Wie entstehen Nachnamen?

Wie entstehen Nachnamen?
Unseren Vornamen erhalten wir von unseren Eltern, klar. Aber woher kommt unser Nachname eigentlich? (Foto: dpa)

Sigthorsson hat ein Siegtor geschossen. Halldorsson hat den Ball gehalten. Mit den Nachnamen der isländischen Spieler hatten wir bei der Fußball-Europameisterschaft viel Freude. Aber warum heißen die eigentlich so? Und warum haben die Leute im Spanien-Urlaub meistens zwei Nachnamen? All das klären wir mit Jürgen Udolph vom Zentrum für Namensforschung in Leipzig.

Warum gibt es Nachnamen?

„Wenn vor 700 Jahren ein Fremder in ein kleines Dorf gekommen ist und nach Walter gefragt hat, wusste jeder sofort, wer gemeint war“, sagt Jürgen Udolph. Deswegen brauchte man früher keine Nachnamen. Doch je mehr Menschen in einem Ort wohnten, desto schwieriger war es, sie anhand eines Vornamens auseinander zu halten. „Deswegen hat man den Menschen einen zusätzlichen Namen gegeben. Zum Beispiel: Walter Schneider, weil das sein Beruf war“, erklärt Jürgen Udolph.

Wie entstehen Nachnamen?

Im Deutschen, aber auch in vielen anderen Ländern, gibt es vier Möglichkeiten, nach denen Nachnamen gebildet wurden.

Wer Bäcker war, erhielt früher auch den Nachnamen Bäcker. (Foto: dpa)

Wer Bäcker war, erhielt früher auch den Nachnamen Bäcker. (Foto: dpa)

  1. Der Vorname des Vaters wird zum Nachnamen des Kindes. Beispiel: Karl Walter. Oft hängt an solchen alten Vornamen der Buchstabe „s“: Etwa Walters. Man sprach nämlich anfangs von Karl, Walters Sohn.
  2. Der Heimatort wird zum Nachnamen: Karl Hildesheimer. Das passierte, wenn Karl, der aus Hildesheim kam, in eine andere Stadt zog. Manchmal nahm man auch andere Plätze als Nachnamen: Karl Brückner, weil Karl an der Brücke wohnte.
  3. Der Beruf wird zum Nachnamen: Karl Schmidt, denn Karl war von Beruf Schmied.
  4. Eigenschaften werden zu Nachnamen: Karl Groß, weil er besonders groß war. Diese Zusatznamen hat man langsam in der Familie übernommen und an die Kinder weitergegeben. „Erst wenn jemand, der mit Nachnamen Schneider hieß, als Metzger gearbeitet hat, war dieser Zuname zum richtigen Familiennamen geworden“, erklärt Jürgen Udolph. In Deutschland stammen die 15 häufigsten Nachnamen übrigens von Berufen ab.

Island

Der isländische Spieler Sigthorsson jubelt nach einem Siegertor bei der EM. (Foto: dpa)

Der isländische Spieler Sigthorsson jubelt nach einem Siegertor bei der EM. (Foto: dpa)

In Island bekommt man als Nachname den Vornamen des Vaters: Jons Vater heißt mit Vornamen Gudmundur. Jon heißt dann Jon Gudmundsson, also Sohn von Gudmundur. Jons Schwester Sara bekommt ein –dottir, also Tochter, an den Nachnamen gehängt:  Sara Gudmundsdottir. Selten bekommt man auch den Vornamen der Mutter als Nachnamen. Auch daran wird –son oder –dottir gehängt. Isländer benutzen ihren Nachnamen aber nur selten, alle sprechen sich mit dem Vornamen an.  Deswegen  war es für  die Spieler der isländischen Nationalmannschaft seltsam, dass ihr Nachname auf dem Trikot stand.

Spanien

Spanier haben fast alle zwei Nachnamen. Meistens stammt der erste Nachname vom Vater und der zweite von der Mutter.  Ein Beispiel: Enrique López Dalí und Maria Ortiz Cabra heiraten.  Jeder behält seinen Namen.  Sie bekommen eine Tochter, Ana. Sie heißt nun: Ana López Ortiz. Anas Geschwister haben denselben Nachnamen wie sie.  Wenn Ana irgendwann mal Kinder bekommt, gibt auch sie wieder ihren ersten Nachnamen, also Lopez, weiter. Seit einigen Jahren sind die Regeln nicht mehr so streng. Übrigens benutzen die Spanier im Alltag meistens nur den Vornamen und den ersten Nachnamen.

Russland

Die Russen haben oft zwei Nachnamen: den Vatersnamen und den Familiennamen. Beispiel: Ein Mann namens Wladimir  hat einen Sohn Aleksej und eine Tochter Svetlana. Aleksej hieße dann Wladimirowitsch, also Sohn von Wladimir, und Svetlana Wladimirowna, also Tochter von Wladimir. Dahinter kommt dann noch der Familienname. Häufige Familiennamen sind zum Beispiel  Iwanow, Smirnow und Popow. Bei den Mädchen wird an den Familiennamen dann noch der Buchstabe –a drangehangen. Sie heißt dann also: Svetlana Wladimirovna Iwanowa.

Von Angela Sommersberg