So leidet Kapstadt unter dem Wassermangel

Bauarbeiter arbeiten an der Baustelle einer Meerwasser-Entsalzungsanlage in Strandfontein, einem Vorort von Kapstadt. Die Anlage soll zusätzliches Wasser bescheren. (Foto: Kristin Palitza/dpa)
Bauarbeiter arbeiten an der Baustelle einer Meerwasser-Entsalzungsanlage in Strandfontein, einem Vorort von Kapstadt. Die Anlage soll zusätzliches Wasser bescheren. (Foto: Kristin Palitza/dpa)

Zähne putzen, duschen, die Toilette benutzen, Wäsche waschen, Geschirr spülen oder kochen: All diese Dinge tun wir fast jeden Tag – und wir verbrauchen dabei eine Menge Wasser. Im Schnitt benutzt jeder Deutsche am Tag etwa 123 Liter. Zum Vergleich: In eine Badewanne passen 150 Liter. Das ist für uns ziemlich normal. Für die Menschen in Kapstadt ist es das nicht mehr. Die Bewohner dieser Stadt in Südafrika, einem Land ganz im Süden des afrikanischen Kontinents, müssen nämlich ganz viel Wasser sparen. Warum das so ist, erklären wir dir heute zum Weltwassertag.

Anwohner stehen mit Gallonen für Wasser an. Die Abschaltung der Wasserversorgung droht Südafrikas Touristenmetropole Kapstadt nach neuestem Stand erst einen Monat später als bislang geplant. Die als «Stunde Null» bezeichnete Abschaltung könne vom 4. Juni auf den 9. Juli verschoben werden, erklärte die Stadtverwaltung am Dienstag. (Foto: -/kyodo/dpa)

Anwohner stehen mit Gallonen für Wasser an. (Foto: -/kyodo/dpa)

Was ist los in Kapstadt?

In Südafrika gab es in den vergangenen drei Jahren extreme Dürren. Es hat sehr wenig geregnet, weshalb jetzt zu wenig Wasser in den Stauseen ist. Daraus bekommen die Menschen in Kapstadt eigentlich ihr Trinkwasser.

Jetzt bauen sie zusätzliche Anlagen, um zum Beispiel das Grundwasser zu nutzen oder das Meerwasser in Trinkwasser umzuwandeln.

Wie viel Wasser ist erlaubt?

Seit Februar gelten extreme Einschränkungen: Jede Person in Kapstadt darf nur noch 50 Liter Wasser am Tag verbrauchen. Zum Vergleich: In Deutschland braucht ein Mensch pro Tag nur für die Toilettenspülung ungefähr 38 Liter. In Kapstadt ist es deshalb mittlerweile verboten, den Garten mit Trinkwasser zu gießen oder die Pools zu füllen.

Wie sparen die Menschen?

Viele Einwohner und auch Touristen bemühen sich sehr, Wasser zu sparen. Sie ziehen die Toilette zum Beispiel nicht mehr ab, wenn sie nur Pipi gemacht haben. Wenn sie duschen, nehmen sie einen Eimer mit, um das verbrauchte Wasser aufzufangen. Damit spülen sie dann die Toilette oder gießen die Blumen.

Viele waschen sich auch nicht mehr die Hände mit Wasser und Seife, sondern benutzen Desinfektionsmittel – so etwas gibt es sonst meistens in Krankenhäusern. Die meisten Menschen in Kapstadt waschen auch ihr Auto nicht mehr – sie fahren stolz in einem dreckigen Wagen, um zu zeigen, dass sie kein Wasser verschwenden.

Könnte es ganz ausgehen?

Die Leute haben Angst, dass sie bald gar kein Wasser mehr haben könnten. An diesem Tag, der „Day Zero“, also Tag Null heißt, könnte kein Tropfen mehr aus der Leitung kommen – nur noch wirklich wichtige Gebäude, wie Krankenhäuser, bekommen dann noch Wasser von der Regierung. „Day Zero“ wäre fast schon eingetreten, aber bisher ist es noch gut gegangen. Die Menschen haben genug gespart.

Außerdem haben einige Bauern, die einen eigenen Wasservorrat haben, viele Liter an die Stadt gespendet. Im Moment haben die Verantwortlichen „Day Zero“ sogar ganz abgesagt. Im Juli regnet es normalerweise auch noch in der Region. Es kann also sein, dass doch alles gut geht.

Und wenn es nicht regnet?

Dann heißt es: anstehen. Wenn irgendwann nicht mehr genug Wasser für alle da ist, wird der Staat welches verteilen. An mehr als 200 Orten in der Stadt müssten sich dann die Einwohner Wasser abfüllen – aber nur 25 Liter pro Tag und Person. Internationale Organisationen sagen übrigens, dass jeder Mensch 20 Liter Wasser am Tag braucht, um gesund zu leben – um sich damit zu waschen und zu kochen.

Die Menschen in Kapstadt hoffen, dass sie es bis zur nächsten Regenzeit schaffen, ohne dass „Day Zero“ eintritt – und dass es dann genug regnet, damit sich die Stauseen gut füllen.

Von Jennifer Wagner