Böse und zuckersüße Töne

Böse und zuckersüße Töne
Death Cab For Cutie (Bild: DCFD)

Rock, Pop, Elektro und HipHop haben wir schon in der vergangenen Woche vorgestellt. Heute geht es weiter mit unserer Reise durch die Musikwelt.

Indie

Death Cap For Cuty (Bild: DCFD)

Death Cab For Cutie (Bild: DCFD)

Früher bestimmten große Plattenfirmen, welche Musik man kaufen konnte. Es gab auch kleine, unabhängige Labels. Unabhängig heißt auf Englisch „Independent“. Mitte der 1970er Jahre entstanden zusammen mit dem Punk-Rock immer mehr solcher Independent-Labels. Bald hieß auch die Musik, die sie veröffentlichten Indie-Rock, kurz Indie. Zwar hörte sich keine Band an, wie die andere. Aber alle wussten, was sie nicht wollten: Schwulst, Charts-Klänge, Herz-Schmerz-Texte. Was Indie Ende der Nuller Jahre leider in eine freudlose Sackgasse führte.

  • Death Cab For Cutie: „I Will Follow You Into The Dark“ (2005)

Metal

Ozzy Osbourne (Bild: dpa)

Ozzy Osbourne (Bild: dpa)

Es begann in einer Blechfabrik. Hier arbeitete der junge Toni Iommi, der lieber Gitarrist werden wollte. An seinem letzten Tag passte Tony nicht auf und schnitt sich die Fingerkuppen seines Zeige- und Mittelfingers ab. Doch er gab nicht auf, bastelte sich Plastikhütchen für seine verstümmelten Finger und stimmte die Saiten tiefer, weil sie sich so einfacher greifen ließen. Jetzt hörte sich seine Gitarre schwer und bedrohlich an. Als Tony einen Verrückten namens Ozzy Osbourne traf, der zu seinen schweren Klängen von allerlei Teufelszeug sang, nannten sie sich Black Sabbath – und Heavy Metal war geboren. Heute hat sich Metal hundertfach verzweigt, in Thrash-, Death-, Black-Metal und Grindcore. Einzige Gemeinsamkeit: die böseste Musik hat die liebenswertesten Fans.

  • Black Sabbath „Paranoid“ (1970)

Soul

Otis Redding (Bild: www.kser.de)

Otis Redding (Bild: www.kser.de)

Wenn es so wehtut, warum klingt es dann so schön, wenn man darüber singt? So lange wir diese Frage nicht beantworten können, wird es auch Soul-Musik geben. Ende der 1950er Jahre, als immer mehr Afroamerikaner in den großen Städten Amerikas Arbeit suchten, ist sie entstanden, als Kirchenmusik für Fabrikhallen. Motown Records in der Autostadt Detroit produzierte in seinem kleinen Studio herrliche Hits am Fließband. Tiefer im Süden, etwa beim Stax Records in Memphis, klangen die Lieder sehr viel mehr nach Blut, Schweiß und Tränen. Kein Rocksänger konnte je einen Song mit soviel Energie  füllen wie Otis Redding oder Aretha Franklin. Bis heute eifern Soul-Sängerinnen wie Adele ihnen nach.

  • Otis Redding „Try A Little Tenderness“ (1966)

Schlager

Helene Fischer (Bild: dpa)

Helene Fischer (Bild: dpa)

Als Schlagerfan hast du es nicht leicht. Musikkritiker halten dich für dumm. Die immergleichen Akkordfolgen, die naiven Texte. Schlagerfans, sagen sie, haben die Latte zu tief gehängt. Da reicht es nur fürs kleine Glück und ein bisschen Frieden. Dabei sind Schlager der bessere Geschichtsunterricht. In den 1920er Jahren waren sie sexy, in den dunklen Jahren der Nazi-Diktatur versprachen sie „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“. In den 50ern schwärmte man vom Süden, wo alles schöner sei. In den 60ern sangen auch internationale Stars auf Deutsch, selbst die Beatles. Inzwischen ist die Feierfröhlichkeit im Schlager angekommen und Helene Fischer tanzt „Atemlos durch die Nacht“, als hätte sie viel zu viel Red Bull getrunken.

  • Helene Fischer „Atemlos durch die Nacht“ (2013)

 

 

Von Christian Bos

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