Wie finden Eichhörnchen ihre Nuss-Verstecke wieder?

Wie finden Eichhörnchen ihre Nuss-Verstecke wieder?
Eichhörnchen sammeln Futter als Reserve für den Winter. (Bild: dpa)

Wo ist eigentlich der grüne Filzstift? Wo hat sich deine Lieblingsmütze versteckt? Und hat dein Bruder schon wieder „Gregs Tagebuch“ geklaut? Es nervt, wenn man etwas haben möchte – es aber einfach nicht finden kann. Jetzt stell dir mal vor, du würdest jedes Jahr mehrere tausend Stifte verstecken – und müsstest die auch noch wiederfinden! Genauso geht es dem Eichhörnchen. Nur, dass das keine Filzstifte versteckt, sondern Nüsse. Ist ja klar. Wie das Eichhörnchen sein Essen wiederfindet, haben jetzt Wissenschaftler aus den USA untersucht.

Was fressen die Tiere?

Im Winter ernähren sich Eichhörnchen von den Nüssen, die sie vorher gesammelt haben. (Bild: Fotolia)

Eichhörnchen sind Allesfresser. Besonders gern mögen sie Nüsse, Eicheln, oder Zapfen – denn die enthalten viel Energie. Eichhörnchen fressen auch junge Vögel oder Eier. Was sie essen, hängt vor allem von der Jahreszeit ab: Im Frühjahr gibt es Knospen und Triebe von Bäumen, im Sommer Beeren, im Herbst Obst, Nüsse oder Pilze. Nur im Winter ist nicht genug Nahrung da.

Viele andere Tiere fressen sich vor dem Winter eine Speckschicht an. Nicht aber die Eichhörnchen: Im Herbst sammeln sie 3000 bis 10 000 Nüsse und vergraben sie. Wenn es im Winter kalt ist, ruhen sie sich in ihrem gut gepolsterten Nest aus. Nur ab und zu kommen sie heraus und holen sich Essensnachschub aus einem der Verstecke.

Wie kennen sie die Verstecke?

Jede Nuss-Art wird an einem bestimmten Ort versteckt (Bild: Isabella Neven DuMont)

Wissenschaftler aus den USA haben sich gefragt: Woher wissen die Tiere, wo sie die Nahrung versteckt haben? Deswegen haben sie eine Studie mit 45 Tieren gemacht. Das Ergebnis: Eichhörnchen sind superordentlich. Sie bewahren jede Nuss-Art an einem anderen Ort auf: Eicheln kommen in ein anderes Versteck als Haselnüsse, und Walnüsse in ein anderes als Mandeln. Das funktioniert ähnlich wie bei uns zuhause nach dem Einkauf: Da werden die Nudeln in den Vorratsschrank geräumt, die Äpfel in die Obstschale gelegt und die Milch in den Kühlschrank gestellt. Jedes Lebensmittel hat seinen festen Platz, damit wir es schnell wiederfinden. Das Eichhörnchen merkt sich also nicht, wo es jede einzelne Nuss vergraben hat, sondern wo das Lager für bestimmte Nuss-Arten ist.

Wie ordentlich sind sie?

Die kleinen Nagetiere sind richtige Aufräum-Spezialisten. Selbst als die Wissenschaftler ihnen eine Mischung aus verschiedenen Nuss-Arten gaben, sortierten die Eichhörnchen sie auseinander und brachten die Mandel ins Mandel-Lager, die Walnuss ins Walnuss-Lager, und so weiter. Die Tiere müssen so ordentlich sein, denn sie riechen die Nahrung erst, wenn sie sich in der Nähe eines Lagers befinden. Und noch etwas vermuten die Forscher: Die Tiere wissen, wo ihr Lieblingsessen ist. Denn das verstecken sie besonders gut.

Warum machen die Tiere das?

Findet ein Eichhörnchen eine Nuss nicht wieder, wächst ein neuer Baum. (Bild: dpa)

Dass die Tiere so ordentlich sind, hat zwei Gründe: Erstens ist es viel Arbeit, die Nüsse zu sammeln, zu den Lagern zu tragen und zu verstecken. Würden die Eichhörnchen die Nahrung nicht wiederfinden, wäre die Arbeit umsonst gewesen – und außerdem wären die Tiere im Winter schrecklich hungrig. Doch trotz all der Ordnung: Nach vielen Monaten findet ein Eichhörnchen natürlich nicht jedes einzelne Versteck wieder. Doch das ist ganz gut für die Natur. Denn aus so einer verbuddelten Haselnuss kann im nächsten Frühling ein kleiner Haselnussstrauch wachsen.

Von Angela Sommersberg