Tierische Redewendungen und ihre Bedeutungen

Von wegen dreckig - Spatzen baden total gerne. (Foto: dpa)
Von wegen dreckig - Spatzen baden total gerne. (Foto: dpa)

Bist du schon mal zur Schnecke gemacht worden? Oder ist dir eine Laus über die Leber gelaufen? Hast du schon mal aus einer Mücke einen Elefanten gemacht?  Sprichwörter und Redewendungen, die uns im Alltag begegnen, klingen manchmal  lustig. Sie sind nicht immer wörtlich zu nehmen: Oft stammt ihre ursprüngliche Bedeutung aus der Vergangenheit. Das Buch „Ins Bockhorn gejagt“ von Bruno P. Kremer und Klaus Richarz verrät, welche Geschichten sich hinter Sprichwörtern verbergen. Wir stellen dir einige vor.

Jemanden zur Schnecke machen

Wenn dein Lehrer dich vor der ganzen Klasse anschreit, macht er dich zur Schnecke. Schnecken kriechen über den Boden. Wenn sie zum Beispiel durch eine Berührung gestört werden, ziehen sie sich zusammen, bis sie ganz klein sind. Wenn sie ein Schneckenhaus haben, ziehen sie sich darin zurück. In einer Situation wie in der Klasse würdest du dich bestimmt auch gern verkriechen.

Dem ist wohl eine Laus über die Leber gelaufen

Das bedeutet, dass sich jemand sehr über etwas ärgert und schlechte Laune hat. Früher glaubten die Menschen, die Leber sei der Ort der Gefühle. In Wirklichkeit ist es nicht möglich, dass eine Laus über die Leber läuft. Gemeint ist damit, dass es einen ganz kleinen Auslöser für den Ärger gibt – so winzig wie eine Laus.

Sei kein Frosch

Trau dich! Das meint jemand, der zu dir sagt: „Sei kein Frosch!“ Frösche sind mit ihren langen Hinterbeinen jederzeit bereit zum Sprung, um sich bei Gefahr möglichst schnell ins Wasser zu retten. Die Redewendung will sagen: Stell dich der Situation und tauch nicht einfach ab. Du kannst das!

Jemanden auf die Palme bringen

Jemand, der sich furchtbar über etwas aufregt, geht sprichwörtlich die Wände hoch. „Jemanden auf die Palme bringen“ schmückt diese Vorstellung vom Abheben noch weiter aus. Die Redewendung passt zu der Beobachtung, dass aufgebrachte Affen sich so schnell wie möglich auf den nächsten Baum schwingen.

Es ist zum Mäusemelken

Eine Kuh oder eine Ziege von Hand zu melken, kann schon ziemlich schwierig sein. Aber kannst du dir vorstellen, wie mühsam es sein muss, wenn man eine kleine Maus melken würde? Die Redewendung beschreibt Dinge, die fast unmöglich sind und deshalb verzweifeln lassen.

Katzenwäsche machen

Die meisten Katzen mögen Wasser nicht so gern. Sie lecken sich ihr Fell ständig sauber. Wer als Mensch so sparsam mit Wasser umgeht, macht eine „Katzenwäsche“. Das bedeutet, er duscht oder badet nicht gründlich, sondern macht nur das Nötigste sauber, zum Beispiel weil er in Eile ist. Katzen sind aber trotzdem sehr saubere Tiere – auch ohne viel Wasser.

Aussehen wie ein Dreckspatz

Wie alle Vögel putzen Spatzen ausgiebig ihr Gefieder. Sie baden im Wasser, nehmen aber auch Bäder im Staub. Das hilft gegen Schädlinge in den Federn. Dadurch sieht der Spatz dreckig aus. So entstand der schlechte Ruf des „Dreckspatzen“.

Wenn jemand übertreibt, wird aus einer Mücke...

Wenn jemand übertreibt, wird aus einer Mücke…

... Schnell ein Elefant. (Fotos: dpa)

… schnell ein Elefant. (Fotos: dpa)

 

 

 

 

 

 

Aus einer Mücke einen Elefanten machen

Wer stark übertreibt und etwas Unbedeutendes stark aufbauscht, macht aus einer Mücke einen Elefanten. Die Redensart benutzten Menschen schon vor mehr als 2000 Jahren. Der Elefant als größtes Landtier war der passende Gegensatz zu etwas so unwichtig erscheinendem wie einem Insekt.

Einen Vogel haben

Gemeint ist damit, dass jemand spinnt und nicht klar denken kann. Früher glaubten die Menschen: Wenn jemand dumm ist, liege das an Tieren im Kopf. Dort, wo normalerweise das Gehirn zum Denken sitzt, nisten nach dieser Vorstellung bei einem Dummen kleine Vögel. Dazu passen auch die Redewendungen „Bei dem piept’s wohl“ und „Der hat eine Meise“.

Die Katze im Sack kaufen

In der Geschichte über Till Eulenspiegel wird erzählt, dass eine Katze in einem Sack verkauft wird. In Wahrheit ist aber ein Hase darin. Die Redewendung beschreibt also, dass jemand etwas kauft, ohne es anzusehen, und sich anschließend darüber ärgert. Sie warnt davor, sich bei einem Kauf nicht reinlegen zu lassen. Man sollte gut aufpassen.

Noch mehr Redewendungen

Schmetterlinge im Bauch haben  = verliebt sein
Wie die Made im Speck = Leben im Überfluss
Wie von der Tarantel gestochen = heftig und plötzlich reagieren
In ein Wespennest greifen = unbedacht Ärger auslösen
Das pfeifen die Spatzen von den Dächern = Jeder weiß das schon
Wie ein Elefant im Porzellanladen = Sich extrem ungeschickt und unachtsam verhalten
Augen wie ein Luchs haben = sehr scharf und gut sehen können

Buch KremerDas Buch

Ins Bockshorn gejagt. Tierische Sprichwörter und blumige Redewendungen. Bruno P. Kremer, Klaus Richarz. Theiss, 160 Seiten, 19,95 Euro.

Von Kathy Stolzenbach

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