Laktose-Intoleranz: Warum kann Milch krank machen?

Laktose-Intoleranz: Warum kann Milch krank machen?
Viele Kinder trinken gerne Milch - aber nicht alle vertragen sie. (Foto: thinkstock)

Milch ist eines der wichtigsten Nahrungsmittel in Deutschland. Knapp 90 Liter verbraucht ein Deutscher durchschnittlich im Jahr davon. Das ist so viel, dass man damit fast eine ganze Badewanne füllen könnte. Deswegen gilt Milch auch als sogenanntes Grundnahrungsmittel, sie enthält fast alle Nährstoffe, die der Körper zum Leben braucht. Um daran zu erinnern, dass Milch sehr gesund ist, wurde der Weltmilchtag eingeführt. Der ist heute – und zwar schon zum 61. Mal. Es gibt aber auch Menschen, die von Milch nicht gesünder, sondern krank werden – weil sie von Natur aus keine Milchprodukte vertragen. Das nennt man „Laktose-Intoleranz“.

Der Begriff

„Lactis“ ist lateinisch für Milch, „Laktose“ heißt übersetzt Milchzucker. Milchzucker ist immer ein Bestandteil von tierischer Milch. Kuh, Ziege oder Schaf – all diese Tiere geben Milch mit Milchzuckeranteil. Auch die Milch, mit der Mütter ihre Babys stillen, enthält Milchzucker. „Intoleranz“ bedeutet, dass jemand einen bestimmten Stoff nicht verträgt. Menschen, die laktose-intolerant sind, vertragen also  den Milchzucker in der Milch nicht. Das ist gar nicht so selten, knapp jeder sechste Mensch in Deutschland gilt als laktose-intolerant. Wahrscheinlich kennst du auch jemanden, einen Klassenkameraden vielleicht, der darunter leidet.

Die Folgen

Laktose-intolerante Menschen bekommen Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall, wenn sie Milchprodukte zu sich nehmen. Das kann im Alltag sehr lästig sein, denn wie du bestimmt schon weißt, ist Milch in ganz vielen anderen Produkten enthalten: Käse, Joghurt und Butter werden aus Milch hergestellt. Aber auch in anderen Lebensmitteln ist der Milchzucker drin, auch wenn das vielleicht  gar nicht so offensichtlich ist. Oder hättest du gewusst, dass auch Leberwurst, Senf und bestimmte Brotsorten mit Milchzucker hergestellt werden? Milchzucker wird nämlich auch als Bindemittel benutzt. Laktose-intolerante Personen müssen also beim Einkauf immer genau auf alle Zutaten schauen, bevor sie ein Produkt in den Wagen legen.

Es gibt allerdings auch viele Alternativen: Sojamilch zum Beispiel enthält keinen Milchzucker, weil sie nicht tierisch hergestellt wird, sondern pflanzlich. Mittlerweile können auch Tabletten aus der Apotheke helfen, eine Laktose-Intoleranz in den Griff zu bekommen.

Der Ursprung

Tierische Milchprodukte werden bei Menschen in einem Organ namens Dünndarm verarbeitet. Ein Enzym, das Laktase heißt, spaltet dort den Milchzucker. Nur so kann er vernünftig verdaut werden. Bei laktose-intoleranten Personen ist dieses Enzym entweder nur wenig oder gar nicht vorhanden.

Das liegt daran, dass der Mensch von Natur aus eigentlich nur  bis zum dritten Lebensjahr an Milch gewöhnt ist. So lange stillten Mütter früher ihre Kinder. Deswegen ist der Körper eigentlich darauf programmiert, irgendwann einfach keine Laktase mehr herzustellen.

Die  Entwicklung

Am häufigsten trinken Menschen Kuhmilch. (Foto: dpa)

Vor rund 8000 Jahren hatten die Menschen in Europa ein Problem: Das  Wetter war oft so schlecht, dass die Ernten kaputtgingen. Ein anderes Nahrungsmittel musste her, um die wichtigsten Nährstoffe zu liefern. Die Europäer begannen also, selbst Vieh zu halten und die Milch von den Tieren zu trinken. Darin waren nämlich ganz viele Nährstoffe enthalten, die den Menschen sonst gefehlt hätten.  „Calcium“ zum Beispiel, woraus die Knochen unteranderem gemacht sind.

Über Jahre gewöhnten sich dann die Menschen in Europa einfach an den Milchzucker und bekamen auch keine Bauchschmerzen mehr.    In Afrika und Asien ist das ganz anders. Dort haben die Menschen nicht so viel Viehzucht betrieben und sich nie wirklich an Milch gewöhnt. In Asien sind  in manchen Ländern sogar bis zu 90 Prozent der Gesellschaft laktose-intolerant.

VON JONAH LEMM