Wie leben arme Kinder in Deutschland?

Wie leben arme Kinder in Deutschland?
Jeden Tag ein warmes Essen? Nicht alle Kinder in Deutschland haben das. Manchen Familien fehlt dafür das Geld. (Foto: dpa)

Wenn du von armen Kindern liest oder hörst, denkst du vielleicht an Kinder in Afrika. An Kinder, die Hunger haben, auf der Straße schlafen oder in wackligen Holzhütten leben. Doch es gibt auch in Deutschland arme Kinder – und es werden sogar immer mehr. Das zeigt eine neue Studie zur Kinderarmut.

Vielleicht überrascht dich das. Denn eigentlich geht es vielen Menschen in Deutschland sehr gut: Die Zahl der Menschen ohne Arbeit ist sehr niedrig und auch die Wirtschaft läuft gut. In Deutschland verhungern Menschen normalerweise nicht. Armut bedeutet hier, dass jemand sehr viel weniger Geld zur Verfügung hat als die meisten anderen Menschen.

Wie viele Kinder sind arm?

In Deutschland gelten der Studie zufolge zwei Millionen Kinder und Jugendliche als arm. Zum Vergleich: Das sind doppelt so viele Menschen, wie Köln Einwohner hat. Ihre Eltern bekommen Geld vom Staat für ihre Wohnung und zum Essen, weil  sie keine Arbeit haben. Staatliche Grundsicherung oder Hartz IV nennen Fachleute das.

Welche Kinder sind arm?

Häufig sind Mädchen und Jungen arm, die bei nur einem Elternteil aufwachsen, weil sich ihre Eltern getrennt haben. Außerdem sind Familien mit drei oder mehr Kindern oft arm. Denn für jedes Kind ist mehr Geld für  Kleidung oder Essen nötig. Armut kommt in bestimmten Gegenden häufiger vor: In Ostdeutschland gibt es mehr arme Kinder als in Westdeutschland. Und in Städten leben mehr Arme als auf dem Land. In NRW ist die Lage in Gelsenkirchen und Essen am schlimmsten: Mehr als jedes dritte Kind lebt dort in Armut. In  Bayern und Baden-Württemberg sind deutschlandweit am wenigsten Kinder arm.

Wie leben arme Kinder?

Auch in einem Sportverein zu sein, kostet Geld. Arme Kinder machen deswegen oft weniger Sport. (Foto: dpa)

Auch in einem Sportverein zu sein, kostet Geld. Arme Kinder machen deswegen oft weniger Sport. (Foto: dpa)

Kinder aus armen Familien leben oft in kleinen Wohnungen. Sie haben häufig kein eigenes Zimmer und keinen Rückzugsort, an dem sie zum Beispiel ihre Hausaufgaben machen  oder ungestört spielen können. Manchmal schämen sie sich sogar, Freunde nach Hause einzuladen. Oft fehlt das Geld für Sportverein, Musikunterricht,  andere Hobbys oder neue Kleidung.

Arme Familien können sich seltener einen Urlaub oder Ausflüge ins Schwimmbad oder in den Zoo leisten.  Viele arme Jungen und Mädchen fühlen sich dadurch ausgeschlossen oder werden sogar gemobbt. Sie haben oft ein niedriges Selbstbewusstsein und fühlen sich weniger wertvoll.

Welche Folgen hat Armut?

Armut wirkt sich auch auf die Gesundheit dieser Kinder aus: Sie essen wenig Obst und Gemüse. Es gibt auch nicht jeden Tag ein warmes Essen, weil sich die Familie das nicht leisten kann. Trotzdem sind arme Kinder häufiger dick: Sie bewegen sich weniger, weil das Geld für den Sportverein fehlt. Dafür schauen sie viel fern.

Armut kann auch die Schulleistungen beeinflussen.Wissenschaftler haben herausgefunden, dass arme Kinder  häufiger eine Klasse wiederholen müssen, seltener aufs Gymnasium gehen und schlechtere Noten haben. Armut in der Kindheit kann also die Berufswahl erschweren und sich schlecht auf die Zukunft auswirken. Deswegen fordern  Hilfsorganisationen die Politiker auf, mehr gegen Kinderarmut zu unternehmen.

Von Kathy Stolzenbach