Warum sind Giraffen-Hälse so lang?

Warum sind Giraffen-Hälse so lang?
Eigentlich total verrückt: Der Hals einer Giraffe ist so lang wie ein erwachsener Mann. (Foto: dpa)

Wenn du das Wort Giraffe hörst – denkst du dann auch als Erstes an einen langen Hals?  Tatsächlich ist der Hals der Giraffe ungefähr zwei Meter lang – also so lang wie ein besonders großer, erwachsener Mann. Aber warum hat die Giraffe einen so langen Hals? Und welche Auswirkungen hat das auf ihren restlichen Körper? Das haben Forscher untersucht.

Wie sieht die Giraffe aus?

Riese unter den Tieren (Foto: dpa)

Riese unter den Tieren (Foto: dpa)

Nicht nur der Hals der Giraffe ist lang – ihr ganzer Körper ist riesig. Sie ist das höchste an Land lebende Tier. Die Männchen können bis zu sechs Meter hoch, vier Meter lang und  1600 Kilogramm schwer werden. Mit ihren langen Beinen können Giraffen richtig schnell laufen, nämlich bis zu 60 Kilometer pro Stunde, und so gut vor Löwen und anderen Raubtieren flüchten.

Mit ihrem hellbraunen Fell, das mit dunkleren Flecken gemustert ist, sind die Tiere in den offenen Graslandschaften in Afrika gut getarnt. Die Giraffe hat übrigens nur sieben Halswirbel – also auch nicht mehr als du.  Aber bei der Giraffe sind diese Knochen extrem verlängert.

Warum ist der Hals so lang?

Giraffen haben einen besonderen Bauplan. (Foto: dpa)

Giraffen haben einen besonderen Bauplan. (Foto: dpa)

Die Giraffe hat nur sieben Halswirbel, weil auch ihr Hals einmal kürzer war. Bei ihren nächsten Verwandten, den Okapis, ist der Hals auch heute noch kurz. Die Forscher haben das Erbgut der Giraffe und des Okapis untersucht. Das Erbgut ist der Bauplan eines Lebewesens. Dort ist festgelegt, wie jemand aussieht, aber zum Beispiel auch, welche Eigenschaften er hat.

Bei ihren Untersuchungen haben die Forscher herausgefunden, dass Giraffen und Okapis vor etwa 11,5 Millionen Jahren angefangen haben, sich in unterschiedliche Richtungen zu entwickeln. Ab dann muss es also einzelne Giraffen gegeben haben, die einen längeren Hals hatten. Und weil die einen Vorteil gegenüber den anderen Giraffen hatten, konnten sie sich besser vermehren. So ist der Hals mit der Zeit immer länger geworden.

Doch was war dieser Vorteil? Dazu hatte der berühmte Wissenschaftler Charles Darwin schon vor etwa 150 Jahren eine Idee. Er glaubte: Mit ihrem langen Hals kamen die Giraffen besonders gut an ihre Lieblingsspeise, die Akazienblätter, heran. Möglich ist auch, dass die Männchen mit langem Hals bessere Chancen bei der Partnerwahl haben. Zwei Männchen kämpfen nämlich mit ihren langen, starken Hälsen. Wer gewinnt, darf sich mit einem Weibchen paaren – und sein Erbgut weitergeben.

Was ist bei der Giraffe noch anders?

Doch ein Problem musste die Natur noch lösen: Das Gehirn im Kopf der Giraffe muss trotz des langen Halses  regelmäßig mit frischem Blut versorgt werden. Das Blut wird dann also zwei Meter durch den Hals nach oben gepumpt. Damit das klappt, haben Giraffen ein besonders gutes und leistungsstarkes Herz. Und ihr Blutdruck ist zweieinhalb Mal so hoch wie beim Menschen.

Auch die Blutgefäße sind so angelegt, dass es kein Problem ist, wenn die Giraffe zum Trinken ihren langen Hals nach unten beugt. Die Wissenschaftler haben auch herausgefunden: Es gibt  70 Gene, also Träger von Erbinformationen, die bei der Giraffe anders sind als bei anderen Säugetieren.  Ein tolles Tier ist so im Laufe der Zeit entstanden.

Von Angela Sommersberg