Geschichten lebendig machen

Geschichten lebendig machen
Spannend Vorlesen kann jeder - mit ein bisschen Übung. (Bild: dpa)

Heute ist Vorlesetag. Na, toll, denkst du dir jetzt vielleicht, immer, wenn ich vorlesen muss, zittert meine Stimme, ich verhaspele mich und keiner lacht an den richtigen Stellen. Vorlesen ist doof. Stimmt nicht! Denn auch du kannst lernen, ein guter Vorleser zu werden. Worauf du achten musst, erklärt Joachim Aich. Er arbeitet als Sprechtrainer, beim Radio und als Vorleser bei dem Kölner Verein Lesewelten.

Laut und deutlich, oder: Hase und Habe

Lies so vor, wie du selbst am liebsten vorgelesen bekommst. Du solltest etwas langsamer lesen, als du normalerweise sprichst. Wichtig ist auch, dass du laut genug bist, damit dich jeder versteht. „Frag ruhig nach den ersten paar Zeilen, ob jeder dich gut hören kann. Das mache ich auch so“, sagt Joachim Aich. Außerdem solltest du deutlich lesen. Das heißt: Jeder Zuhörer muss problemlos verstehen, ob du das Wort „Hase“ oder „habe“ aussprichst. Beim deutlichen Lesen macht dein Mund richtig mit. Bei den Lauten o, u oder ü  müssen deine Lippen zum Beispiel  gespitzt sein.

Traurig und begeistert sein – Lebendig lesen

Damit bei deinen Zuhörern ein Film im Kopf entsteht, musst du lebendig lesen. „Lies so, als würde der Text dir gerade einfallen“, rät Joachim Aich. Versuch, dich beim Lesen, in die Figuren hineinzuversetzen: Wie würde zum Beispiel ein Vater die Worte „Räum dein Zimmer auf!“ aussprechen? Auch die Gefühle in der Geschichte sind wichtig. Wenn etwas Trauriges passiert, solltest du das in dem Moment auch so empfinden. Aber das wichtigste ist: „Sei begeistert von der Geschichte! Du willst sie anderen erzählen, weil sie so spannend ist“, rät Joachim Aich.

Vor dem Spiegel üben

Du solltest deinen Vorlese-Text gut kennen. Es hilft sehr, wenn du deinen Eltern zu Hause  laut vorliest. Du kannst auch vor dem Spiegel üben – und ab und zu überprüfen, ob deine Lippen sich bewegen. Wenn du dir den Text selbst aussuchen kannst, dann nimm einen, den du magst. „Dann fällt es dir viel leichter, auch deine Zuhörer zu begeistern“, sagt Joachim Aich. Wundere dich nicht, wenn dein Publikum nicht an den richtigen Stellen lacht:  Jeder findet andere Dinge lustig. Wenn du gruselige Stimmung erzeugen willst, dann mach immer wieder Pausen.

Vorher Zweimal ein- und ausatmen

Richtig vorlesen ist kinderleicht. (Bild: Fotolia)

Richtig vorlesen ist kinderleicht. (Bild: Fotolia)

Du hast Angst, dass der Lehrer dich  zum Vorlesen dran nimmt? Das bekommst du in den Griff! „Ich habe auch Lampenfieber, bevor ich die Nachrichten im Radio lese“, sagt Joachim Aich. „Das ist gut, weil ich dann aufmerksamer bin und weniger Fehler mache.“ Wichtig ist: Bevor du anfängst, zu lesen, atmest du zweimal ein und aus. Atme dabei so ein, dass dein Bauch sich nach vorne wölbt. „Aber atme nur so viel, wie dein Körper braucht.“ Das Zittern in der Stimme geht nach ein paar Sätzen weg. Und wenn du dich während des Lesens mal verhaspelst, dann mach kurz eine Pause und lies den Satz noch einmal – und zwar ganz langsam. Und nach dem Vorlesen kannst du stolz auf dich sein. „Es ist toll, wenn jemand etwas gemacht hat, obwohl er Lampenfieber hatte“, sagt Aich.

 

Von Angela Sommersberg