Wer ist schön?

Wer ist schön?
Die Schauspielerin Marilyn Monroe galt in den 1960er Jahren als wunderschön. Sie war nicht besonders dünn, sondern hatte Kurven und Rundungen. (Foto: dpa)

Sie haben blonde, braune, schwarze oder rote Haare. Blaue, braune oder grüne Augen. Blasse, karamellfarbige oder dunkelbraune Haut. Wenn am Donnerstag die neue Staffel von „Germany’s next Topmodel“ im Fernsehen startet, sieht man wieder viele unterschiedliche Mädchen über den Laufsteg stöckeln. Doch eines haben  diese Mädchen gemeinsam: Sie sind groß und sehr schlank. Denn eine solche Figur sollen Models haben, oder?  Wusstest du, dass die Menschen in den vergangenen 4000 Jahren unterschiedliche Vorstellungen davon hatten, was ein schöner Körper ist?

Antike

Nofretete gilt als ägyptische Schönheit. (Foto: dpa)

Im alten Ägypten fanden die Menschen ähnliche Dinge schön wie wir heute: Schlanke Körper und haarlose Haut. Die Statuen und Büsten, die man  in den Pharaonen-Gräbern gefunden hat, zeigen das. Auch die Schminke ist wohl damals erfunden worden: Schon die ägyptische Königin Nofretete (sie lebte vor etwa 3300 Jahren)  hat ihre Augen mit schwarzem Kajal umrandet. Auch bei den alten Griechen vor rund 2500 Jahren  war Schlanksein schön. Ihnen gefiel es aber vor allem sportlich und muskulös: kein Wunder, schließlich haben die Griechen die Olympischen Spiele erfunden. Die Römer hingegen waren auf der Suche nach dem perfekten Mittelweg: Nicht zu dick, nicht zu dünn – ein bisschen mollig war okay.

Mittelalter und Barock

Mollige und runde Frauen waren für den Maler Rubens besonders hübsch. (Foto: dpa)

Auf Gemälden aus dem Mittelalter sehen die Frauen fast schon aus wie Jungen: Dünn, mit langen Armen und Beinen ohne runde Brüste oder Po. Dazu sollten die Frauen Locken, rosa Wangen und eine weiße, weiche Haut haben. Doch das galt natürlich nur für die Reichen: Die meisten Menschen waren so arm, dass sie froh waren, wenn sie überhaupt etwas zu essen hatten. Sie machten sich sicherlich keine Gedanken um ihre Figur. Zum Ende des Mittelalters hin veränderte sich das Schönheitsideal: Schau dir mal Gemälde des Malers Peter Paul Rubens an – die Frauen dort sind mollig und rund. Damals war das ein Zeichen für Wohlstand: Nur wer genug Geld hatte, konnte sich reichlich Essen leisten.

1920er Jahre

Die Frauen in den 1920er Jahren wollten männlich aussehen: Sie schnitten ihre Haare kinnlang, viele trugen Hosen, Anzughemden und  Hosenträger. Kleider gab es  aber weiterhin. Eine  schmale Figur war in. Manche Frauen banden ihre Brüste mit Wickeln flach an den Körper. Damit wollten sie zeigen, dass sie Männern gleichgestellt waren. Die Gleichberechtigung war  sehr wichtig. So wurde im Jahr 1918 das Frauenwahlrecht in Deutschland eingeführt: Männer und Frauen durften jetzt beide bestimmen, wer im Parlament saß. Das Körperideal nennt man androgyn. Das griechische Wort bedeutet: mit männlichen und weiblichen Eigenschaften.

Nachkriegszeit

Marilyn Monroe (Foto: dpa)

Der Zweite Weltkrieg war für sehr viele Menschen überall auf der Welt eine extrem harte Zeit – viele verloren ihre Heimat, ihre Wohnung, ihre Kleidung, ihre Spielsachen. Auch Nahrung gab es nie genug.

Als es nach dem Krieg langsam wieder aufwärts ging, freuten sich alle über gutes Essen. Dementsprechend nahmen viele zu – und zeigten das auch gerne. Deswegen fanden die Menschen es damals schön, ein bisschen molliger zu sein. Denn das war ein Zeichen dafür, dass die Zeiten wieder besser waren. Eine der bekanntesten Frauen dieser Zeit war Schauspielerin Marilyn Monroe. Sie war zwar nicht dick, hatte aber weibliche Rundungen.

1960er bis 1980er Jahre

Gefährlich dünn: Twiggy (Foto: dpa)

In den vergangenen 50 Jahren gab es fast in  jedem Jahrzehnt einen neuen Trend: In den 1960er Jahren war androgynes Aussehen bei Frauen wieder angesagt. Doch nicht nur das – je dünner, desto besser. Bekanntestes Model dieser Zeit war eine Frau namens Twiggy. Twig ist Englisch und bedeutet übersetzt Zweig. Du kannst dir also vorstellen, wie knochig Twiggy aussah.

In dieser Zeit machten sehr viele Mädchen gefährliche Diäten – und rutschten in die Magersucht ab. In den 1970er und 1980er Jahren waren die Models noch immer schlank, aber nicht mehr ganz so dürr. Stattdessen machten sie viel Sport und sahen gesünder und durchtrainiert aus. Bekannt waren zum Beispiel Jane Fonda und Cindy Crawford.

Heute

Rund und superschön: die Sängerin Adele (Foto: dpa)

Auch heute noch haben viele Jugendliche, vor allem Mädchen, Magersucht: Sie sind oft so dünn, dass ihr Körper nicht mehr richtig arbeiten kann.  Viele rutschen in diese Krankheit rein, weil sie zum Beispiel  dünne Menschen  in der Werbung sehen und dann auch abnehmen wollen. Aus diesem Grund sind extrem dünne Models heute in vielen Ländern verboten. Trotzdem sind viele Models natürlich noch richtig dünn – und eine schlanke Figur ist beliebt. Andererseits gibt es aber auch Stars, die nicht so dünn sind und dazu stehen. Auch Sängerin Adele ist mollig, sieht aber trotzdem toll aus, oder? Wann jemand als schön gilt, hängt also vor allem von der Zeit ab, in der er lebt. Und deswegen bist du schön genauso wie du bist.

Von Angela Sommersberg