Viel unterwegs – Das Leben eines Lkw-Fahrers

Viel unterwegs – Das Leben eines Lkw-Fahrers
Das ist Dieter in seinem Lkw. (Foto: Neumann)

Wenn Dieter Breidenbach sich ein Butterbrot schmieren möchte, setzt er sich auf den Beifahrersitz. Vor ihm, auf dem Armaturenbrett am Fenster liegt ein großes Holzbrett. Das ist sein Ersatz für einen Küchentisch. Dort bereitet er sein Brot zu. „Das hab ich mir vor Jahren dahin gebaut, weil es so praktischer ist“, sagt er. Dieter Breidenbach (54) arbeitet als Lkw-Fahrer. Und das schon seit 32 Jahren. Uns hat er mit in seine Fahrerkabine genommen und erzählt, wie er so als Lkw-Fahrer lebt.

Immer unterwegs

Dieter Breidenbach arbeitet für ein Unternehmen in Hennef. Von Montag bis Freitag fährt er Lkw. Zu Hause bei seiner Familie in Frechen ist er nur am Wochenende. „Das ist ein Vagabunden-Leben, ich bin immer unterwegs“, sagt Dieter. Meistens fährt er nach Nord-Italien und liefert dort spezielle Auto-Teile aus. Dann lädt er dort bei einer Firma Kühltruhen für Supermärkte ein und nimmt sie zurück mit nach Deutschland. Bei seinen Fahrten hat Dieter sich auch ein bisschen Italienisch beigebracht. „Ich kann mich durchschlagen“, sagt er.

Vorsichtig fahren

In einem Staufach steht eine Mikrowelle. (Foto: Neumann)

In einem Staufach steht eine Mikrowelle. (Foto: Neumann)

Für Lkw-Fahrer gibt es ganz bestimmte Regeln: Sie dürfen nur neun Stunden am Tag fahren, zwei Mal in der Woche dürfen es zehn Stunden sein. Das ist so, damit die Lkw-Fahrer immer gut ausgeruht sind. „Man muss sich die ganze Zeit gut konzentrieren, denn man hat ja auch Verantwortung für die anderen Autos“, sagt Dieter. Schließlich ist sein Lkw 16 Meter lang – und darf bis zu 44 Tonnen schwer sein. Das Bremsen dauert deshalb länger als mit einem kleinen Auto. Einen richtigen Unfall hatte er zum Glück noch nie. Die Fahrerkabine ist drei Meter über dem Boden. Von unten aus den Autos winken ihm manchmal Kinder zu.

Alles dabei

In der kleinen Fahrerkabine hat Dieter alles, was er braucht: Es gibt eine Steckdose, eine Kaffeemaschine, einen Kühlschrank und eine Mikrowelle. Überall sind kleine Staufächer. Auf dem Boden liegen bunte Teppiche. Auf der Reise versucht Dieter immer, an einem Rasthof anzuhalten. „Dort gibt es ein Restaurant und Duschen.“ Wenn er nicht im Restaurant isst, kocht er sich Nudeln oder Suppe auf einem kleinen Campingkocher. Der ist in einem Außenfach des Lkws verstaut. Manchmal, wenn er an einem normalen Autobahn-Parkplatz ohne Dusche übernachten muss, schüttet er sich  einfach einen Kanister Wasser über den Kopf. „Die Arbeit ist anstrengend – das Auf- und Abladen, Reifen wechseln oder was sonst so am Lkw gemacht werden muss. Und ich will ja sauber ins Bett gehen!“

Familienurlaub

In der Fahrerkabine gibt es zwei Betten. (Foto: Neumann)

In der Fahrerkabine gibt es zwei Betten. (Foto: Neumann)

Dieter schläft in einem Bett, das quer hinter Fahrer- und Beifahrersitz ist. Das ist fast so lang wie die Fahrerkabine.  Dieter selbst ist zwei Meter groß. „Aber ich passe da gut rein“, sagt er. Wenn er ins Bett geht, zieht er den schwarzen Vorhang rund um die Kabine zu. Auf dem Bett liegen ein Kissen und eine gefaltete Decke. „Das tausche ich alle zwei Wochen aus“, sagt er. Seine Kleidung ist in einer Reisetasche. Die liegt auf dem oberen Bett, das man umklappen kann. Manchmal sind zwei Fahrer zusammen unterwegs, um sich abzuwechseln. Als seine Kinder klein waren, hat Dieter manchmal sogar seine Familie im Lkw mitgenommen. „Früher bin ich oft nach Mallorca gefahren“, sagt er. „Manchmal hatten wir dann auf der Insel zwei Tage Aufenthalt. Das war so ähnlich wie Familien-Urlaub.“ Er hat sich daran gewöhnt, dass er seine Familie nur am Wochenende sieht. In der Fahrerkabine hängt ein Kalender mit Fotos von seinen beiden Enkeln. Und vorne im Fenster prangt ein gelbes Schild. Darauf steht: „Opa Dieter“.

Von Angela Sommersberg (Text) und Jörn Neumann (Fotos)