Was ist in Tschernobyl passiert?

Was ist in Tschernobyl passiert?
Reparaturarbeiten am explodierten ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl (Foto: dpa)

Es war eine unvorstellbare Katastrophe, die genau heute vor 30 Jahren passierte. Im Atomkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine gab es am 26. April 1986 einen schweren Unfall.

Was passiert in einem Atomkraftwerk?

Ein 100 Meter hoher Stahlbogen wurde über das Kraftwerk gebaut. Er soll die Strahlung zurückhalten. (Foto: dpa)

Ein 100 Meter hoher Stahlbogen wurde über das Kraftwerk gebaut. Er soll die Strahlung zurückhalten. (Foto: dpa)

In einem Atomkraftwerk wird Strom erzeugt. Man sagt auch Kernkraftwerk dazu. Dafür werden die Kerne von winzigen Teilchen, den Atomen, gespalten. Dabei entstehen sehr große Hitze und Energie. Die Spaltung findet in einem sogenannten Reaktor statt. Er ist durch dicke Hüllen geschützt. Denn bei der Stromgewinnung werden radioaktive Strahlen freigesetzt. Man kann sie nicht sehen, riechen oder schmecken. Doch sie sind sehr gefährlich und können krank machen. Deshalb dürfen sie nicht nach außen gelangen. Regelmäßig muss die Sicherheit  in Atomkraftwerken kontrolliert werden.

Wie kam es zum  Unfall im Atomkraftwerk?

Am 26. April 1986 wollten Techniker überprüfen, ob das Atomkraftwerk bei einem Stromausfall sicher ist. Doch bei diesem Test ging alles schief: Es wurde immer heißer im Reaktor. Das Notsystem war für den Test ausgeschaltet worden. Durch die Hitze explodierte ein Atomreaktor. Dabei wurde sehr viel Radioaktivität hoch in die Luft geschleudert. Diesen Vorfall bezeichnet man als „GAU“ oder „Super-GAU“. „GAU“ ist die Abkürzung für „größter anzunehmender Unfall“.

Was waren die Folgen der Katastrophe?

Der bisher schwerste Atom-Unfall löste eine riesige Umwelt-Katastrophe aus. Die radioaktiven Strahlen verseuchten die Umwelt. Mehr als 400 000 Menschen mussten ihre Heimat verlassen, weil sie in der verstrahlten Gegend nicht mehr leben konnten. Zehntausende Menschen starben oder wurden sehr krank. Noch immer leiden Menschen zum Beispiel an Krebs, der durch die Radioaktivität ausgelöst wurde.

Wie wirkte sich der Unfall auf Deutschland aus?

Zwei Männer messen 1986, ob Kohlrabis radioaktiv sind. (Foto: dpa)

Zwei Männer messen 1986, ob Kohlrabis radioaktiv sind. (Foto: dpa)

Tschernobyl ist ungefähr 1700 Kilometer von Köln entfernt. Obwohl es so weit weg ist, waren die Folgen auch bei uns in NRW zu spüren. Denn aus den radioaktiven Teilen, die in die Luft geschleudert wurden, bildete sich eine radioaktive Wolke. Mit dem Wind zog diese Wolke Richtung Westen –auch nach Deutschland. Durch Regen gelangte Radioaktivität aus der Wolke in den Boden. Kinder sollten damals deshalb nicht draußen spielen, Sport- und Spielplätze wurden geschlossen. Außerdem wurden die Menschen davor gewarnt, frisches Gemüse und Obst zu essen. Denn möglicherweise war es verstrahlt, wenn die radioaktive Wolke über das Anbaugebiet gezogen war. In bestimmten Gegenden in Süddeutschland wird sogar heute noch bei manchen Pilzen zu hohe  radioaktive Strahlung gemessen.

Wie ist die Situation in Tschernobyl heute?

Noch immer ist die Gegend um das Atomkraftwerk Tschernobyl radioaktiv verseucht. Deshalb ist die Region in einem Umkreis von ungefähr 30 Kilometern rund um das Kraftwerk unbewohnbar. Sie wird als Sperrzone bezeichnet. In dem kaputten Reaktor befindet sich noch viel Radioaktivität. Nach dem Unfall wurde eine dicke Betonhülle um den Reaktor gebaut. Doch die hat mit der Zeit Risse bekommen. Eine neue Hülle aus Stahl wird schon seit einigen Jahren gebaut. Sie soll 100 Jahre lang vor der Strahlung schützen. Die Gegend rund um das Atomkraftwerk wird noch Jahrhunderte lang verstrahlt sein.

Gibt es bei uns Atomkraftwerke?

In Deutschland werden die Atomkraftwerke langsam abgeschaltet. (Foto: dpa)

In Deutschland werden die Atomkraftwerke langsam abgeschaltet. (Foto: dpa)

Auch in Deutschland wird Strom teilweise  aus Atomkraftwerken gewonnen. Aktuell sind noch acht in Betrieb. Nach dem Unfall in Tschernobyl gab es viele Demonstrationen gegen Atomkraft. 2011 passierte in Japan noch ein schlimmes Unglück: Nach einem Erdbeben wurde das Atomkraftwerk Fukushima schwer beschädigt. Einige Monate später beschloss die deutsche Regierung, mehrere Atomkraftwerke sofort stillzulegen. Bis Ende 2022 sollen auch die letzten abgeschaltet werden. Doch in unseren Nachbarländern Belgien und Frankreich soll es sie weiterhin geben. Vielen Deutschen bereitet das Sorgen. Vor allem  aus Tihange in Belgien gibt es immer wieder Meldungen über Störungen.

Von Kathy Stolzenbach