Wie misst man die Einschaltquote?

Wie misst man die Einschaltquote?
Die Einschaltquote verrät, wie viele Menschen eine Sendung gucken. (Foto: dpa)

Wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei der WM spielt, sitzt halb Deutschland vor dem Fernseher. Der bisherige Zuschauerrekord war 2014, als Deutschland im Finale gegen Argentinien stand: Fast 35 Millionen Menschen sahen, wie Jogis Jungs Weltmeister wurden. Aber woher weiß man, wie viele Leute eine Sendung schauen?

Wie wird gezählt?

Um herauszufinden, wie viele Menschen eine Sendung schauen, werden nicht alle rund 81 Millionen Menschen in Deutschland befragt. Stellvertretend wurde eine Gruppe von 5000 Haushalten ausgewählt. Darunter sind Menschen, die allein leben, Paare und Familien mit Kindern. Insgesamt gehören mehr als 10.000 Personen zu dieser Gruppe. Sie alle haben an ihrem Fernseher ein Gerät angeschlossen. Darauf ist jedes Familienmitglied mit einem Buchstaben gespeichert.

Dieses Gerät hält fest, wer zuschaut. (Foto: dpa)

Dieses Gerät hält fest, wer zuschaut. (Foto: dpa)

Ein Beispiel: Wenn Duda fernsehen möchte, muss er den Buchstaben „A“ auf der speziellen Fernbedienung drücken. Wenn nun Dudas Papa mitschauen möchte, meldet er sich mit dem Buchstaben „B“ ebenfalls an. Jedes Familienmitglied ist mit einem anderen Buchstaben gespeichert. Das Gerät misst, wer was guckt und wie lange. Es bemerkt auch, wenn umgeschaltet wird.

Nachts sendet das Gerät alle Daten an die Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung. Diese Organisation wertet alle Daten aus und berichtet, welche Sendungen besonders beliebt waren. Sie veröffentlicht regelmäßig die Einschaltquoten. Für diese Quoten werden die Daten auf alle Einwohner Deutschlands hochgerechnet.Wenn von den ausgewählten Haushalten 20 Prozent eine Sendung schauen, liegt die Einschaltquote bei 20 Prozent.

Welche Haushalte machen mit?

Die Haushalte, die an der Messung teilnehmen, wurden zufällig ausgewählt. Man kann sich also nicht dafür bewerben. Die Teilnehmer bekommen auch kein Geld dafür. Die Haushalte sind über ganz Deutschland verteilt. Pro Bundesland sind es mindestens 200. Die meisten Messgeräte gibt es mit 914 in Nordrhein-Westfalen, wo deutschlandweit die meisten Einwohner leben. Erfasst werden auch Kinder ab drei Jahren und Menschen, die aus anderen Ländern stammen und in Deutschland leben. Die Gruppe der 5000 Haushalte soll die gesamte Bevölkerung abbilden. Sie ist eine Art Querschnitt.

Was und wie lange schauen die Menschen?

Die Geräte messen auch, wie lange die Zuschauer fernsehen. So lässt sich etwas über das Fernsehverhalten aus den Daten ablesen. Die Deutschen schauen immer länger:  1990 hat jeder durchschnittlich 147 Minuten am Tag ferngesehen, 2015 waren es 223 Minuten. Es lässt sich auch ausrechnen, welche Sender besonders beliebt sind: 2015 wurde das ZDF am meisten eingeschaltet, gefolgt von ARD und RTL.

Warum gibt es Kritik an der Messung?

Besonders beliebt: WM-Spiele (Foto: dpa)

Besonders beliebt: WM-Spiele (Foto: dpa)

Viele halten es nicht für genau genug, dass bloß 5000 Haushalte an der Messung teilnehmen. Außerdem sagt die Quote nichts darüber aus, ob den Zuschauern eine Sendung gefallen hat oder ob sie den Fernseher nur nebenher laufen lassen ohne richtig zu gucken. Außerdem misst die Einschaltquote bisher nicht, wie viele Menschen über Computer oder Smartphone Sendungen im Internet gucken. Es gibt außerdem viele Orte, an denen nicht gemessen wird, zum Beispiel in Hotels, Krankenhäusern oder Kneipen. Auch beim Public Viewing werden die vielen Zuschauer nicht mitgezählt. Das WM-Finale haben also wohl noch viel mehr Menschen gesehen!

Von Kathy Stolzenbach

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