Geheimnisse unter Gemälden

Geheimnisse unter Gemälden
Eine besondere Bestrahlung zeigt, wie der Maler das Bild verändert hat. (Foto: dpa)

Alte Gemälde können viel erzählen über die Zeit, in der sie entstanden sind. Die Geschichte ihrer eigenen Entstehung verbergen sie manchmal unter ihrer Oberfläche. Gelegentlich können Wissenschaftler sie sichtbar machen.

In der Gemäldegalerie in Berlin können die Besucher viele alte Meisterwerke berühmter Künstler bestaunen. Was viele nicht wissen: Unter der Oberfläche einiger Bilder schlummern Geheimnisse, die man nicht sieht. Sie erzählen etwas über die Maler und deren Arbeit. Mithilfe der Wissenschaft kann man diese Geheimnisse sichtbar machen.

Zum Beispiel bei Bildern von Rembrandt, einem niederländischen Maler. Er lebte vor mehr als 300 Jahren. Er hat oft lange an einem einzigen Bild gearbeitet. Dabei malte er zum Beispiel Personen hinzu oder andere über. Diese eigentlich unsichtbare Entstehungs-Geschichte seiner Bilder decken Wissenschaftler heute nach und nach auf.

Strahlung verrät Vergangenheit

Wie das geht? Unter anderem mit einer komplizierten Technik. Sie heißt Neutronen-Auto-Radiografie. „Dabei werden die Gemälde mit winzigen Teilchen bestrahlt, mit Neutronen”, erklärt Fachfrau Claudia Laurenze-Landsberg.

Die Bestrahlung sorgt dafür, dass die einzelnen Farben des Bildes selbst anfangen, Strahlung auszusenden. Auch die Farben, die unterhalb der oberen, sichtbaren Farbschicht verborgen sind.

Film-Schicht lässt Unsichtbares leuchten

Soll der Arm am Türrahmen liegen? Oder doch nach unten hängen? Rembrandt probierte das aus. (Foto: dpa)

Soll sie die Hand am Türrahmen oder an ihren Kopf stützen? Rembrandt probierte das aus. (Foto: dpa)

Diese Farben kann man nun mithilfe eines lichtempfindlichen Materials sichtbar machen: mit einem Film. Solche Filme kennst du vielleicht aus alten Fotoapparaten. Die Experten legen nun eine große Film-Schicht auf das Bild.

Die Strahlung der Farben trifft auf das lichtempfindliche Material und verändert es. Man sagt auch: Der Film wird belichtet. Das Bild wird sozusagen darauf gespeichert. Entwickelt man danach die Filme, sieht man die belichteten Bereiche als dunkle Stellen.

Jede Farbe strahlt zu einem anderen Zeitpunkt. Zuerst die braunen Töne. Legt man einen Film auf das Bild, belichtet die Strahlung der braunen Farbe den Film. Nach der Entwicklung des Films erscheinen wie von Geisterhand die braunen Farbschichten als dunkle Stellen. Auch die, die vorher von anderen Farben überdeckt waren.

Farben leuchten abwechselnd

Nach den braunen Tönen leuchten die grünlichen und belichten den nächsten Film. Danach die blauen Farbtöne, dann die gelblichen und so weiter.

Vergleicht man am Ende die Filme, kann man sehen, wie der Maler sein Bild entwickelt hat. Man erkennt vielleicht Figuren oder Tiere, die auf dem fertigen Bild gar nicht mehr vorhanden sind. Oder man erfährt, dass der Maler bestimmte Teile des Bildes ursprünglich in anderen Farben gemalt hatte.

Rembrandt probierte viel aus

In einem Rembrandt-Bild sieht man zum Beispiel, dass der Maler lange herumprobiert hat, wie die Frau auf dem Bild stehen soll. In einer ersten Version lehnte ihr Arm an einem Türrahmen, mit abgeknicktem Handgelenk. Dann probierte er aus, wie es aussieht, wenn sie den Arm hoch an ihren Kopf stützt. Schließlich entschied er sich aber dafür, den Arm am Türrahmen abzustützen.

Von dpa