Schwimmen im Winter

Schwimmen im Winter

Die Sonne scheint. Aber die Äste sind kahl. Es ist so kalt, dass man seinen eigenen Atem sehen kann. Da kommen nicht viele Leute auf die Idee, draußen zu baden. Für Winterschwimmerin Amelie ist das normal.

Der Strand am Orankesee ist leer. Kein Wunder, es ist draußen bitterkalt, nur ein Grad Celsius. Trotzdem kommt Amelie mit einem Handtuch, Badeschuhen und einem Bademantel in der Tasche an. Sie ist Winterschwimmerin in einem Verein: den Berliner Seehunden.

Auf die Idee zu dem Sport kam sie so: „Schon als kleines Kind hab ich gesehen, wie die Leute auch im Winter geschwommen sind“, erzählt die 12-Jährige. „Das fand ich total toll und wollte das auch immer machen.“

Seit rund einem Jahr geht Amelie sonntags zum Winterschwimmen. Sie zieht ihre warmen Wintersachen aus und einen Bademantel an. Ihr Papa hält das Handtuch für sie. Dann laufen beide zum See.

„Mein Trainer hat gesagt, nie den Zeh reinstrecken und schauen, wie kalt es ist“, sagt Amelie. „Sonst denkt man nur: Oh, das ist total kalt und geht am Ende nicht rein.“ Deshalb gibt Amelie schnell ihrem Papa den Bademantel und läuft los.

Amelie weiß genau: Das wird gleich richtig kalt. Aber sie weiß auch, dass sie es durchziehen will. Beim ersten Schritt ins kalte Wasser sieht sie erschrocken aus. So, als wäre es doch kälter als gedacht.

Danach hat sie sich anscheinend auf die Kälte eingestellt. Schritt für Schritt geht Amelie in den See. „Wenn man sich nicht gleich traut reinzugehen, dann sind die Füße schon sehr kalt“, erklärt sie. „Wenn man dann doch noch weiter reingeht, ist es so, als ob man ganz viele Nadeln unter den Füßen hätte und da drauf treten würde. Das tut dann richtig weh“. Deshalb beeilt sich Amelie.

Als ihr das Wasser bis zum Bauch steht, taucht sie bis zu den Schultern ein. Den Kopf hält sie in bei der Kälte besser über dem Wasser. Amelie bleibt ein paar Sekunden drin.

Richtig glücklich sieht sie aber immer noch nicht aus. Dann kommt sie wieder zum Strand zurück. Ihr Papa packt sie schnell in ein Handtuch und in einen warmen Bademantel.

Plötzlich rennt Amelie los, von einem bis zum anderen Ende des Strandes und zurück. „Wenn ich hier rumrenne, wird mir schön warm“, sagt sie. Das ist wichtig, denn Amelie geht noch ein zweites Mal in den See.

Dieses Mal lacht sie und hat richtig Spaß. „Wenn ich das zweite Mal reingehe, ist es nicht mehr ganz so kalt“, sagt sie. Deshalb bleibt sie auch ein bisschen länger im Wasser.

Als sie zurück am Strand angekommen ist, atmet sie schwer. „Komm schnell her, du roter Krebs“, sagt ihr Papa. Dann packt er sie wieder in die warmen Sachen. Vor allem um die Nase herum ist Amelie richtig rot geworden.

Nach dem Winterschwimmen lege sie sich zu Hause erst mal in die warme Badewanne, sagt sie. Später merkt sie nichts mehr von der Kälte. Dann ist sie stolz, etwas Besonderes gemacht zu haben, was ihr so leicht keiner nachmacht.

Von dpa