Warum ist das Dschungelbuch umstritten?

Warum ist das Dschungelbuch umstritten?
Mogli kommt zurück! (Foto: dpa)

„Probier’s mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit“, singt der Bär Balu. Bestimmt kennst du die Geschichte von Mogli aus dem Dschungel, seinen Freunden Balu und Baghira und dem bösen Tiger Shir Khan.

1967 hat Walt Disney die Geschichte auf die Leinwand gebracht. Mehr als 27 Millionen Menschen haben den Zeichentrickfilm seitdem in deutschen Kinos gesehen – damit ist es bei uns der erfolgreichste Film aller Zeiten. Heute bringt Disney einen neuen Dschungelbuch-Film raus, diesmal mit einem echten Mogli und  computeranimierten Tieren. Aber wusstest du, dass sich Rudyard Kipling die Geschichten vor mehr als 120 Jahren ausgedacht hat? Der Schriftsteller war sehr bekannt  – aber auch sehr umstritten.Wir erklären warum.

Wer war Rudyard Kipling?

Rudyard Kipling (Foto: dpa)

Rudyard Kipling (Foto: dpa)

Rudyard Kipling wurde am 30. Dezember 1865 in Indien geboren und starb am 18. Januar 1936 in London. Seine Eltern kamen aus Großbritannien, sein Vater arbeitete als Kunstlehrer in Indien und leitete später ein Museum in der Region. Mit einheimischen Dienern verbrachte Rudyard viel Zeit.

Als er fünf Jahre alt war, schickten die Eltern ihn und seine Schwester zu Pflegeeltern nach Großbritannien, damit er eine gute Schule besuchen konnte. Dort fühlte er sich nicht wohl, lernte aber viel über Politik. Nach dem Abschluss ging Rudyard zurück nach Indien.

Was ist eine Kolonie?

Mogli und Balu, der Bär (Foto: dpa)

Mogli und Balu, der Bär (Foto: dpa)

Damals waren Großbritannien und Indien eng verbunden. Denn Indien war eine Kolonie im großen britischen Reich, dem  „British Empire“. Früher bekämpften mächtige Reiche wie Großbritannien, Spanien oder Portugal andere Länder der Welt. Hatten sie gesiegt, beherrschten sie diese Länder.

Oft gab es in den Kolonien wertvolle Bodenschätze wie Gold, seltene Gewürze, Tee oder exotische Früchte. Diese Dinge brachten die Herrscher, die Kolonialmächte, in ihre Heimatländer und verkauften sie für viel Geld. Den Einheimischen in den Kolonien ging es oft schlecht: Sie hatten keine Rechte, mussten für die Kolonialmächte arbeiten und deren Sprache lernen. Seit ungefähr 1500 gab es solche Kolonien, erst nach dem Zweiten Weltkrieg gaben die Europäer sie wieder auf. Auch Indien wurde 1947 unabhängig – nachdem die Inder 30 Jahre dafür gekämpft hatten.

Kipling und die Kolonien

Mogli und Baghira im neuen Film (Foto: dpa)

Mogli und Baghira im neuen Film (Foto: dpa)

Als Erwachsener reiste Rudyard Kipling viel durch die Kolonien und die Welt. Er arbeitete als Journalist in Indien und anderen Ländern, schrieb Gedichte und Kurzgeschichten. Mit Mitte zwanzig heiratete er eine US-Amerikanerin und lebte einige Jahre in den USA. Später zog er nach England, trotzdem reiste er viel. Mit 41 Jahren gewann er den Literaturnobelpreis, den wichtigsten Schriftsteller-Preis der Welt.

Obwohl Rudyard Kipling ein weltoffener Mann war, liebte er Großbritannien sehr und fand es richtig, dass sein Land über  andere herrschte. Das haben ihm später viele Leute vorgeworfen. Schließlich ging es den Menschen in den Kolonien schlecht.  Damals dachten aber viele Briten so. Manche Literaturexperten sagen, dass man Kiplings Meinung im Dschungelbuch wiederfinden kann. Schließlich lernt Mogli, wie hart die Gesetze der Natur sind und zu kämpfen. Und er besiegt den Tiger Shir Khan. Ob die Theorie stimmt? Klar ist: Rudyard Kipling schrieb die Erzählungen für seine Kinder.

Von Angela Sommersberg