„Dornröschen” kurz und knapp

Dornröschen schläft 100 Jahre. Dann kommt der Königssohn und küsst sie wach. (Foto: „Henry Meynell Rheam - Sleeping Beauty“ von Henry Meynell Rheam - Diese Datei hat keine Quelle.Bitte ergänze die Dateibeschreibung und gib eine Quelle an.. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Henry_Meynell_Rheam_-_Sleeping_Beauty.jpg#/media/File:Henry_Meynell_Rheam_-_Sleeping_Beauty.jpg)
Dornröschen schläft 100 Jahre. Dann kommt der Königssohn und küsst sie wach. (Foto: „Henry Meynell Rheam - Sleeping Beauty“ von Henry Meynell Rheam - Diese Datei hat keine Quelle.Bitte ergänze die Dateibeschreibung und gib eine Quelle an.. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Henry_Meynell_Rheam_-_Sleeping_Beauty.jpg#/media/File:Henry_Meynell_Rheam_-_Sleeping_Beauty.jpg)

Vielleicht hast du schon einmal gehört, dass jemand gesagt hat „Da bin ich aus dem Dornröschenschlaf erwacht”. Menschen sagen das, um zu beschreiben, dass jemand lange etwas verschlafen hat und nun endlich aktiv wird. Auch ein Haus kann zum Beispiel im Dornröschenschlaf liegen. Das heißt dann, das lange nichts mehr daran gemacht wurde, das Haus aber total schön sein könnte, wenn man ein bisschen Arbeit darein steckt. Der Spruch hat seinen Ursprung in dem Märchen „Dornröschen”. Es ist von den Brüdern Grimm und geht so.

Dornröschen

Das Märchen handelt von einem König und seiner Königin, die sich unbedingt ein Kind wünschen. Lange Zeit bekommen sie aber keins. Als die Königin eines Tages am Teich beim Baden sitzt, taucht ein Frosch auf, der ihr verspricht, dass sie innerhalb von einem Jahr ein Kind bekommen wird.

Genau das passiert auch: Die Königin bekommt eine Tochter, die so wunderschön ist, dass der König aus lauter Freude ein Fest gibt. Dazu will er auch die weisen Frauen des Landes einladen, damit sie das Kind auf dessen Lebensweg unterstützen. Dreizehn weise Frauen gibt es insgesamt. Weil der König aber nur zwölf Gedecke hat, lädt er auch nur zwölf der dreizehn Frauen ein.

Es ist ein tolles Fest und als es vorbei ist, beschenken die Frauen das Mädchen mit all ihren Gaben: Sie treten hervor und wünschen dem Mädchen Schönheit, Reichtum und so weiter. Plötzlich kommt die dreizehnte Frau. Sie ist sehr böse, weil sie nicht eingeladen worden ist. „Die Königstochter soll sich in ihrem fünfzehnten Jahr an einer Spindel stechen und tot hinfallen”, sagt sie und stapft davon. Die zwölfte Frau hat keine Möglichkeit, den Spruch aufzuheben. Aber sie versucht, ihn mit ihrer Gabe einzuschränken: „Es soll aber kein Tod sein, sondern ein hundertjähriger tiefer Schlaf, in welchen die Königstochter fällt”, sagt die zwölfte Frau.

Der König erlässt den Befehl, dass alle Spindeln im ganzen Königreich vernichtet oder versteckt werden. Alle anderen Wünsche der weisen Frauen wurden bei dem Mädchen erfüllt: Sie ist wunderschön, klug und freundlich – ein Mädchen, das man einfach gerne haben muss.

Als das Mädchen fünfzehn Jahre alt wird, sind der König und die Königin nicht zu Hause. Das Mädchen steigt eine Wendeltreppe hoch in einen Turm. Dort sitzt eine Frau mit einer Spindel. „Guten Tag, du altes Mütterchen”, sagt die Königstochter, „was machst du da?” „Ich spinne”, sagt die alte Frau. „Was ist das für ein Ding, das so lustig herumspringt?” fragt das Mädchen. Sie nimmt die Spindel. Kaum hat sie sie angerührt, geht der Zauberspruch in Erfüllung. Das Mädchen sticht sich in den Finger. Sie fällt auf das Bett und in einen tiefen Schlaf.

Dieser Schlaf verbreitet sich über das ganze Schloss. Der König und die Königin, die gerade nach Hause gekommen sind, schlafen. Der Koch, der Küchenjunge schlafen, die Hunde und die Tauben. Der Braten am Spieß dreht sich nicht mehr. Und auch der Wind steht still. Rings um das Schloss wächst eine Dornenhecke, die jedes Jahr höher wird.

Im ganzen Land hört man von der hübschen schlafenden Königstochter und viele junge Männer versuchen, in das Schloss einzudringen. Aber sie schaffen es nicht, weil die Dornen der Hecke sich vor ihnen zusammenschließen und sie nicht in das Schloss lassen. Die Jungen sterben in den Dornen der Hecke. Einer aber sagt trotzdem: „Ich fürchte mich nicht, ich will hinaus und das schöne Dornröschen sehen!”

Gerade als der Junge zu der hübschen Königstochter aufbrechen will, sind die 100 Jahre vorbei. Als der Königssohn sich der Dornenhecke nähert, sind dort lauter schöne Blumen. Sie öffnen sich und machen eine Gasse für den jungen Mann. Als er in dem Hof des Schlosses steht, schließen sie sich wieder. Der Königssohn sieht alle Menschen, Tiere und Gegenstände auf dem Schloss schlafen. Er findet den Turm, in dem Dornröschen schläft. Er sieht sie und findet sie wunderschön.

Der Königssohn gibt Dornröschen einen Kuss. Sie öffnet die Augen und blickt ihn freundlich an. Nach und nach erwachen alle Menschen und Tiere und Gegenstände auf dem Schloss. Es ist so, als hätten sie nie geschlafen.

Die Hochzeit des Königssohns und Dornröschen wird ganz groß gefeiert. Die beiden haben ein glückliches Leben zusammen.

Nacherzählt von Sybille Warnking