Was machen die Hunde im Museum?

Im Museum haben die Hunde zwar Freundschaften geschlossen, für die Kunst haben sie sich aber nicht so sehr interessiert. (Foto: Annika Leister)
Im Museum haben die Hunde zwar Freundschaften geschlossen, für die Kunst haben sie sich aber nicht so sehr interessiert. (Foto: Annika Leister)

In Museen gilt eine wichtige Regel: Ruhe! An diesem Abend aber wollen sich in einem Berliner Museum zehn Besucher nicht an diese Regel halten. Sie bellen und knurren, spielen und toben. Zum Glück pinkelt dieses Mal keiner vor die Kunstwerke – auch das ist nämlich schon passiert. Denn zur Ausstellung „Wir kommen auf den Hund“hatte das Kupferstichmuseum an einigen Terminen auch für Hunde geöffnet.

Die Welt mit der Nase erleben

Die neun Jahre alten Zwillingsbrüder Johannes und Laurens sind mit ihrem Hund Skipper hier. Aber der schwarze Labrador ist so aufgeregt, dass ihr Vater lieber die Leine hält. Skipper schnüffelt sich von einem Hund zum anderen, zwischendurch büxt er sogar aus und frisst den Napf mit Leckerlis leer, der am Eingang steht. Die Kunst an der Wand, die Meister wie Rembrandt, Dix und Roth gemalt haben? Ist nicht Skippers Ding. Dabei hat das Museum einige Bilder extra auf Hunde-Augenhöhe – also Menschen-Kniehöhe – gehängt. Doch weder Skipper, noch andere Vierbeiner wie Mumpitz oder Darsi interessieren sich für ihre Artgenossen auf Papier – dafür riechen die echten Hunde im Raum offenbar viel zu gut.

Hunde erleben die Welt vor allem mit der Nase. (Foto: Leister)

Hunde erleben die Welt vor allem mit der Nase. (Foto: Leister)

„Hunde erleben die Welt vor allem mit ihrer Nase“, sagt die Kölner Hundetrainerin Astrid Biallawons. Man gehe inzwischen davon aus, dass sie Abbildungen auf Papier zwar erkennen können. Aber: „Weil der Geruch fehlt, verlieren sie sehr schnell das Interesse.“ Anders ist das beim Fernsehen. Auch hier fehlt natürlich der Geruch – aber die Bilder sind in Bewegung.

Biallawons kennt Hunde, die sich vor dem Gerät richtig aufregen, wenn Tiere auf dem Bildschirm zu sehen sind. Für sie wirkt es dann, als würde ein fremdes Tier mitten durch ihr Wohnzimmer, ihr Revier, spazieren. Wenn die Tiere aus dem Bild laufen, suchen die Hunde sie neben dem Fernseher. Das tun allerdings nicht alle: Laurens und Johannes erzählen, dass Skipper das Fernsehprogramm so wenig interessiert wie die Gemälde im Museum.

Neue Freundschaften

Warum aber macht man eine Ausstellung für Hunde, wenn denen doch ziemlich egal ist, was da bewegungs- und geruchlos an der Wand hängt? Zum einen klingt die Idee ziemlich verrückt und ist deswegen gute Werbung für ein Museum: Zu jeder Hunde-Führung kommt mindestens auch ein Kamera-Team von einem Fernsehsender. Zum anderen geht es den Machern der Ausstellung vor allem um die Besitzer der Hunde: „Die Stimmung ist ganz anders. Die Menschen kommen viel leichter miteinander ins Gespräch“, sagt Ira Fröhlich vom Kupferstichmuseum. So können sogar neue Freundschaften entstehen: Mumpitz und Darsi zum Beispiel haben sich im Museum so gut verstanden, dass ihre Besitzerinnen ihre E-Mail-Adressen ausgetauscht haben. Für ein baldiges Treffen – dann allerdings im Park.

Von Annika Leister