Was ist die Reichsprogromnacht?

Was ist die Reichsprogromnacht?
Am 9. November gedenken Menschen im ganzen Land den Opfern der Pogromnacht. Hier legen Besucher Blumen an der Alten Synagoge in Magdeburg nieder, die in dieser Nacht zerstört wurde. (Foto: dpa)

Heute vor 78 Jahren war ein  ganz besonders wichtiger Tag in der deutschen Geschichte. Denn dieses Datum, also der 9. November 1938, markiert eine der dunkelsten Nächte für Juden in Deutschland. Diese Nacht wird auch Reichspogromnacht genannt.

Was bedeutet Pogromnacht?

Pogrome sind Angriffe auf Minderheiten, also Gruppen von Menschen, die anders denken oder eine andere Religion, Herkunft oder Hautfarbe haben als die meisten Menschen. Flüchtlinge, behinderte Menschen, Schwule und Lesben sind Beispiele für Minderheiten in Deutschland. Die Nacht vom 9. auf den 10. November heißt Reichspogromnacht, weil in dieser Nacht vor 78 Jahren im gesamten Deutschen Reich, wie Deutschland damals hieß, Angriffe auf eine ganze bestimmte Minderheit stattfanden: die Juden.

Was geschah damals genau?

1938 war Adolf Hitler, ein brutaler Machthaber, Kanzler im Deutschen Reich. Er war gegen viele Menschen, die nicht seine Ansichten teilten. Am meisten hasste er die Juden. Er machte sie für viele Probleme, mit denen die Menschen damals zu kämpfen hatten, verantwortlich. Sie waren Sündenböcke für Hitler und seine Anhänger, die Nationalsozialisten.  Ein Großteil der Bevölkerung mied und missachtete die Juden. Am 9. November, damals war das wie auch heute ein Mittwoch, trafen sich viele Nationalsozialisten und griffen Wohnhäuser und Geschäfte von Juden an. Auch Synagogen, das sind jüdische Gotteshäuser, brannten sie nieder. Viele Menschen jüdischen Glaubens starben damals, es war eine schreckliche Nacht.

Was passierte danach?

Nach der Reichspogromnacht 1938 wurde die Situation für Juden in Deutschland noch schlimmer. Viele von ihnen mussten fliehen, weil sie Angst um ihr Leben hatten. Sie mussten einen gelben Stern auf ihrer Kleidung tragen, um als Menschen jüdischen Glaubens erkannt zu werden. Millionen Juden –  Männer, Frauen und Kinder –  wurden von den Nationalsozialisten in sogenannte Konzentrationslager verschleppt. Dort wurden sie sehr schlecht behandelt und mussten unter schlimmen Umständen sehr schwere Arbeit verrichten. Viele von ihnen wurden umgebracht. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1945 starben mehrere Millionen Juden.

Wie ist die Situation heute?

Auch heute leben nicht alle Juden hier in Deutschland in Sicherheit.  Erst vor etwas mehr als zwei Jahren, im Sommer 2014, wurde eine Synagoge in Wuppertal angezündet. Damals entschied ein Gericht, dass der Angriff nicht aus Hass gegen Juden passiert sei. Charlotte Knobloch, die damalige Präsidentin des Zentralrats der Juden, riet den Juden  trotzdem, sich nicht als Juden zu erkennen zu geben. Die Gefahr, dass sie angegriffen werden, sei zu groß.

Weil es immer wieder Übergriffe auf Menschen der jüdischen Gemeinde gibt,  werden jüdische Gebäude wie Kindergärten, Museen oder Synagogen seit vielen Jahren von der Polizei bewacht. Damit so etwas Schlimmes wie im Jahr 1938 aber nicht noch einmal passiert, wird jedes Jahr am 9. November der Opfer der Reichspogromnacht gedacht.

Von Lukas Hansen