Niederlande wählen neues Parlament

Niederlande wählen neues Parlament
Jeder Politiker auf dem Bild gehört zu einer anderen Partei. In den Niederlanden treten nämlich viel mehr Parteien an als in Deutschland. (Foto: dpa)

Heute liegen sie überall in den Niederlanden bereit: rote Buntstifte. Mit denen setzen die Niederländer ihr Kreuz auf den Wahlzettel – für die Partei, von der sie am liebsten regiert werden möchten. Die Menschen in unserem Nachbarland wählen ein neues Parlament und einen neuen Ministerpräsidenten. Das Ergebnis ist auch für Deutschland und Europa wichtig. Warum das so ist? Das erfährst du hier.

Das System

König Willem-Alexander (Foto: dpa)

Ministerpräsident Mark Rutte (Foto: dpa)

Das Parlament der Niederlande besteht aus zwei Kammern: Die erste Kammer wird von den Parlamenten in den einzelnen Landesteilen gewählt, die zweite vom Volk. Heute wird die zweite Kammer gewählt. 150 Politiker aus verschiedenen Parteien sitzen dort: Aus diesen Leuten wird die Regierung gebildet und ein Regierungschef ernannt. Der heißt in den Niederlanden Ministerpräsident. Zurzeit ist das Mark Rutte. Dann gibt es noch den König. Auch er ist Teil der Regierung und das Staatsoberhaupt des Landes, aber er gehört keiner Partei an. Ohne seine Unterschrift ist kein Gesetz gültig. Die wichtigste Aufgabe des Königs ist es, die Niederlande zu repräsentieren. Der König heißt Willem-Alexander.

Das Parlament

In einer Partei schließen sich Menschen zusammen, die ähnliche Ideen haben und diese zusammen umsetzen wollen. In Deutschland gibt es nur wenige Parteien, die wirklich wichtig sind – in den Niederlanden treten bei dieser Wahl aber 28 Parteien an! Mehr als zehn Parteien  sitzen zurzeit im Parlament. So viele verschiedene Politiker machen das Regieren schwierig. Der Grund für diese Zersplitterung ist die sogenannte Sperrklausel: Eine deutsche Partei darf nur in den Bundestag einziehen, wenn sie fünf Prozent der Stimmen bekommen hat. In den Niederlanden reichen 0,7 Prozent der Stimmen. Deswegen sitzen sehr viele kleine Parteien im Parlament.

Die Kandidaten

Einer von ihnen wird wohl gewinnen: Geert Wilders (links) und Mark Rutte (Foto: dpa)

Trotz dieser großen Auswahl sind zwei Männer in diesem Wahlkampf besonders wichtig – jeder von ihnen könnte Ministerpräsident werden. Der erste ist Mark Rutte: Er ist  50 Jahre alt, seit fast sieben Jahren Ministerpräsident und leitet die Partei VVD. Sie hat eher altmodische Ansichten, will eine freie Wirtschaft und möchte keine neuen Flüchtlinge aufnehmen. Die VVD findet die Europäische Union gut (das ist der Zusammenschluss von 28 Ländern aus Europa), will aber nicht, dass die EU zu viel Macht hat.

Der andere Mann heißt Geert Wilders. Seine Partei heißt PVV. Verrückt ist: Er leitet die Partei, ist aber auch ihr einziges Mitglied. Wilders ist ein sogenannter Rechtspopulist: Populisten versprechen einfache Lösungen für schwierige Probleme. Rechts bedeutet, dass der Politiker Stimmung gegen Ausländer macht. Außerdem ist Wilders gegen die EU. Aber auch Jesse Klaver, der Kandidat von der Partei „Die Grünen“, ist zum Beispiel sehr beliebt.

Nach der Wahl

Viele Menschen in den Niederlanden entscheiden sich erst kurz vor der Wahl, wem sie ihre Stimme geben. Deswegen ist es schwierig, vorherzusagen, wer gewinnen könnte. Viele Wahlforscher glauben aber, dass Mark Rutte ein bisschen vor Geert Wilders liegt. Klar ist: Wenn Rutte gewinnt, wird er seinen Kurs für das Land wohl beibehalten.

Aber wenn Wilders gewinnen sollte, wird sich vermutlich sehr viel ändern: Er würde versuchen, das Land vor Flüchtlingen abzuschotten und vielleicht auch aus der EU austreten. Das hätte natürlich Einfluss auf alle anderen EU-Mitglieder, auch auf Deutschland. Außerdem hat Deutschland seit vielen Jahren eine gute  Verbindung zu unserem Nachbarland – mit einem extremen Ministerpräsidenten könnte sich das ändern.

Wir sind gespannt, bei welcher Partei unsere Nachbarn heute mit rotem Buntstift ein Kreuz machen.

Steckbrief Niederlande

Hier liegen die Niederlande. (Grafik: Boehne)

Einwohner: 17 Millionen
Größe: 41,5 Quadratkilometer
Hauptstadt: Amsterdam, aber die Regierung arbeitet in  der Stadt Den Haag
Sprache: Niederländisch
Währung: Euro

Von Angela Sommersberg

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