„Hänsel und Gretel” kurz und knapp

Hänsel und Gretel folgen den Kieselsteinen, um wieder nach Hause zu finden. (Foto: „Hänsel und Gretel“ von Alexander Zick, upload by Adrian Michael - Märchen, Grot'scher Verlag, Berlin 1975. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:H%C3%A4nsel_und_Gretel.jpg#/media/File:H%C3%A4nsel_und_Gretel.jpg)
Hänsel und Gretel folgen den Kieselsteinen, um wieder nach Hause zu finden. (Foto: „Hänsel und Gretel“ von Alexander Zick, upload by Adrian Michael - Märchen, Grot'scher Verlag, Berlin 1975. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:H%C3%A4nsel_und_Gretel.jpg#/media/File:H%C3%A4nsel_und_Gretel.jpg)

„Hänsel und Gretel” von den Gebrüder Grimm ist wohl eines der bekanntesten deutschen Märchen. Bekommst du die Geschichte der Geschwister Hänsel und Gretel noch zusammen?

Hänsel und Gretel

Das Märchen beginnt mit der Beschreibung von dem Leben eines armen Holzhackers. Er hatte zwei Kinder und eine Frau, die die Stiefmutter der Kinder ist. Der Holzhacker hatte so wenig Geld, dass er sich für seine Familie kein Brot leisten konnte. Eines Abends fragte er seine Frau: „Was soll aus uns werden? Wie können wir unsere armen Kinder ernähren, da wir für uns selbst nichts mehr haben?” „Weißt du was, Mann,” antwortete die Frau, „wir wollen Morgen in aller Frühe die Kinder hinaus in den Wald führen, wo er am dicksten ist: Da machen wir ihnen ein Feuer an und geben jedem noch ein Stückchen Brot, dann gehen wir an unsere Arbeit und lassen sie allein. Sie finden den Weg nicht wieder nach Haus und wir sind sie los.” Der Holzhacker war empört über diesen Vorschlag. „Wie soll ich das über das Herz bringen”, fragte er die Frau. „Oh, du Narr”, antwortete ihm die Frau, „dann müssen wir alle viere Hungers sterben, du kannst nur die Bretter für die Särge hobelen.” Die Frau ließ dem Holzhacker keine Ruhe. Bis er einwilligte.

Die beiden Kinder hatten das Gespräch mit angehört. Gretel fing an zu weinen, aber ihr Bruder Hänsel tröstete sie: „Still, Gretel,’ sprach Hänsel, „Gräme dich nicht, ich will uns schon helfen.” Als der Holzfäller und seine Frau schliefen, ging Hänsel nach draußen und sammelte ganz viele Kieselsteine, die er sich in die Taschen steckte.

Am nächsten Tag machten alle Vier sich auf den Weg in den Wald. Als Hänsel sich immer wieder umdrehte, fragte ihn sein Vater: „Hänsel, was guckst du da und bleibst zurück, hab Acht und vergiß deine Beine nicht.” „Ach, Vater”, sagte Hänsel, „ich sehe nach meinem weißen Kätzchen, das sitzt oben auf dem Dach und will mir Ade sagen.” Die Frau sprach „Narr, das ist dein Kätzchen nicht, das ist die Morgensonne, die auf den Schornstein scheint.” Tatsächlich aber guckte Hänsel gar nicht nach seinem Kätzchen, sondern warf Steine, damit er später den Weg zurück nach Hause finden würde.

Mitten im Wald zündeten die Vier ein Feuer an. „Nun legt euch ans Feuer, ihr Kinder und ruht euch aus, wir gehen in den Wald und hauen Holz. Wenn wir fertig sind, kommen wir wieder und holen euch ab”, sagte die Stiefmutter von Hänsel und Gretel. Hänsel und Gretel schliefen vor dem Feuer ein, in der Nacht wachten sie wieder auf. Gretel hatte große Angst. Aber ihr Bruder tröstete sie und als der Mond aufgegangen war, gingen die beiden zurück nach Hause. Die Kieselsteine, die Hänsel gestreut hatte, zeigten ihnen den Weg.

Der Vater freute sich, als er seine beiden Kinder sah. Doch nicht lange danach war wieder Not in der Familie. Sie hatten kein Brot mehr zu essen. Die Stiefmutter wollte die Kinder wieder weg schicken. Erneut hörten Hänsel und Gretel das Gespräch des Holzhackers und seiner Frau mit an. In der Nacht wollte Hänsel wieder Kieselsteine sammeln, aber die Stiefmutter hatte die Tür verschlossen. „Weine nicht, Gretel, und schlaf nur ruhig, der liebe Gott wird uns schon helfen”, sagte er zu seiner Schwester, um sie zu beruhigen.

Am nächsten Tag führte die Stiefmutter Hänsel, Gretel und den Vater wieder in den Wald. Auf dem Weg zerbröselte Hänsel ein Brot, das er von der Stiefmutter bekommen hatte. Es sollte ihm und seiner Schwester den Weg zeigen. Als der Vater wieder fragte, warum Hänsel sich so oft umdrehe, sagte dieser: „Ich sehe nach meinem Täubchen, das sitzt auf dem Dache und will mir Ade sagen,” „Narr,” sagte die Frau, „das ist dein Täubchen nicht, das ist die Morgensonne, die auf den Schornstein oben scheint”, meinte die Stiefmutter.

Die Stiefmutter führte die Geschwister ganz ganz tief in den Wald hinein. Hier passierte genau dasselbe wie das letzte Mal: Der Holzhacker und die Frau verließen Hänsel und Gretel. Mitten in der Nacht wachten sie auf und wollten den Brotkrumen folgen. Doch die Vögel hatten alle gegessen. Hänsel sagte zu Gretel: „Wir werden den Weg schon finden.” Aber sie fanden ihn nicht.

Hänsel und Gretel waren sehr hungrig. Sie gerieten immer tiefer in den Wald. Bis sie ein schönes schneeweißes Vöglein auf einem Ast sitzen sahen. Als das Vöglein davon flog, folgten Hänsel und Gretel dem Vogel. Sie kamen an ein Haus, das aus Brot gebaut war, und mit Kuchen gedeckt. Die Fenster waren aus hellem Zucker.

Die Geschwister fingen an, von dem Haus zu essen. „Knuper, knuper, knäuschen, wer knuspert an meinem Häuschen?”, hörten sie dann aus dem Haus. „Der Wind, der Wind, das himmlische Kind”, sagten Hänsel und Gretel. Eine steinalte Frau, die sich auf Krücken stütze, kam hinaus.  Sie lockte die Kinder in das Haus. Hier war der Tisch reichlich gedeckt. Es gab ganz viel zu essen. Und es gab ein Bett, in das Hänsel und Gretel sich gleich legten. Sie glaubten, sie wären im Himmel. Aber die Frau hatte sich nur verstellt. Tatsächlich war sie eine böse Hexe. Das Haus hatte sie nur gebaut, um Kinder anzulocken. Wenn die Kinder dann kamen, kochte und aß die Hexe sie.

Genau das hatte sie auch mit Hänsel und Gretel vor. Sie sperrte Hänsel in einen Käfig. Gretel befahl sie, ihren Bruder zu füttern, damit er dick wurde. Gretel war gezwungen, Hänsel das beste Essen zu kochen. Jeden Morgen schlich die Alte zu dem Ställchen und rief: „Hänsel, streck deine Finger heraus, damit ich fühle, ob du bald fett bist.” Die Hexe merkte nicht, dass Hänsel ihr einen Knochen und keinen Finger gab.

Obwohl die Hexe dachte, dass Hänsel die ganze Zeit mager blieb, wollte sie ihn essen. Sie sagte Gretel, dass sie ihren Bruder backten wollte. Gretel sollte dafür das Feuer im Backofen anheizen. Die Hexe stieß die arme Gretel hinaus zu dem Backofen, aus dem die Feuerflammen schon heraus schlugen. „Kriech hinein”;  sagte die Hexe, „und sieh zu, ob recht eingeheizt ist.” Und wenn Gretel darin war, wollte sie den Ofen zumachen, und Gretel sollte darin braten. Denn die Hexe wollte Gretel auch essen.

Doch Gretel durchschaute den Plan der Hexe. „Ich weiß nicht wie ichs machen soll, wie komm ich da hinein?”, fragte sie die Hexe. „Dumme Gans”, sagte die Hexe, „die Öffnung ist groß genug, siehst du wohl, ich könnte selbst hinein”. Die Hexe trappelte heran und steckte den Kopf in den Backofen. Gretel gab ihr einen Stoß und verschloss die Tür des Backofens.

Gretel lief zu Hänsel und befreite ihn aus dem Käfig. Die beiden freuten sich sehr und sprangen herum. Sie gingen in das Haus der Hexe und fanden eine Kiste mit Perlen und Edelsteinen. Sie nahmen so viel mit, wie sie tragen konnten.

Als sie an dem Haus von dem Vater ankamen, fielen sie ihm um den Hals. Der Vater war nicht mehr glücklich gewesen, seitdem er seine Kinder in den Wald gebracht hatte. Die Stiefmutter aber war gestorben. Hensel und Gretel schüttelten ihre Taschen und die Schürze aus. Die Perlen und Edelsteine fielen auf den Boden. Alle Sorgen hatte ein Ende und sie lebten in Freude zusammen.

Zusammengefasst von Sybille Warnking

Der Hintergrund zu „Hänsel und Gretel”

Wer hätte gedacht, dass nicht Hänsel und Gretel die Opfer in dem berühmten gleichnamigen Märchens sind, sondern die Hexe selbst? Hobby-Archäologe Georg Ossegg will das vor gut 50 Jahren herausgefunden haben. Er entlarvte einen Kriminalfall, wie er spektakulärer kaum sein könnte. Die Hauptfiguren sind Hans und Grete Metzler, die im 17. Jahrhundert im Spessart lebten. Hans war Bäckermeister und hörte eines Tages von Katherina Schraderin, ebenfalls eine Bäckerin, die berühmt war für ihre köstlichen Lebkuchen. Außerdem war Katherina sehr schön. Hans wollte sie zur Frau nehmen und so an das Lebkuchenrezept herankommen. Als Katherina ablehnte, klagte Hans sie der Hexerei an. Zu dieser Zeit war das eine schlimme Anschuldigung. Doch Katherina wurde freigesprochen und zog in ein Häuschen mit vier Öfen, in dem sie in Ruhe ihre Lebkuchen backen kann. Von Wut zerfressen beschloss Hans, Katherina zu ermorden. Er und seine Schwester verbrannten die Bäckerin in einem der vier Öfen. Hänsel und Gretel waren also Mörder. Gruselig oder? Und zum Glück eine große Schwindelei. Georg Ossegg hat nämlich nie existiert und die ganze schaurige Geschichte wurde von einem Autor erfunden.

Tatsächlich gehen Teile der Handlung von Hänsel und Gretel auf die Geschichte des kleinen Däumlings von Charles Perrault zurück. Der wird ebenfalls mit seinen Geschwistern im Wald ausgesetzt, landet aber statt bei einer Hexe bei einem Oger, der ihn verspeisen will. Der kleine Däumling kann den Oger überlisten und kehrt mit seinen Brüdern nach Hause zurück. Die Erzählung von Jean und Jeanette ähnelt ebenfalls der von Hänsel und Gretel. Die beiden Geschwister fallen beinahe dem Teufel persönlich zum Opfer, doch auch hier hat die Geschichte ein schönes Ende. Ob das Märchen von Hänsel und Gretel eine reale Vorlage hat, kann nicht festgestellt werden.

Von Franziska Gajek