Wo geht’s zur Kühlwetterstraße?

Wo geht’s zur Kühlwetterstraße?
Manchmal werden Straßennamen geändert. Aber warum eigentlich? (Foto: dpa)

Wenn du durch deine Nachbarschaft läufst, fällt dir sicher auf, dass jede Straße einen anderen Namen hat. Das ist wichtig, damit man sie voneinander unterscheiden kann. Sonst wüsste der Postbote ja zum Beispiel gar nicht, wohin er die Briefe und Pakete liefern soll. Und Besucher aus anderen Städten würden sich vermutlich nur sehr schwer oder gar nicht in der ungewohnten Umgebung zurechtfinden.

Wer denkt sich die Strassennamen aus?

Wenn eine neue Straße geplant und gebaut wird, kann jeder Bürger, der eine Idee dafür hat,  einen Vorschlag an das Rathaus in seiner Stadt schicken. Die Verwaltung prüft und die Politik entscheidet dann, welcher eingereichte Namensvorschlag der Beste ist. Es gibt zwar grundsätzlich sehr viele Möglichkeiten, um eine Straße zu benennen. Aber dabei müssen auch bestimmte Regeln beachtet werden.

Welche Vorschriften gibt es für die Benennung?

Straßen können zum Beispiel nach Bäumen,  Vögeln oder Flüssen benannt werden. Aber auch nach bekannten Personen, die   etwas erfunden oder   Bedeutendes geleistet haben. In Köln etwa, wo es rund 6100 Straßen und Plätze gibt,  muss der-  oder diejenige  aber vorher schon  zwei Jahre tot sein. In anderen Städten ist  es  ähnlich.  Jeder Straßenname  darf pro Stadt nur einmal vorkommen.  Außerdem sollen die Bezeichnungen unterschiedlicher Straßen nicht gleich klingen, weil es sonst   zu Verwechslungen kommen kann. Innerhalb einzelner Viertel werden Straßennamen oft so ausgewählt, dass sie zusammenpassen.

Wie originell dürfen Strassennamen sein?

Grundsätzlich sollen Straßennamen neutral sein. Lustige Bezeichnungen sind aber durchaus möglich, beleidigende hingegen nicht. Einen „Idiotenweg“ wirst du nirgendwo finden. Dafür aber zum Beispiel die Straße „Hinterm Esel“ in Speyer,  den „Grashüpferweg“ in Halle (Saale), die „Kühlwetterstraße“ in Aachen, den „Paradiesweg“ in Twistringen oder den „Strullerweg“ in Landsberied. Auch Märchenfiguren können Namensgeber sein. In Köln gibt es  einen „Aschenputtelweg“ und in München eine „Rotkäppchenstraße“. Solche Namen kommen aber nicht  so oft vor. Viel häufiger sind etwa „Hauptstraße“ oder  „Bahnhofstraße“.

Was verraten die Namen über ihre Umgebung?

Viele Straßennamen haben ihren Ursprung im Mittelalter. Damals gab es noch keine Straßenschilder, weil nur wenige Menschen lesen konnten. Damit sich trotzdem alle in den Städten zurechtfinden konnten, wurden die Straßen  häufig nach den Berufen und Tätigkeiten ihrer Bewohner benannt. Bis heute gibt es in Koblenz  eine „Mehlgasse“ und eine „Braugasse“.  Früher wurden die Namen  mündlich weitergegeben. Sie können aber nicht nur etwas über die Geschichte einer Stadt aussagen, sondern auch über ihre Lage.

Gibt es auch Städte ohne Strassennamen?

Die gibt es tatsächlich. Die Mannheimer Innenstadt  zum Beispiel wurde in vielen Vierecken angelegt. Auch, wenn die meisten davon Rechtecke sind, wird Mannheim deshalb auch  Quadratestadt genannt. Die meisten Straßen in den Vierecken haben seit dem 19. Jahrhundert keinen Namen mehr, sondern nur noch einen Buchstaben und eine Zahl. Wer in der historischen Altstadt wohnt, könnte also beispielsweise  die Adresse „E 7,8“ haben. E 7 wäre hierbei die Straße, 8 die Hausnummer.

Von Christina Michaelis und Maike Müller