbeln, Krümel wegpusten, fertig. Wie sonst würdest du falsche Rechenergebnisse verbessern oder überflüssige Buchstaben einfach so verschwinden lassen? Zum heutigen Tag des Radiergummis verraten wir dir einige Dinge über dieses nützliche Hilfsmittel.

So funktioniert er

Der Name „Radiergummi“ leitet sich vom lateinischen Wort „radere“ ab. Das bedeutet kratzen oder schaben. Und genauso funktioniert ein Radiergummi: Er kratzt die Graphitteilchen des Bleistifts vom Papier. Die Bleistiftmine besteht aus einem Gemisch aus Graphit – das ist eine Art Kohle – und Ton. Beim Schreiben bleiben Teilchen dieser Mine in den Fasern des Papiers haften. Dafür sorgen winzige Anziehungskräfte. Doch der Radiergummi hat noch stärkere Anziehungskräfte und zieht das Graphit mehr an als das Papier. Wenn du mit einem Radiergummi über das Geschriebene reibst, zieht der Radierer die Teilchen vom Papier.

So wird er hergestellt

Geht auch als Motorrad: Heute haben Radiergummis alle Farben und Formen. (Foto: dpa)

Geht auch als Motorrad: Heute haben Radiergummis alle Farben und Formen. (Foto: dpa)

Ein Radiergummi besteht aus speziell bearbeitetem Gummi. Er wird meistens aus Kautschuk oder aus Kunststoff hergestellt. Kautschuk wird aus dem Milchsaft des Kautschukbaumes gewonnen. Dafür wird die Rinde des Baumes geschält und eingeritzt. Daraus fließt die Milch, sie heißt Latex. Zu dem Kautschuk wird Faktis gegeben. Faktis ist ein Pulver, das aus Rapsöl gewonnen wird. Das nimmt die Bleistiftstriche vom Papier auf und bleibt als kleine Röllchen zurück. Der Radiergummi reinigt sich also selbst: Die dreckigen Partikel lösen sich direkt. Die Kautschuk-Faktis-Masse wird in einem speziellen Verfahren gebacken – man sagt vulkanisieren dazu.

So wurde er entdeckt

Entdeckt wurde der Radiergummi am 15. April 1770. Der Brite Edward Nairne stellte durch Zufall fest, dass man damit Bleistiftstriche viel besser entfernen konnte als mit Brot. Wie bitte? Ja, tatsächlich hatten Menschen  bis zu diesem Zeitpunkt Brotklumpen zum Radieren benutzt. An besagtem Tag griff der Optiker und Instrumentenbauer Edward Nairne aber versehentlich zu einem Stück Kautschuk, als er etwas verbessern wollte. Er nannte seine Entdeckung „rubber“ – das ist das englische Wort für Radiergummi – und verkaufte ihn für viel Geld. Lange Zeit galt aber ein Joseph Priestley als Erfinder des Radiergummis. Denn er war es, der als erstes über den Radiergummi schrieb und ihn bekannt machte.

Darum gibt es zwei Seiten

Manche Radiergummis haben zwei verschiedene Seiten: eine für Blei- oder Buntstiftstriche und eine, um Tinte wegzuradieren. Der Tintenradierer ist häufig blau gefärbt und fester als die andere Seite des Radiergummis. Er enthält Quarzsand. Dieses härtere Gummi rubbelt die obersten Fasern des Papiers weg, so dass Kuli- oder Tintenstriche verblassen. Meistens verschwinden sie aber nicht völlig. Das liegt daran, dass Tinte viel fester am Papier haftet als Bleistiftstriche. Wer zu fest rubbelt, macht Löcher ins Papier. Immerhin: Die Fehler sind dann auch weg.

Von Kathy Stolzenbach