Schleudersitz, wie funktioniert der?

Schleudersitz, wie funktioniert der?
Ein kleines Rettungsboot das zum Schleudersitz gehört (Bild: dpa)

An einem Griff ziehen, die Rakete zünden – und blitzschnell saust man durch die Luft. Für die Piloten in einem Kampfflugzeug ist der Schleudersitz das wichtigste Rettungsgerät. Hast du dich auch schon mal gefragt, wie das funktioniert? So!

Leise surrt der Motor des grünschwarzen Krans. Langsam, sagt einer der Mechaniker, ganz langsam. Zentimeter für Zentimeter zieht der Kran einen schweren, sperrigen Sitz aus dem Cockpit des Flugzeugs. Doch es ist nicht irgendein Flugzeug: Es ist ein superschnelles Kampf-Flugzeug. Ein Eurofighter. Auf diesem schwarzen Sitz hockt normalerweise der Pilot. Doch gerade hat das graufarbene Flugzeug eine Pause und steht in einer riesigen Halle.

Blitzschnell aus dem Flieger schießen

„Es ist mal wieder an der Zeit. Zwei Jahre sind um“, sagt Daniel Pannemann. Er arbeitet bei der Luftwaffe der Bundeswehr, im Fliegerhorst in Nörvenich. Das ist bei uns in Nordrhein-Westfalen. Der große Sitz ist nicht einfach nur zum Sitzen da. Es ist ein Schleudersitz! Das ist ein Rettungsgerät mit einer Art Raketenantrieb. Im Notfall können sich die Piloten mit dem Sitz blitzschnell aus dem Flugzeug schießen. Zum Beispiel wenn das Flugzeug droht, abzustürzen.

Alle zwei Jahre ein neuer Raktenenantrieb

„Alle zwei Jahre muss die Munition im Schleudersitz ausgetauscht werden“, sagt der Fachmann. Der Raketenantrieb muss sozusagen erneuert werden. Genau darum kümmert sich Daniel Pannemann. Er verrät auch: Schleudersitze sind nicht kuschelig weich. Sondern ziemlich hart und unbequem.
Daniel Pannemann steht vor dem ausgebauten Schleudersitz. Er zeigt auf einen gelbschwarzen Griff vorn am Sitz. Wenn der Pilot daran zieht, wird der Schleudersitz gezündet: Viele kleine Explosionen werden nacheinander ausgelöst, das Dach des Flugzeuges wird weggesprengt und der Sitz samt dem Piloten aus dem Flugzeug geschossen.

Fallschirme per Computer gesteuert

Kindergrafik:Der Schleudersitz (ai-eps)„Das geht alles ruckzuck“, erklärt der Experte. Nach spätestens drei Sekunden hängt der Pilot schon am Fallschirm. Es gibt sogar zwei Fallschirme. Zuerst öffnet sich nur ein kleiner Fallschirm. Er sorgt dafür, dass der Sitz nicht ins Trudeln oder Schlingern gerät. Ab einer bestimmten Höhe und einer bestimmten Geschwindigkeit öffnet sich dann der große Fallschirm. Das passiert alles ganz automatisch und wird von einem kleinen Computer gesteuert.
Die Fallschirme sind in den Schleudersitz eingebaut, oben im Kopfteil. Über Gurte ist der Pilot mit dem Fallschirm verbunden. Der Schleudersitz bleibt aber nicht die ganze Zeit am Piloten dran. Er fällt ab. Das passiert, wenn sich der große Fallschirm öffnet.
Den Schleudersitz machen die Piloten jedes Mal bereit, bevor sie losfliegen. Dazu müssen sie eine Art Metall-Stift herausziehen. „Dann erst ist der Schleudersitz scharf“, sagt der Fachmann. Und für den Notfall bereit.

Gefährlich für den Rücken

Wusstest du, dass der Schleudersitz sehr gefährlich sein kann? „Mit dem Schleudersitz zu fliegen, ist nicht so lustig, wie es sich vielleicht anhört“, verrät Experte Daniel Pannemann. Wenn ein Pilot sich nämlich aus dem Flugzeug schießt, wirken auf seinen Körper extreme Kräfte. Besonders auf die Wirbelsäule. Diese kann dabei richtig schlimm verletzt werden. Deshalb müssen die Piloten im Schleudersitz auch ganz aufrecht sitzen. Nur so können sie die Belastungen aushalten.

Überlebensbox

Wenn Piloten mit dem Schleudersitz aus dem Flugzeug geschossen werden, haben sie eine spezielle Box dabei. Das sogenannte PSP. Übersetzt heißt das: persönliches Überlebens-Paket. Das ist eine schwere dunkelgrüne Box. Auf ihr sitzen die Piloten im Cockpit. Die Box ist mit dem Gurt-Zeug des Piloten verbunden. Wenn der Pilot sich später vom Schleudersitz trennt, hängt der Kasten an einer langen Leine unter ihm. Im PSP ist alles drin, was die Piloten zum Überleben brauchen. Falls sie zum Beispiel einmal über dem Meer aussteigen müssen. Kommt die Box mit Wasser in Berührung, bläst sich automatisch ein kleines knallorangefarbenes Rettungsboot auf. Außerdem gibt es in der Box auch etwas Trinkwasser, einen Feuerstein, ein Sägeblatt und Leucht-Munition.

Fußfessel

Wie ein zusammengeschnürtes Paket – so etwa sehen die Piloten aus, wenn sie mit dem Schleudersitz durch die Luft sausen. „Sobald sie nämlich den Sitz zünden, wird eine Art Fußfessel ausgelöst“, sagt der Fachmann Daniel Pannemann. Diese nennt man auch Bein-Rückholung. Das sind besondere Schlaufen am Sitz. In diese müssen die Piloten ihre Beine stecken. So etwas Ähnliches gibt es auch für die Arme.
Wenn der Schleudersitz losgeht, ziehen sich die Schlaufen zusammen. Dadurch werden die Beine fest an den Körper und an den Sitz herangezogen. Genauso die Arme. Das ist extrem wichtig: Würden die Arme und Beine frei herumbaumeln, könnte der Pilot sich beim Herausschießen schwer verletzen.

Von dpa