Wer ist ein unbegleiteter Flüchtling?

Wer ist ein unbegleiteter Flüchtling?
Ein unbegleiteter Flüchtling übt Deutsch. (Foto: Marion Koell/LVR)

Vor wenigen Tagen gab es ein schlimmes Attentat. Schon wieder. Ein junger Mann hat in einem Zug bei Würzburg in Süddeutschland mit Messer und Axt andere Reisende verletzt. Die Opfer liegen im Krankenhaus. Man weiß nicht genau, warum er das getan hat, aber wahrscheinlich wollte er der Terrorgruppe Islamischer Staat gefallen. Der Täter wurde getötet.  Er war erst 17 Jahre alt und ein unbegleiteter Flüchtling. Nun  sorgen sich manche Leute vor diesen jungen Flüchtlingen. Das muss man nicht, sagt Dominik Duballa. Er betreut für die Organisation Caritas 38 Einrichtungen, in denen auch unbegleitete Flüchtlinge leben.

Wer ist ein unbegleiteter Flüchtling?

Wenn ein Flüchtling jünger als 18 Jahre alt ist und ohne seine Eltern in Deutschland einreist, ist er ein unbegleiteter Flüchtling. „Auch, wenn das Kind mit einem Onkel kommt, gehört er zu dieser Gruppe“, erklärt Dominik Duballa. Wenn Kind und Onkel zusammenbleiben wollen, muss der Onkel bei den deutschen Behörden das Sorgerecht für das Kind beantragen. „Aber etwa zwei Drittel der Jugendlichen kommen ganz alleine“, sagt Dominik Duballa. Die meisten von ihnen sind zwischen 15 und 17 Jahre alt, kommen aus Afghanistan, Syrien oder dem Irak und sind männlich. Zurzeit leben rund 67.500 unbegleitete Flüchtlinge in Deutschland.

Warum fliehen die Kinder alleine?

Allein der Gedanke, ohne die Familie in ein fremdes Land zu fliehen, ist furchtbar. Dass so viele Jugendliche es trotzdem machen, hat unterschiedliche Gründe. Sie fliehen vor Krieg, Terror oder Armut. Manche Kinder verlieren ihre Eltern auf der Flucht. Bei anderen sind die Eltern schon in der Heimat gestorben. Wieder andere werden von ihren Eltern geschickt. „Eine Flucht kostet mehrere tausend Euro. Viele Familien können sich das nur für einen leisten“, sagt Duballa.  Die Eltern wollen, dass das Kind ihnen Geld schickt – oder einfach nur, dass es eine bessere Zukunft hat.

Wie geht es den Jugendlichen in Deutschland?

Ganz alleine von Asien oder Afrika nach Europa zu fliehen, ist bestimmt kompliziert. „Die Jugendlichen sind oft in Gruppen unterwegs und organisieren sich über ihre Smartphones“, sagt Dominik Duballa.

In Deutschland angekommen, werden sie vom Jugendamt in Heimen, Wohngemeinschaften oder bei Pflegefamilien untergebracht. Weil sie minderjährig sind, sollen sie schnell auf eine Schule gehen und Deutsch lernen. Manchmal dauert es, bis eine Schule gefunden ist. Außerdem haben die meisten Flüchtlinge furchtbare Dinge erlebt. Viele haben Alpträume. Deswegen brauchen sie Hilfe von Psychologen. Auch das klappt nicht immer.

Welche Probleme gibt es mit den Flüchtlingen?

Obwohl die Situation für die jungen Flüchtlinge hart ist, gibt es wenig Probleme mit ihnen, sagt Dominik Duballa. „Unbegleitete Flüchtlinge begehen nicht mehr Straftaten als deutsche Jugendliche.“ Ein Täter wie in Würzburg ist eine Ausnahme. „Die meisten Flüchtlinge sind  ja vor dem IS  geflohen – es wäre seltsam, wenn sie sich hier dieser Gruppe anschließen würden“, sagt Dominik Duballa.

Die meisten jungen Flüchtlinge geben sich viel Mühe. Manche lernen in nur drei Monaten Deutsch. Aber eines würde die Jugendlichen wirklich belasten, sagt er: „Manchmal dauert es ein oder zwei Jahre, bis sie die Erlaubnis bekommen, in Deutschland zu bleiben. Das verunsichert und kann sie wütend machen.“

Von Angela Sommersberg