Was beinhalten die Menschenrechte?
Ein Lehrer muss alle Schüler gleich behandeln. Er darf kein Kind besser bewerten, weil es der Sohn oder die Tochter des Bürgermeisters ist. Genauso darf er ein Kind nicht schlechter behandeln, weil es zum Beispiel Muslim ist, der Lehrer aber Christ ist. Das alles ist ziemlich selbstverständlich. Denn alle Menschen sind gleich wichtig. Es ist egal, ob sie arm oder reich sind. Ob sie helle oder dunkle Haut haben. Ob sie Christen oder Juden sind.
Früher war das anders. Damals war das politische System in Europa für eine Zeit ein absolutistisches. Das bedeutet, ein Herrscher regierte über die Menschen. Dieser wurde nicht von den Bürgern gewählt, sondern stand über dem Volk. Gesetze galten für ihn nicht, denn er fühlte sich von Gott für diese Arbeit ausgewählt. Der Herrscher lebte auf einem prunkvollen Hof und musste keine Steuern bezahlen. Die Menschen, die an seinem Hof arbeiteten, waren seine Leibeigenen. Berühmt für diese Art von Herrscher war der französische König Ludwig XIV. (gesprochen: der Vierzehnte).
Bürger verschiedener Klassen
Die Gesellschaft war in verschiedene Klassen aufgeteilt. Diese Klassen bezeichnete man als Stände. Zum ersten Stand gehörten Adlige wie Könige, Prinzen, Fürsten, zum zweiten Geistliche, also Priester und Bischöfe. Die gewöhnlichen Bürger gehörten dem dritten Stand an. Sie lebten häufig in großer Armut.
Irgendwann wollten die Bürger dieses Ständesystem abschaffen. Sie wünschten sich mehr Rechte und eine Demokratie, in der sie über die Regierung mitbestimmen konnten. Es begann eine Zeit des Umbruches, die Französische Revolution. Sie änderte das politische System in Europa völlig.
Das Recht, die eigene meinung sagen zu dürfen
Ein sehr historischer Tag war genau heute vor 225 Jahren, am 26. August 1789. Es war die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte. Sie bestand aus 17 Artikeln. Diese legten fest, welche Rechte für jeden Menschen gelten. Die ersten beiden Artikel besagen: Jeder Mensch wird frei, also nicht mehr von einem Herrscher abhängig, und mit den gleichen Rechten geboren. Das bedeutet, dass es keine Rolle mehr spielte, ob jemand aus einer Bauernfamilie oder einer Adelsfamilie kommt. Die Rechte, die jeder Mensch hat, sind das Recht auf Freiheit, das Recht auf Eigentum, das Recht auf Sicherheit und das Recht auf Widerstand gegen Unterdrückung. Weitere Rechte waren zum Beispiel das Recht, dass jeder frei seine Meinung sagen durfte und seinen Glauben frei wählen konnte. Vorbild für die Erklärung war die amerikanische Unabhängigkeitserklärung aus dem Jahr 1776.
Auch heute noch gültig
Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte sind bis heute die Grundlage der europäischen und anderen demokratischen Verfassungen. 1948 haben die Vereinten Nationen, ein Zusammenschluss von inzwischen 193 Staaten – die Menschenrechte in einem internationalen Vertrag festgehalten.
Von Kathy Stolzenbach
