Zwischen Hunger und Hoffnung: So leben Kinder im Südsudan

Für die Kinder in der Friedensschule in Juba gibt es fast jeden Tag Bohnen mit Reis. (Foto: Peter Pauls)
Für die Kinder in der Friedensschule in Juba gibt es fast jeden Tag Bohnen mit Reis. (Foto: Peter Pauls)

Viola und Emanuel gehen gern in ihre Schule in Juba, der Hauptstadt des Südsudan. Auch wenn es dort manchmal sehr eng werden kann. 1591 Jungen und Mädchen werden in dem sehr kleinen Gebäude unterrichtet. Deswegen gehen dort auch viel mehr Kinder als in Deutschland zusammen in eine Klasse. „Einmal hatten wir sogar 200 Kinder in einer Klasse“, sagt der Direktor John Sebil Augustino mit einem Lachen. Damit da wirklich alle lernen können, ist an der Al-Salaam-Schule vormittags und nachmittags Unterricht. Über die Jahre sind immer mehr Kinder in die Schule gekommen.

Warum ist die Schule Al Salaam so beliebt?

Die Essensausgabe in der Friedensschule. (Foto: Peter Pauls)

Die Essensausgabe in der Friedensschule. (Foto: Peter Pauls)

Jedes Kind bekommt in der Friedensschule, so lautet die Übersetzung, täglich eine kostenlose Mahlzeit. Meistens gibt es Bohnen mit Reis.

Ob das nicht langweilig ist? Nein, denn für viele Kinder ist es oft das einzige Essen, das sie am Tag bekommen. Obwohl Bohnen mit Reis ein sehr einfaches Gericht ist, sieht man, wie es den Jungen und Mädchen schmeckt.

Gekocht wird es von den Helfern der Organisation „Malteser International“ aus Köln. Sie unterstützen allein im Südsudan mehr als 7000 Kinder mit kostenlosem Essen. In dem afrikanischen Land gibt es nämlich nur sehr wenig zu essen, dafür aber ganz viele Probleme.

Was sind die Probleme im Südsudan?

Der Südsudan ist ein neues Land und wurde 2011 unabhängig. Das bedeutet: Es hat vorher zu einem anderen Land gehört, sich dann aber abgekapselt. Bevor der Südsudan das gemacht hat, gehörte er zum Sudan.

Die Bewohner aus dem Norden und die Bewohner aus dem Süden verstanden sich aber nicht. Immer wieder kam es zum Krieg. Auch heute haben die Kämpfe nicht aufgehört. Viele Millionen Menschen sind daher auf der Flucht – sie haben Angst, in die Auseinandersetzungen hineinzugeraten. Die meisten von ihnen sind Frauen und Kinder. Sie leben in Lagern im eigenen Land oder in Nachbarstaaten.

Im Südsudan trauen sich wegen der Kämpfe die Bauern nicht mehr auf ihre Felder. Deshalb wächst in dem Land nur noch ganz wenig, was Menschen essen können. Fast alle Nahrungsmittel kommen aus dem Ausland.

Wie sieht der Alltag eines Schülers im Südsudan aus?

Wir haben Viola gefragt. Sie ist 17 Jahre alt und steht morgens um 6.45 Uhr auf. Dann fegt sie den Boden des Lehmhauses, in dem sie mit ihren neun jüngeren Geschwistern und der Mutter lebt. Der Vater ist vor zehn Jahren im Krieg gestorben.

Um acht Uhr muss Viola in der Schule sein. Viola ist ein ernstes und ruhiges Mädchen. Nach Unterrichtsschluss kauft sie auf dem Markt ein, um für die Geschwister zu kochen. Ihre Mutter hat keine Zeit dafür, denn sie muss Geld verdienen. Sie wäscht die Wäsche anderer Menschen.

Das Schulessen sei für sie sehr wichtig, sagt Viola. Es gibt ihr die Kraft, sich um die Familie zu kümmern. Später einmal möchte sie Krankenschwester werden, um anderen zu helfen.

Wie sind die Chancen für Schüler im Südsudan?

Emanuel (links) und Viola). Foto: Peter Pauls

Emanuel (links) und Viola). Foto: Peter Pauls

Emanuel ist 15 Jahre alt. Er ist ziemlich dünn und man sieht, dass er häufig in seinem Leben Hunger gehabt haben muss. Er braucht fast eine Stunde, um die Schule zu erreichen. Sein Vater lebt in einer anderen Stadt. Manchmal fühlt er sich wohl sehr allein.

Geht er denn nur wegen des Essens in die Schule? Nein, sagt Emanuel, wegen des Wissenschaftsunterrichts. Der interessiert ihn sehr. Später einmal möchte er Arzt werden und dann bei „Malteser International“ anfangen, die seine Schule unterstützen. Dann würde er sich darauf verlassen können, dass seine Arbeit bezahlt wird. Er hat wohl gehört, dass die Beamten im Südsudan manchmal über Monate kein Geld für ihre Arbeit bekommen. Nachmittags spielt Emanuel mit seinen Freunden Fußball.

Wenn auch vieles traurig ist, versuchen die Kinder trotzdem fröhlich zu sein. Auf dem Schulhof wird gelacht und gespielt. Wie auf jedem Schulhof der Welt.

VON PETER PAULS

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